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Splinter Cell: Essentials (Action-Adventure) – Splinter Cell: Essentials

Ego-Shooter, die mit Schleich-Aufträgen Abwechslung ins Spiel bringen wollen, waren nie mein Ding. So etwas funktioniert nur in darauf ausgelegten Titeln: Thief oder Hitman sind Paradebeispiele dafür. Tom Clancys Agenten-Thriller ist vom gleichen Kaliber – jedenfalls auf PC und Konsolen. Nach der misslungenen DS-Version von Chaos Theory lässt euch Ubisoft jetzt auch auf Sonys PSP Terroristennester infiltrieren. Trägt der Handheld-Ausflug diesmal zurecht den großen Namen?

© Ubisoft / Ubisoft

Krampfiges Anschleichen

Die PSP-Ausgabe macht da zum Glück keine Ausnahme, denn euch stehen sämtliche elektronischen Spielereien und Fähigkeiten der Vorgänger zur Verfügung. Einziger Haken ist die Bewegung per Handheld-Tasten. U.a. bewegt ihr euch nämlich in zwei unterschiedlichen Arten voran: Während das normale Voranschreiten über den analogen Nippel funktioniert, zielt ihr damit beim Schießen und rückt Sam über die vier rechten Buttons in alle Himmelsrichtungen. Das ständige Umdenken hemmt den Ablauf leider spürbar. Viel empfindlicher stört mich

Ihr habt die Wahl: Bringt ihr die Feinde ums Leben oder setzt ihr sie nur außer Gefecht?

aber die Kontrolle der Kamera, da ich den Blick nicht einfach über die Schultertasten in die richtige Richtung lenke, sondern nur bei gedrücktem Button die Sicht per Analognippel einstelle.

Gerade bei einem Vorgehen, das ständiges Umsehen erfordert, ist es ausgesprochen lästig, zwischen Laufen und Umsehen umzuschalten. Ein elegantes Fortschreiten fällt damit flach, was mir die gesamte Zeit über sauer aufstieß. Hinzu kommt, dass sich der Spezialist für Heimlichkeit selbst bei nach einer auf Anschlag gehaltenen Richtungsangabe nur langsam fortbewegt, falls er zu Beginn der Bewegung eine Sekunde lang vorsichtig schleicht. Wenn euch ein Gegner entdeckt, wollt ihr die Steuerung aber nach oben ziehen, um ihn schnell auszuschalten. Was dann passiert? Sam läuft gemütlich auf den Widersacher zu – bis ihn der Kugelhagel auf die Knie bittet. Erst stehen zu bleiben, um dann rennen zu können ist alles andere als intuitiv.

Unterwegs in Grün und Grau

Was mir aber richtig Kopfschmerzen bereitet hat, ist das dunkle Ambiente. Ich höre schon eure graue Zellen platzen: „Splinter Cell war schon immer dunkel, das muss so sein!“ Richtig. Allerdings haben die Entwickler vergessen, dass ich nicht nur im stockfinsteren Kämmerlein schleichen will. Genau das müsst ihr aber, wenn ihr ohne Nachtsichtgerät etwas erkennen wollt. Solange Sam nicht seine fesche Brille runter klappt seht ihr bei normaler Zimmerbeleuchtung hingegen nicht einmal, wo ihr hintretet. Aus diesem Grund war ich durchgehend im grobpixeligen,

Von einem niedrigen Rohr könntet ihr dem Gegner kopfüber den Hals umdrehen. Hier bleibt euch nur das Ausknocken im Sprung.

grau-grünen Einerlei unterwegs. In dafür vorgesehenen Abschnitten ist das cool – auf Dauer nervt es. Dass euch bei der Darstellung ohne Restlichtverstärker keine opulente Pracht entgeht, ist nur ein geringer Trost.

Abgesehen von diesen Eigenheiten ist Splinter Cell aber (fast) ganz das alte. Eure Aufgabe ist es, terroristischen Gruppen das Handwerk zu legen, wofür ihr Informationen besorgt, führende Personen ausschaltet oder Bomben an gestohlenes Kriegsgerät hängt. Dazu dringt ihr möglichst unentdeckt in feindliche Lager ein – als Ein-Mann-Rambo habt ihr keine Chance. Stattdessen sucht ihr einen Weg abseits von Patrouille-Routen, versteckt ihr euch im Schatten und schlagt Wachen lautlos KO. Je nach Situation wird das Geschehen dabei mit Spannung erzeugenden Klängen oder aufgeheizten Rhythmen aus dem Synthesizer untermalt. Die Gegner können auf PSP zwar nur Wache schieben und auf euch schießen, das beeinflusst den gewohnten Ablauf aber nur unwesentlich. Abgesehen von den erwähnten Bewegungs-Schwierigkeiten stellt Essentials für Kenner allerdings keine Hürde dar – ich hatte auf eine stärkere Herausforderung gehofft. Erst im Mehrspieler-Modus über WiFi zeigt sich, mit welchen Wassern ihr gewaschen seid. Gegen menschliche Widersacher führt ein falscher Schritt schnell zum Ableben, weshalb nur voll ausgebildete Agenten hier bestehen.