Erinnerungen
Es muss fast jede TV-Serie der 80er und 90er Jahre gewesen sein: Die Autoren überlegen sich, was sie in den ersten drei bis vier Jahren Großartiges vollbracht haben und kommen auf die Idee, ihre gesammelten Werke in einem einstündigen Rückblick gesondert hervorzuheben. Der Kenner wird dann z.B. mit einem bewusstlosen William T. Riker konfrontiert, welcher im Koma noch einmal Mission Farpoint durchkaut. Es ist ja nicht so, dass man als Fan die Episoden nicht sowieso schon auswendig zitieren könnte…
Splinter Cell Essentials macht genau das: Es versetzt euch ans Ende des erst im September erscheinenden Double Agent, wo Sam Fisher verhört wird und sowohl Ankläger als auch Kollegen Aufträge aus der Vergangenheit des Agenten sowie Missionen aus Teil vier ausgraben. Ob es sinnvoll ist, Handlungsfäden der echten Fortsetzung so zeitig vorweg zu nehmen? Ein gutes Drehbuch hätte davon Abstand genommen. Zumal ein selbiges sowieso kaum Präsenz zeigt: Statt der gewohnt schicken Filmsequenzen bekommt ihr übereinander gelegte Standbilder vorgesetzt, die euch ohne dramaturgischen Aufbau von einem Level in den nächsten schicken.
Bei solchem Aufwand und dem Grünen-Punkt-Gefühl wird schnell deutlich, dass Ubisoft mit voller Kehle in den Recycling-Kanon auf Sonys PSP einstimmt. Wieso auch nicht – der Handheld ist schließlich nur ein Abfallprodukt der PlayStation-Marke und seine Käufer betteln darum, für 250 Euro plus Spiel so richtig abgespeist zu werden…
Cooles Spielzeug
Als Fan der Serie war ich auf den Rückblick in die Vergangenheit trotzdem gespannt. Aber was macht den weltbesten Geheimagenten eigentlich so populär? Meisterdieb Garrett hat mehr Freiheiten beim Schleichen, Solid Snake watet in den charakterlichen Tiefen eines Rollenspielhelden und Agent 47 ist an Coolness nicht zu überbieten. Zugegeben: Bei einem Sympathie-Wettbewerb müsste Sam als erster die Bühne verlassen. Mir war das aber immer egal, denn der Spion hat ganz andere Stärken: Was er an Charakterstärke und spielerischer Freiheit einbüßt, macht er mit seinem lässigen Stil wett. So locker klappt sonst niemand den Restlichverstärker runter, so problemlos huscht keiner zwischen zwei Wänden empor und Leon alias Jean Reno wäre neidisch, wenn er sehen könnte, wie Fisher seinen Widersachern von der Decke hängend den Kopf verdreht. Sam labert nicht – er macht einfach.