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Aber sobald man mehrere Gruppen zusammenstellen muss, um diese gegen eine größere Gegneranzahl in die Schlacht zu schicken, kommt beinahe das alte taktisch geprägte Suikoden-Gefühl auf.
Dennoch: Unter dem Strich bleibt alles zu sehr an der spielerischen Oberfläche. Viel Potenzial bleibt vor allem in strategisch-kämpferischer Hinsicht und möglicher Charakter-Entwicklung ungenutzt.

Da können auch kleine Hilfen wie die generell am Anfang einer Kampfrunde verwendeten Heilsprüche oder -Gegenstände

Viele der Zwischensequenzen wurden mit sauberer Sprachausgabe vertont!

nicht mehr viel ausrichten – zumal auch diese eher wie eine weitere Verbeugung vor dem Gelegenheitsspieler erscheinen, damit er ja nicht kalkulieren muss, wie er seine Heilfähigkeiten am besten einsetzt.

Auch die Möglichkeit, die Rohstoffe, die man nach den Kämpfen erbeuten kann, in den verschiedenen Städten (die größtenteils unterschiedliche Preise haben) gewinnbringend zu verkaufen, wirkt nur auf den ersten Blick interessant. Zum einen gerät man nur äußerst selten in Geldnot, zum anderen haben die Verkäufe kaum Einfluss auf bestimmte Preisentwicklungen. Sprich: Auch das Handelssystem bleibt wie fast alles sehr oberflächlich.

Verdammt noch mal

Und dennoch: Ich schaffe es nicht, von Suikoden Tierkreis loszukommen. Trotz aller Zugeständnisse an den Mainstream, trotz aller Vereinfachungen, trotz Fehlens einer Karte in den gefährlichen von Monstern bewohnten Gebieten. Ja: Die Kämpfe fordern nur selten, wenn man sich einmal auf eine bewährte Fähigkeitenzusammenstellung eingeschossen hat. Und ich bedauere es immer noch, dass ich so verdammt wenige Möglichkeiten habe, meine Figuren hinsichtlich ihrer Charakterwerte nach meinen Wünschen zu formen.

Doch die Geschichte des Helden, der auf der Suche nach seiner Vergangenheit nicht nur mit den 108 Sternen, sondern auch mit zahlreichen anderen Dimensionen Kontakt aufnimmt, zieht mich in ihren Bann. Und das, obwohl die häufig mehrere Möglichkeiten zur Antwort bietenden Dialoge eher Alibi-Funktion haben und keine Auswirkungen auf den Ausgang des Gespräches oder den weiteren Spielverlauf zu haben scheinen.
Doch die sehr schnell im Mittelpunkt stehende Frage um Vorsehung, Schicksal und Selbstbestimmung, angereichert mit Freundschaft, Wissenschaft, Religion und Verrat wird mit lebendigen, wenngleich leicht überzogenen Dialogen erzählt und lässt mich schnell über viele der nur selten über Standard-Anforderungen hinausgehenden Kämpfe sowie die anderen erwähnten Mankos hinweg sehen.

Vorbildliche Technik


Und zu allem Überfluss gehört Suikoden Tierkreis auch technisch zu den Vorzeigeprodukten auf Nintendos Doppelbildschirm.  Die malerischen Hintergründe, in denen immer wieder kleine Animationen wie durch die Baumwipfel scheinenden Sonnenstrahlen, in denen Staub tanzt oder die „typischen“ Schmetterllinge auf sich aufmerksam machen, sind

Idyllisch, prächtig, wunderschön: Die Kulisse von Suikoden Tierkreis gehört zum Besten, was das Ganre auf DS zu bieten hat.

nur der Anfang. Es geht weiter mit dem ausgefeilten Design der Polygonfiguren, die mit ihren „Großköpfen“ an die Darsteller aus Final Fantasy Crystal Chronicles Rings of Fate erinnern, und die sowohl im erforschenden Abenteuer-Modus als auch in den Kämpfen mit sauberen Animationen die Suikoden-Welt zum Leben erwecken. Und als Sahnehäubchen gibt es für Genießer wie bereits erwähnt, haufenweise gute, allerdings englische Sprachausgabe, die den Charakteren zusätzliche Tiefe verleiht.
Lob gebührt auch der Benutzerführung: Zwar gibt es keine unbedingt den Stylus erforderlichen Kontrollen wie irgendwelche Symbole, die bei Zaubern auf den unteren Schirm gekritzelt werden müssen. Doch mit der Möglichkeit, seine Figuren komplett ohne Knopfdruck per Stift durch das Abenteuer führen zu können, wird größtmöglicher Komfort geboten, um sich von Kampf zu Kampf und von Story-Sequenz zu Story-Sequenz hangeln zu können.

Online-Rollenspiel?

So konservativ und verhalten sich Suikoden Tierkreis in vielerlei Hinsicht zeigt, so fortschrittlich zeigt es sich vor allem in einem Punkt: Online-Anbindung. Zwar kann man sich nicht direkt mit mehreren Spielern ins Abenteuer stürzen. Doch die ohnehin auch innerhalb der Story angedeutete Möglichkeit von einer nahezu „unendlichen“ Anzahl an Parallelwelten wird hier konsequent ausgenutzt. Sprich: Man kann untereinander Figuren austauschen und so z.B. für einen Freund entweder eine niedrige Figur „mitschleppen“ und wie es so schön heißt „aufleveln“. Für diesen Zeitraum muss derjenige, der den Charakter ausgeliehen hat, auf ihn verzichten – sehr konsequent! Im Gegenzug darf die Figur nach dem Rückimport jedoch auch alle Gegenstände behalten, die sie in der anderen Dimension als Belohnung für erfüllte Aufgaben bekommen hat.
Hinsichtlich des Figurenexports gewinnt auch endlich die im „Solo-Modus“ eher unwichtig erscheinende Verteilung der Zauberfähigkeiten an Bedeutung, da man auf diesem Wege unter Umständen einen völlig einzigartigen Charakter kennenlernt und für einen kurzen Moment in „seinem“ Universum begrüßen darf.
Das ist zumindest die Theorie, da ich über die gesamte Testphase hinweg nur wenige Spieler in der Online-Unendlichkeit gefunden habe und dementsprechend nach nur einer „Verleihung“ in dieser Hinsicht keine ausreichenden Erfahrungen machen konnte. Da die Online-Funktionalität jedoch nur ein schmückendes Beiwerk ist, hat sie keinen Einfluss auf die Wertung.