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SNK 40th Anniversary Collection (Arcade-Action) – Retro ohne Reiz

Veteranen verbinden mit Spielen von SNK einige wohlige Erinnerungen – z.B. an Metal Slug, King of Fighters oder Fatal Fury. Und während das Mini Neo Geo mit einigen dieser Vertreter ausgestattet wurde, legt die jetzt auf PS4 erhältliche SNK 40th Anniversary Collection einen anderen Fokus und verzichtet auf diese Klassiker. Was wir von den übrigen über 20 Titeln dieser Sammlung halten, verraten wir im Test.

© SNK / Digital Eclipse / NIS America / flashpoint / Koch Media

Glorreiche Historie

In seiner Hochphase hat SNK nicht nur mit seinen Prügelspielen den Platzhirschen Namco und Capcom die Stirn geboten. Man hat mit Metal Slug einen der Prototypen für seitwärts scrollende Action etabliert. Zudem war man nicht nur in Spielhallen mit Automaten aktiv, sondern hat mit der Neo-Geo-Konsole ein Heimsystem veröffentlicht, dass die Arcade-Geräte auf den heimischen Bildschirm zauberte. Zwar für horrende Preise, doch Sammler ließen sich davon nicht abschrecken. Angesichts dieser Geschichte, die direkt mit dem kometenhaften Aufstieg von Videospielhallen und der Konkurrenz für die Arcades durch immer bessere Konsolensysteme zusammenhängt, ist die Zusammenstellung der 25 Titel für diese Sammlung zwar gut gemeint, aber fragwürdig. Dass Titel wie das wohl als Antwort auf Space Invaders & Co gedachte Ozma Wars aus dem Jahr 1979 mit von der Partie ist, kann ich aus historischen Gründen noch nachvollziehen. Immerhin ist dies das erste Spiel, das man veröffentlicht hat.

Doch die Mischung der restlichen meist aus seitwärts scrollenden Baller- und/oder Prügelaction bietenden Titel ist gewöhnungsbedürftig: Die Liste stellt mit Ausnahme von Ikari Warriors (und seinen beiden Nachfolgern) eher einen Querschnitt über all das dar, was SNK außerhalb seiner großen Serien oder all dem produzierte, was es zu einer Kultschmiede

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Man darf sich auch am allerersten SNK-Spiel Ozma Wars versuchen, das 1979 in den Spielhallen auftauchte. © 4P/Screenshot

gemacht hat. Man findet abseits der durchaus unterhaltsamen Squash-/Tennis-Mischung Paddlemania z.B. keine Sportspiele. Da zudem die Rückblick-Sammlung nicht über das Jahr 1990 hinausgeht, fehlen selbstverständlich Titel wie Nam, Fatal Fury, King of the Monsters , Soccer Brawl, Last Resort oder Metal Slug – um nur einige zu nennen. Und damit bleibt ein schaler Beigeschmack. Man wird das Gefühl nicht los, dass man die in den letzten Jahren auch einzeln in den Digitalstores angebotenen Retro-Klassiker lieber weiter dort verkaufen möchte, als sie in eine „schnöde“ Sammlung zu packen. Andererseits hat man in das Mini Neo Geo einige dieser mit dem unverkennbaren SNK-Stil produzierten Klassiker der Post-90er-Ära eingebaut, so dass man sich bei dieser Auswahl  wie ein Spieler zweiter Klasse vorkommt.

Schwach, aber üppig

Erschwerend kommt hinzu, dass viele der Titel deutlich als Abwandlung anderer integrierter Spiele mit teils nur leicht veränderten Grafiksets erkennbar sind. So sehr es Spaß macht, mit einem Soldaten auf einem vertikal scrollenden Schlachtfeld für Zerstörung zu sorgen oder in den Frühformen von Shmups mit Fluggeräten den Himmel leerzuräumen, hat man sich zu schnell an den simplen Mechaniken sattgespielt. Immerhin gibt es auch Ausnahmen wie Street Smart, SNKs Antwort auf Capcoms Street Fighter, der für viele den Startpunkt der langjährigen Prügelfehde zwischen den beiden Nippon-Schwergewichten darstellt. Immerhin: Zwar gibt die Auswahl der Spiele bzw. der Entscheidung, nichts ab dem Jahr 1991 zu integrieren viel Raum für Diskussionen. Hinsichtlich der technischen Umsetzung haben die Retro-Modernisierer von Digital

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Die Sammlung besteht hauptsächlich aus Varianten horizontal oder vertikal scrollender Action, bei der zu häufig nur die Grafiksets ausgetauscht wurden. © 4P/Screenshot

Eclipse aber erneut ganze Arbeit geleistet. Man kann mehrere Grafik-Filter hinzuschalten und je nach Titel sowie Verfügbarkeit entscheiden, ob man die Spielhallen- bzw. Arcade-Version starten möchte oder ob man die japanische der amerikanischen Variante vorzieht.

Bei allen 25 Titeln darf man vor dem Start zahlreiche Modifikationen vornehmen und z.B. den Schwierigkeitsgrad oder die Anzahl der Bildschirmleben verändern. Die Steuerung lässt sich komplett individualisieren. Und wer zusätzlich zur Speicheroption eine weitere Hilfe benötigt, um sich durch die Klassiker zu kämpfen, wird sich über die Rückspulfunktion freuen, die bei Sammlungen dieser Art mittlerweile zum guten Ton gehört. Und im Museum kann man sich ausgewählte Artworks anschauen, einen allgemeinen Überblick über die frühe SNK-Geschichte bekommen oder sich an den zur Verfügung stehenden Soundtracks erfreuen. Doch dies alles wäre umso beeindruckender gewesen, wenn diese Sammlung zum 40-jährigen Jubiläum von SNK nicht schon nach 21 Jahren Schluss machen würde.