Anfang August schrieb ich in meiner Preview zu Star Wars Outlaws, dass dem Shooter noch das „Besondere“ fehlt. Ein Feature oder ein Element, der es einzigartig macht und den bis dato soliden Titel in ein wirklich gutes Spiel verwandelt.
In die Test-Version habe ich schlussendlich über 25 Stunden investiert, zahlreiche Aufträge mit Kay Vess und Nix hinter mir, alle vier großen Planeten mal mehr und mal weniger erkundet. Welche Stärken und Schwächen Star Wars Outlaws besitzt, ob ich die Besonderheit noch gefunden habe und warum Entwickler Massive Entertainment ein paar Monate Feintuning mehr gut getan hätten, verrate ich euch im Test. Jetzt auch mit finaler Wertung.
Star Wars Outlaws: Nach dem Einbruch ist vor dem Einbruch
Die Geschichte von Star Wars Outlaws beginnt in einer weit, weit entfernten Galaxis, zwischen Episode 5 und 6: Das Imperium hat noch immer das Gewaltmonopol in der Hand, von Alderaan existieren nur noch ein paar Brocken Gestein im Weltall und Darth Vader hat sich unlängst als Lukes Vater und Mörder von Dutzenden Jünglingen offenbart. In dieser Zeit schlüpfe ich in die Haut von Schmugglerin Kay Vess und ihrem Haustier-Begleiter Nix.
Die beiden wollen in Folge eines großen Einbruchs endlich ein friedliches Leben führen, allerdings geht ebenjener Plan schief und Kay muss von Cantonica, ihrem Heimatplaneten, fliehen. Das Problem? Sie klaut ausgerechnet ein seltenes Schiff von Sliro, dem Typen, den sie gerade versucht hat, auszurauben. Findet der als Chef des Zerek Besh-Syndikats natürlich wenig witzig – und schon haben Kay und Nix den Salat.
Nach einem Crash auf dem komplett neu erfundenen Planeten Toshara und ein paar ersten Schritten, das etwas angeschlagene Transportmittel wieder zu reparieren, stolpere ich mit Kay direkt in die nächste Misere: Verrat und unerwartete Hilfe eines auf dem ersten Blick viel zu glatt wirkenden Verbrecherbosses. Dieser bietet mir Schutz an, wenn ich im Gegenzug ein Team zusammenstelle und noch einmal bei Sliro einbreche – von da an geht es von Planet zu Planet, um die verschiedenen Team-Mitglieder für die Herkulesaufgabe einzusammeln.
Eine blasse Truppe
Das Zusammenstellen des Teams und der Einbruch ist die grundlegende Prämisse von Star Wars Outlaws, die Geschichte hat aber noch ein wenig mehr zu bieten – auch wenn sie ein gutes Stück braucht, um wirklich in die Gänge zu kommen. Am Anfang dümpelt sie vor allem vor sich hin: Ich erledige die mir gestellten Aufgaben, aber wirklich Sympathie oder Interesse an den einzelnen wichtigen Nebencharaktern oder auch an Kay selbst entwickle ich nicht.
Das liegt auch daran, dass mir die Autor*innen kaum etwas an die Hand geben. In den ersten Spielstunden erfahre ich so gut wie nichts über die Heldin und ihren niedlichen Begleiter, wodurch vor allem die Schmugglerin, ganz anders als das offensichtliche Filmvorbild, arg blass wirkt.
Erst in späteren Rückblenden, die, je nachdem wie viel Zeit man in den offenen Welten verbringt, sehr lange auf sich warten lassen können, und kleineren Dialogen öffnet sich langsam die Hintergrundgeschichte von Kay, bei ich sogar ein wenig mit ihr (und ihrem pelzigen Sidekick) mitfühle. Immerhin wächst sie in problematischen Familienverhältnissen auf, kann sich aber rauskämpfen, trotzdessen, dass es immer wieder Rückschläge gibt.
Viele andere Nebencharaktere schaffen es aber gar nicht erst in diesen Status. Am Ende wächst mir lediglich der stoische Kommandodroide ND-5 ein Stück weit ans Herz, weshalb manche Szenen mit ihm besonders treffen. Techniker Gedeek oder auch die Bombenexpertin an Bord sind hingegen grundsätzlich ganz nett, rücken aber nach ihrer Rekrutierung schnell wieder in den Hintergrund. Das ist schade, denn Konkurrent EA hat erst mit Star Wars Jedi: Fallen Order und dem Nachfolger bewiesen, wie wichtig und zentral Begleiter*innen sein können, selbst wenn es sich nicht um ein Rollenspiel handelt.
Positiv möchte ich an dieser Stelle aber erwähnen, dass Star Wars Outlaws zwar Bezug zu den ersten Star Wars-Filmen herstellt, sich aber nicht gänzlich dem Fan-Service unterordnet. Es ist eine vollkommen eigenständige Geschichte, die sich der Schmuggler-Fantasie hingibt. Auch wenn sie diesen Anspruch nicht immer ganz erfüllen kann.