Auf dem Holzweg
Sie werden üblicherweise aus Lindenholz gefertigt. Ihr Ursprung liegt in Russland. Ihr Ruf reicht von „typischem Touristen-Tinnef“ bis zu „großer Kunst“. Zumindest ist ihr Bekanntheitsgrad weltweit nicht fern von Wodka, Moskau oder Doktor Schiwago. Die Rede ist von Babuschkas, auch bekannt als Matroschkas oder Matrjoschkas. Und ausgerechnet um diese Schachtelpuppen, die ineinander gestapelt werden können, dreht sich Double Fines neues Spiel. Das stammt übrigens nicht direkt aus der Feder von Meister Schafer höchstpersönlich, sondern ist Lee Petty zuzuschreiben, der jedoch auch an Brütal Legend mitarbeitete.
[GUI_PLAYER(ID=68588,width=400,text=Modellbauwelten, gefüllt mit Rätseln und Schachtelpuppen: Willkommen in der Welt von Stacking…)]Doch was will man aus diesem trockenen Holzpuppen-Thema machen? Eine Art Verschiebe-Spiel? Ein Match-3? Ich weiß: Wimmelbild-Gedöns! Die Wahrheit ist: Nichts von alledem. Denn wo bei mir in diesem Fall die Fantasie bereits endet, fängt sie bei Double Fine erst an.
Verschachtelte Alter Egos
Dabei ist das Grundprinzip so einfach wie naheliegend: Man steuert eine dieser ominösen Matrjoschka-Puppen. In diesem Fall den Knirps Charlie, das jüngste Kind der Schornsteiger-Familie Blackmore, der ähnlich wie Oskar Matzerath aus Günter Grass‘ Blechtrommel eine Wachstumsstörung zu haben scheint.
Dafür hat er jedoch die Möglichkeit, in Figuren „einzusteigen“, die eine Nummer größer sind als er. Hier kann er nicht nur die besondere Aktion jeder einzelnen Figur bis zu seinem Ausstieg nutzen, sondern sich mit dieser Figur in der nächstgrößeren Variante „einnisten“. Undsoweiter. Nach einer minimalen Eingewöhnungszeit, die vom sehr übersichtlichen Tutorial vorbildlich überbrückt wird, hat man dieses Prinzip und die wenigen damit verbundenen Regeln verinnerlicht. Dazu gehört, dass man keine Größe auslassen darf und die Figuren nur von der Rückseite her einnehmen kann – was z.B. bei Wärtern ein kleines Problem darstellt. Man muss irgendeine Möglichkeit finden, sie abzulenken.
Und damit sind wir schon mitten im spielerischen Kern: In den fünf Welten warten haufenweise Rätsel, für die man die richtige Puppe zur richtigen Zeit braucht, damit Charlie schließlich seine gesamte Familie aus den bösen Fingern des „Barons“ befreien und das Joch der Kinderarbeit beenden kann.
Dass diese Puppen wiederum hinter anderen Rätseln versteckt sein können und man mitunter geschickt um die Ecke denken muss, macht das System umso reizvoller. Wie auch die Tatsache, dass viele der am Weg der Hauptgeschichte liegenden Rätsel multiple Lösungswege mit unterschiedlichen Puppen offenbaren.
Rätsel-Fantasie
Da wäre z.B. die Safari-Ausstellung auf dem Kreuzfahrtschiff, die von einem Großwildjäger begleitet wird. Genau diesen Jäger muss man dazu bringen, zum Kapitän zu gehen und sich zu beschweren. Nun könnte man versuchen, sich so lange auf der Größenleiter nach oben zu bewegen, bis man die Figur einnehmen kann, die die Spielzeugkanone bedient und ein Geschoss wild durch die Kulisse jagen. Das führt dazu, dass die Deckwache die Ausstellung schließt und der Großwildjäger wutschnaubend Richtung Käptn stürmt. Doch es gibt auch „subtilere“ Methoden – wie z.B. den Muskelprotz, der einen
gnadenlosen rechten Haken schlägt und die Pappmaché-Kulissen zerlegt. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass ein Teil der Kulisse erst in den Weg einer auf dem Sonnendeck auf einem Hochrad herumfahrenden Familie geschoben werden muss, damit die ohne Rücksicht den Papiertiger in zwei Teile sprengt. Oder man findet über Umwege den Bären, in den man schlüpfen kann und sorgt so für geordnetes Chaos&Die Zwischensequenzen werden im Stile klassischer Stummfilme inszeniert – inklusive Klaviermusik und Texttafeln.
Abseits des Hauptstranges gibt es jedoch auch haufenweise Nebenmissionen, die man teils zufällig entdeckt und auf die man teils direkt mit der Nase gestoßen wird – auch ohne den optionalen Leuchtpfad zu nutzen, der einen zur nächsten Aufgabe führt, wenn man mal die Orientierung verloren haben sollte.
Man kann z.B. ganze Figurensets finden, die verschachtelt und ggf. an den richtigen Ort gebracht werden müssen. Es gibt besondere Figuren, mit der man die Sammlung vervollständigen kann. Und manche haben besondere so genannte Kapriolen zur Verfügung, spezielle Fähigkeiten, die auf eine bestimmte Anzahl anderer Figuren angewendet werden müssen. Will man zudem noch alle möglichen Rätsellösungen erforschen, kann man zu den gut drei bis vier Stunden, die die Hauptstory in Anspruch nimmt, noch gut zwei bis drei aufrechnen. Man kann es sich allerdings auch leicht machen und die Hilfe im Spiel wahrnehmen, die einen in bestimmten zeitlichen Abständen neue Hinweise zu ungelösten Problemen einsehen lässt.
Doch aller Abwechslung zum Trotz plagt Stacking ein gewisses Problem der Vorhersehbarkeit: Bis auf wenige Ausnahmen muss man kaum weite Wege gehen oder allzu stark um die Ecke denken, um auf des Rätsels Lösung zu kommen. Vor allem in den letzten zwei Kapiteln sind die benötigten Figuren meist hinter der nächsten Ecke zu finden. Damit beraubt man sich letztlich etwas der über einen Großteil der Zeit erfolgreich aufgebauten Faszination.
Kreatives Artdesign
Uneingeschränktes Lob hingegen verdient das Artdesign: Das beginnt beim Stummfilm-Flair mit Filmstreifen-Verschiebungen, Texteinblendungen und altertümlicher, meist klavierbasierter Musikuntermalung in den Zwischensequenzen. Das geht weiter beim liebevollen und abwechslungsreichen Design der Matrjoschka-Puppen, die stimmungsvoll bemalt wurden und bei denen man sogar teilweise die Holzmaserung erkennen kann. Und das endet erst bei
Wo geht’s denn hier zum Schnitzelmuseum: Diese deutsche Familie ist ein Beispiel für den typischen Double Fine-Humor, den man auch in Stacking findet. |
dem fantasievollen Einsatz von Alltagsobjekten als Versatzstücke in den Schauplätzen. Eisstiele als Schiffsplanken, Zigarren als Schornsteine: Die Welt, die Double Fine hier bastelt ist gleichermaßen vertraut wie ungewöhnlich. Und sie wird von zweigeteilten Charakteren bevölkert, die zwar über eine festgemalte Mimik verfügen, aber die emotional dennoch glaubhaft sind. Es ist faszinierend, mit welch einfachen Mitteln diese Spielzeugfiguren animiert werden und dabei einen lebendigen Eindruck hinterlassen.
Und nicht zuletzt darf man auch nicht den Humor vergessen, der sich auch in der für jede Figur individuellen Aktion zeigt. Hier ist das Kaugummiblasen blasende Kind, das kein Ende findet, bis sich die gesamte Kaumasse um den Holzkopf legt. Dort ist die Opernsängerin, die ihre Arie so lautstark schmettert, dass ihr der gehörnte Helm vom Kopf fliegt. Da lauert der kleine Hans (aus Deutschland), der nur zu gern überall hin kotzt und eigentlich mit seiner Familie zum Schnitzelmuseum wollte. Und das alles vor dem Hintergrund von Kinderarbeit in einer alternativen industriellen Revolution. Dass Stacking dabei nicht mit dem erhobenen Zeigefinger durch die Gegend läuft, sondern dem ganzen Industrie-Gebaren mit süffisanten Text-Dialogen sowie überzeichneten Figuren einen Spiegel vorhält, passt dabei nicht nur vorzüglich zum Stummfilm-Stil. Es ist gleichermaßen Sinnbild für den Witz, den man normalerweise mit allem assoziiert, was mit Tim Schafer zu tun hat.
Ist im Moment, wenn auch bei mir im Dashboard irgendwie nicht angezeigt, eine Woche lang für 600 MS-Points zu haben. Auf jeden Fall ein toller, lohnenswerter Titel für diese Summe.
Das Design des spiels ist aufjedenfall sehr, sehr fresh wie ich finde.
Wie das eigentlich Spielprinzip ja auch.
Nur ist der letzte Funke nicht rübergesprungen, dass ich mir jetzt sage, dass ich das ganze unbedingt zocken müsste.
Auch der Preis ist sehr happig wie ich finde.
Wird geholt sobald ich Limbo durch hab
habs mir auch geholt...find das spiel für zwischendurch ganz lustig...fand nur krass dass die installation fast ne halbe stunde für 1 gig gebraucht hat wo die Ps3 für 4GB nicht mal so lange braucht...
super dass ihr jetzt auch PSN testet!