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Super Mario Odyssey im Test – Gutgelaunte Weltreise

Nintendo will den Spaß an der Entdeckung wiederbeleben: Wie in N64-Tagen reist Mario in exotische Länder, die sich frei erforschen lassen – von der Großstadt bis hin zum idyllischen Urlaubsparadies. Dank der neuen Mütze kann man fast alles und jeden übernehmen: Einfach „Cappy“ auf ein Opfer schleudern und schon hoppelt man als Gumba, T-Rex oder sogar als roher Fleischklumpen durch die Welt!

© Nintendo / Nintendo

Der pure Spaß am Entdecken

Normalerweise achtet Nintendo peinlich genau darauf, in welcher Form seine Marken auf Youtube auftauchen. Im Fall von Super Mario Odyssey könnten einige Videos von Hobby-Entwicklern aber einen wichtigen Denkanstoß gegeben haben. Darin lief Mario in der Unreal Engine 4 durch untypisch realistische Kulissen wie eine überwucherte Wiese oder ein fast schon fotorealistisches Schloss. Auch Super Mario Odyssey befördert Nintendos Maskottchen in Kulissen, die auf den ersten Blick einen harten Stilbruch mit sich bringen: Ein Comic-Klempner neben einem T-Rex? Oder im Geschäftsviertel zwischen Anzugträgern? Schon nach wenigen Minuten entpuppt sich das Konzept aber als großartige Idee, die dem Spiel ähnlich viel Abwechslung verpasst wie seinerzeit Super Mario 64. Zu Beginn des 3D-Zeitalters war schließlich vieles erlaubt und die Entwickler experimentierten einfach drauflos, um ihre Vision eines räumlichen Jump-n-Runs zu verwirklichen – und genau diese Unbeschwertheit strahlt auch der aktuelle Teil aus.

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Stilsicher und nützlich: Manche Kostüme eröffnen Mario neue Wege. © 4P/Screenshot

Während der Großteil der Branche immer penibler auf eine stimmiges Design achtet, das sich wie ein roter Faden durchs Spiel zieht, pfeift Nintendo diesmal einfach drauf und lässt den kreativen Spinnereien seiner Entwickler freien Lauf. Gut so, denn genau das sorgt nicht nur für viel Abwechslung, sondern erzeugt tatsächlich das Gefühl, sich auf einer Weltreise in sehr unterschiedliche Kulturen und Parallelwelten zu befinden. Nachdem Mario das namensgebende Luftschiff Odyssey gefunden hat, wechselt er auf dem Globus zu immer neuen Reisezielen, die er mit Hilfe seiner magischen neuen Mütze Cappy erforscht. Schade, dass nicht auch die Story die Reiselust befeuert, sondern nur das altbekannte Entführungs-Thema wiederkäut. Vielleicht hätte man sich stärker an Klassikern wie „Reise um die Erde in 80 Tagen“ orientierten sollen. Auch Mario + Rabbids: Kingdom Battle hat bewiesen, dass man das Mario-Universum durchaus in eine interessante Story einbetten kann.

Auf die Glocke!

Stattdessen hat Bowser sich Peach für eine Zwangsheirat geschnappt, nebenbei das stilvolle Hut-Königreich überfallen und auch Cappys Schwester Tiara entführt. Vor dem Start der Rettungsmission verbindet sich Cappy mit Marios Hut und wird so zu einer praktischen Wurfwaffe, deren Flugbahn an einen Bumerang erinnert. Das neue Gadget erweist sich außerdem als Verwandlungskünstler: Ein Wurf auf den schlummernden T-Rex und schon kann man den Giganten steuern, durch Felsbrocken stampfen und fette Gegner aus dem Weg räumen.

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Ayayayay – ein Mond! im knuffigen Klischee-Mexiko kann Mario auch Glücksspiele an einarmigen Banditen starten. © 4P/Screenshot

Oder man schnappt sich einen Gumba, hüpft auf seine grimmigen Artgenossen und bildet eine riesige Räuberleiter, um nebenan ein Plateau zu erreichen. Noch mehr Spaß macht es, als Lavatropfen durch den brodelnden Eintopf zu schwimmen und sich von überkochenden Töpfen über die Karte bugsieren zu lassen. Nicht einmal gewöhnliche Gegenstände sind vor Cappys Übernahmen sicher: Hey, da vorne liegt ein Steinblock! Wie bescheuert wäre das bitteschön, den zu übernehmen? In Super Mario Odyssey kein bisschen, denn Sekunden später rumpelt man schon als massiver Block über den Boden, um in Rahmen eines Puzzles ein Bauwerk zu vervollständigen. Die Möglichkeiten sind gigantisch: Wer träumt denn nicht davon, sich eines Tages mal in einen rohen Fleischklumpen mit Schnauzbart zu verwandeln?