2D soll es sein!
Eine »technisch veraltete« Konsole in den Händen zu halten, hat nicht nur Nachteile. Denn dadurch sind die Designer gezwungen, sich abseits von 3D-Schnickschnack auf das eigentliche Spiel zu konzentrieren – so wie in den guten alten Zeiten. Die Sonic-Serie ist dafür ein großartiges Beispiel: Die unbestrittene Hochphase der Reihe war
in 2D, die 3D-Ausflüge litten immer an Unübersichtlichkeit, mauer Steuerung und mäßiger Grafik. Jetzt hätte das Sonic Team natürlich ein neues Sonic Adventure auf den DS bringen können. Aber was wäre das wohl geworden bei einem Handheld, welches kein bilineares Filtering beherrscht und dessen Polygondurchsatz auf N64-Niveau ist? 4Players-Prognose: Das wäre in die Hose gegangen. Ähnliches müssen sich auch die Designer gedacht haben, also haben sie sich auf ihre 2D-Wurzeln besonnen, den zusätzlichen Screen als Spielfelderweiterung dankend ins Repertoire aufgenommen – und eines der besten Jump-n-Runs seit Mega Drive-Tagen designt!
Der Kenner findet in Sonic Rush all die Designelemente, die er über die Jahre lieben gelernt hat: gigantische Loopings (die sich dieses Mal auch über zwei Screen ziehen), Korkenzieherschrauben (horizontal und vertikal), Sprungpads oder Luftnot in den Unterwasserabschnitten. Dazu kommen einige neue wie das Bungee-Seil, welches den Igel zuerst tief abtauchen lässt und anschließend umso höher nach oben schnipst – oder Unterwasserballonminen, welche einen zwar nach oben ziehen, aber nach kurzer Zeit mit einer dicken Druckwelle explodieren. Frisch im Sortiment sind auch 3D-Elemente wie ein Riesen-Wasserrad, eine Transportkralle oder eine große Schraube, die Sonic von A nach B befördert. Ein an der Seite gezeigter »Boost-Meter« füllt sich durch erledigte Gegner bzw. Luft- und Railtricks (ja, das geht – obwohl es nicht »Tony Hawk: Sonic Edition« ist) füllt man den auf. Der dient zum einen zum schnellen Vorstoß,
mit dem man an Geschwindigkeit gewinnt und sich überraschend auftauchender Gegner ebenso flott entledigen kann. Zum anderen ermöglicht er den Zugang zu den bekannten Bonuswelten, in denen es nicht nur Ringe, sondern auch Chaos-Diamanten abzustauben gibt.
Wo sich Igel und Katze Hallo sagen
Als wichtigste Besonderheit seid ihr dieses Mal nicht nur mit Sonic, sondern auch mit der mysteriösen lila Katze Blaze unterwegs – Tails und Co. spielen nur noch eine passive Nebenrolle. Beide Protagonisten steuern sich sehr ähnlich, starten aber in unterschiedlichen
Levels, wobei sich die Geschichten früher oder später unweigerlich kreuzen. Die Grundaufgabe der beiden ist gleich, aber während Sonic nach den Chaos-Diamanten Ausschau hält, hat Blaze die »Sol Emeralds« im Visier. Auf dem Weg da hin durchqueren die beiden viele thematisch sehr unterschiedliche Levels – eine griechisch angehauchte Wasserwelt, eine ägyptisch
wirkende Zone, eine grüne Blätterlandschaft oder eine glitzernde Las Vegas-ähnliche Stage. Am Ende jeder Welt wartet ein Bossgegner auf seine Kopfnuss, was durchaus wörtlich zu nehmen ist: meist müsst ihr einen Weg finden, an seinen Kopf ranzukommen und ihn mehrmals auf selbigen treffen – der untere Screen zeigt in diesen Momenten die Lebensenergie des Bosses sowie einen anfeuernden Tails an.
Die Kämpfe gegen die Obermotze brechen optisch mit dem Rest des Spiels: Denn während die Standardlevels die klassische 2D-Sicht inkl. einiger 3D-Spielereien bieten, sind die Boss-Arenen komplett in 3D-gehalten – in denen ihr allerdings dennoch nur auf festen Bahnen laufen dürft. Das Besondere an den Endgegnern: sie sind fantastisch animiert! Ob riesige Robo-Schlange, schwimmendes Unterwassermonster oder gigantischer Mistkäfer, die Biester sind ideenreich designt und bewegen sich flüssiger als sonnengewärmte Butter. Die anfänglichen Scharmützel sind noch vergleichsweise leicht und offensichtlich, später müsst ihr erstmal die Schwachstelle des Gegners finden, bevor ihr euch einen Weg zu ihr bahnt. Ist der Level geschafft, gibt’s ein kurzes Echtzeit-Filmchen um die Story voranzutreiben sowie eine Abrechnung, die eure Gesamtleistung einschätzt. Zwischen den Welten wird automatisch der Spielstand gesichert.