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Spelunky 2 (Plattformer) – Brandgefährliche Schatzsuche

Tausende von Schätzen und noch mehr plötzliche Tode: Spelunky 2 bringt gierige Höhlenforscher wieder an den Rand der Verzweiflung. Nach dem PS4-Port von Teil 1 im Jahr 2013 tüftelte Derek Yu viele Jahre an der idealen Mischung für die hüpfende Erkundung gefährlicher „Rogue-Lite“-Verliese. Ob es ihm gelungen ist, überprüfen wir im Test.

© Mossmouth / BlitWorks / Mossmouth

Schritt für Schritt

Veteranen kennen das Gefühl des vorsichtigen Vorantastens: Hinter jedem Schädel-Stachelhaufen wartet hier der Tod durch weitere zufallsgenerierte Gemeinheiten. Mal gräbt sich urplötzlich ein Killermaulwurf aus der Erdwand, anderswo rollt sich ein „Stachelrücken“-Häuptling plötzlich zur tödlichen Kugel zusammen. Oder aber ein stetig näher kommender Geist macht mir wortwörtlich Beine, fast wie in Bubble Bobble. Da helfen nur noch gute Reflexe, Voraussicht und natürlich Erfahrung: Das Auswendiglernen der Viecher, Pfeilfallen und ihrer Reaktionen ist ein nicht zu unterschätzender Motivationsfaktor! Verborgene Passagen, alternative Pfade, Geheimräume und Abkürzungen sorgen ebenfalls für mehr Abwechslung. Anlauf für Anlauf wage ich mich weiter in Levels wie den Dschungel oder in einen Vulkan vor, um z.B. in den Bestenlisten oder einer täglichen Herausforderung gut dazustehen. Forschertochter Ana sucht auf dem Himmelskörper nach ihren verschollenen Eltern, so die Story, die sich aber fast komplett im Hintergrund hält. Standardmäßig bringt Ana nur ihre Peitsche mit, deren Timing irgendwann in Fleisch und Blut übergeht.

Zum Glück wurde der Schwierigkeitsgrad ein wenig gesenkt, so dass ich mich auf den Erkundungstouren etwas entspannter fühlte als früher. Für meinen Geschmack ist es zwar immer noch etwas zu knifflig, doch Yus Hingabe zur passenden Balance wird immer wieder deutlich. Die zusammengesetzten Level-Versatzstücke wirken spürbar durchdachter und routinierter zusammengesetzt als etwa in Rogue Legacy oder The Swindle, wo ich schon mal unverschuldet in einer Sackgasse landete. Ein auferstandenes Skelett zerlege ich per Kopfsprung, löse mit seinem Schädel eine Pfeilfalle aus, die wiederum eine Fledermaus erwischt. Sprengungen per Bombe starten immer wieder ganze Kettenreaktionen, die einerseits natürlich lustig anzuschauen sind, anderseits aber schnell einen Run beenden können. Plötzlich liege ich nicht vor Goldbarren und funkelnden Diamanten, sondern in einer Grube, wo ich Herzchen für Herzchen von einer Boxfalle, einer Fledermaus sowie anderen Biestern auseinandergenommen werde.

Schlicht, aber putzig

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Zeit für einen Ausritt! © 4P/Screenshot

Das Gewusel ist vielerorts grafisch schon etwas zu schlicht geraten. Die höher aufgelösten, putzig animierten Zeichnungen sorgen aber immerhin für die nötige Übersicht (sofern man nicht gerade ohne Fackel in einer Höhle voller Glühkäfer landet). Hinzugekommen ist übrigens auch eine Flüssigkeits-Physik für Lava und dergleichen. Freunde des ursprünglichen Pixel-Stils kommen dagegen wieder nicht auf ihre Kosten. Dank mystischer Xylophonmusik, allerlei Spinnen und Schlangen fühlte ich mich aber trotzdem angenehm an C64-Klassiker wie Montezumas Rache oder H.E.R.O. erinnert.

Später kommen auch thematisch abweichende Biester wie Pfeilmücken, Roboter oder Reittiere hinzu. Die Rettung von Haustieren spielt eine wichtige Rolle für die Lebensenergie-Herzchen, zumal z.B. auch das Reiten auf den Truthähnen einen gewissen Schutz bietet. Andererseits kann ich mit einem riesigen maunzenden Fellknäuel in der Hand keine Waffe mehr tragen – und auch keine Steinchen zur Fallenauslösung. Coole Extras sind die automatisch attackierenden Helfer, allerlei Gadgets wie ein Jetpack oder Waffen wie Armbrust, Flinte oder Eisstrahler. Den bewaffneten Ladeninhaber solltet ihr auch diesmal lieber nicht reizen. Andernfalls endet der Durchlauf binnen Millisekunden in einer Ladung Schrot.

Online beinahe unbrauchbar

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Was darf’s sein? Eine Ladung Schrot? © 4P/Screenshot

Die Wahl verschiedener Figuren wird vor allem im Multiplayer mit bis zu vier Spielern interessant. Dafür solltet ihr allerdings lieber Freunde vor Ort haben. In den neuen, von Lags geplagten Online-Ausflügen hatte ich entweder wild durchs Bild glitchende Figuren oder eine stark verzögerte Steuerung. Im Optionsmenü lässt sich immerhin einstellen, wie stark der Steuerungs-Lag ausfallen soll, um Glitches zu vermeiden – Spaß kommt bei solch einer trägen Handhabung aber nicht im Geringsten auf. Mit vermittelten Fremden wird es ohnehin meist zu chaotisch und unberechenbar, da man sich schließlich ganz vorsichtig abstimmen sollte. Freunde lassen sich alternativ ebenfalls einladen. Schade, dass die Spielfigur nicht analog gesteuert wird, sondern nur in zwei Geschwindigkeiten läuft: Hält man einen Knopf bzw. eine Taste gedrückt, läuft er temporär etwas langsamer. Profis dürften aber genau diese digitale Berechenbarkeit schätzen, um in jedem Moment die passende Antwort parat zu haben. Fürs Feintuning und die Belegung stehen übrigens zahlreiche Optionen zur Auswahl.

  1. Vielleicht noch erwähnenswert: Ich konnte das Spiel auf der PS4 nicht starten (Systemcrash) und musste es, um starten zu können, dann 2x neuinstallieren. Nach dem Update auf 1.07 dann nochmals löschen und neuinstallieren.
    Ein ganz fieser Übersetzungsfehler ist mir auch aufgefallen: Unter den diversen Items im Shop gibt es auch einen Geschenkkarton. Dieser wird als "Gegenwart" angeboten. Da hat wohl jemand das englische Wort "Present" ...

  2. sir.stan hat geschrieben: 23.09.2020 12:47 Das Spiel ist ein Meisterwerk und die Definition des Begriffes Hassliebe. Die Kritik an der Grafik kann ich nicht nachvollziehen, stimmige Hintergründe, knackige Objekte, tolle Animationen. Die Steuerung vielfältig und präzise, der Umfang immens. Meine persönliche Wertung würde sich wohl um die 90% einpegeln.
    Den Mehrspielerpart kann ich nicht beurteilen, für mich ist Spelunky ein Singleplayergame.
    Schließe mich an, auch wenn es vielleicht nicht mein absolutes Lieblingsspiel ist, würde ich Spelunky 2 wie schon Teil 1 das Prädikat "perfektes Videospiel" geben. Es wirkt so einfach in seinem Aufbau, und ist doch so durchdacht und komplex. Und psssst ...mal unter uns... will nicht die Nintendo-Schwadron am Hals haben: es ist meiner Meinung auch im weiteren Sinne das beste jump n' run Spiel aller Zeiten.

  3. sir.stan hat geschrieben: 23.09.2020 12:47 Die Kritik an der Grafik kann ich nicht nachvollziehen, stimmige Hintergründe, knackige Objekte, tolle Animationen.
    Geht mir auch so. Gab ja schon bei Teil 1 deswegen Gemurre bei manchen Spielern. Ich finde selbst als altgedienter Liebhaber von Pixelart und -spielen den Stil sehr gelungen, hübsch und übersichtlich... während mich das kostenlose Spelunky Classic da doch eher kalt lässt.
    Verstehe allerdings nicht, warum es (noch?) keine Ankündigung für die Switch gibt. Genau wie Binding of Isaac & Co. eignet sich das Prinzip super für einen Run auf der Couch, im Bett oder in der Bahn. Da hoffe ich doch auf Einsicht, wäre schon schön wenigstens Teil 2 auf einer mobilen Nintendo-Konsole willkommen zu heißen.

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