Geheimtipp aus Schweden?

Man sollte meinen, dass nach all dem Hype und diversen Kontroversen um Yooka-Laylee auch andere Sandbox-Hüpfer von dessen Kielwasser profitieren. Klar – Mario und Sonic ziehen nach wie vor. Ohne großen Namen scheint man es aber immer noch deutlich schwerer zu haben als in anderen Genres. Trotz des Wirbels um Rare und die Switch ist beim neuen Stockholmer Entwickler Right Nice Games beinahe unbemerkt eine idyllische kleine Hommage an Jak and Daxter entstanden. Nach meinem etwas hölzernen ersten Eindruck auf der E3 habe ich mir die Vorschau erstmal gespart, das deutlich besser polierte Endprodukt hat mich aber angenehm überrascht. Vor allem die knackig-direkte Steuerung ist nach dem etwas trägen Yooka-Laylee eine echte Wohltat, zumal sich in den Optionen sogar die automatische Kamera deaktivieren lässt und das Spielgefühl dann ein wenig ans gute alte Super Mario Sunshine erinnert.

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Es geht hoch hinaus! © 4P/Screenshot

Nachdem die zynische Computer-Intelligenz “CRT” einige luchsverachtende Experimente an Skylar Lynxe durchgeführt hat, kann die Heldin sich aus ihrem Gefängnis befreien. Der Vorteil am Missgeschick: Ihr frisch implantierter bionischer Arm lässt sich auf den vom Bösewicht eroberten Inseln im Kampf einsetzen und weiter aufrüsten. Neben einfachen Frontal- und Drehattacken nutzt sie auch technische Tricks wie einen aufladbaren Powersprung oder ein Elektrolasso, mit dem sie sich über Abgründe schwingt. Am Boden trifft sie auf ihren neuen gefiederten Gefährten Plux. Er und der Rest der Bevölkerung sind natürlich nicht gerade erfreut über ihre Vertreibung aus den idyllischen Inseldörfern. CRT hat drei Sicherungen aus einem mystischen Artefakt entwendet und die flauschigen, „Lo‘a“ genannten Ureinwohner in alle drei Klimazonen der offenen Welt verschleppt. Ähnlich wie in Raymans Abenteuern muss man sie mit gesammelten Edelsteinen aus Käfigen retten, damit sie mit einem euphorischen Quietscher in die Freiheit schweben.

Lo’a!

Die klumpigen Kissenwesen sind durchaus putzig – davon abgesehen wirkt das Figurendesign aber bei weitem nicht so professionell wie bei Nintendo oder Playtonic: Skylar z.B. stakst selbst für einen Cyborg reichlich hölzern durch die Welt, zumal auch die Zwischensequenzen eher an private Youtube-Animationen als an eine echte Zeichentrickserie erinnern. Plux‘ übermotivierte Sprüche wie „What the funk!?“ sorgen bestenfalls für unfreiwillige Komik. Wirklich gestört haben mich solche Einlagen aber auch nicht, da sie sich im Hintergrund halten und die Geschichte immerhin ein gelungenes Ende nimmt.

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Lust auf ein paar Zeiträtsel? © 4P/Screenshot

Im Mittelpunkt steht ohnehin das Hüpfen – und dieser Fokus übt eine nicht zu unterschätzende Faszination aus. Kein unnötiger Schnickschnack, keine störenden Minispiele wie in Yooka-Laylee. Stattdessen konzentriert sich der Erkundungstrip durch die kleine offene Welt auf das Wesentliche in einem Plattformer: Hüpfsequenzen über jede Menge idyllische Inseln und beschaulich verschlungene Bergpfade. Ähnlich wie bei Playtonic spielen die Kämpfe nur eine untergeordnete Rolle und bremsen den Spieler höchstens ein wenig aus. Hier ein paar putzige Monitor-Welpen mit dem Rundum-Wirbel wegboxen, dort auf ein paar Kanonen-Bots stampfen – und schon geht es weiter. Hat man sich die Taktiken der Widersacher eingeprägt, stellen sie nur noch eine verhältnismäßig geringe Bedrohung dar. Zur Not steigt man an einem der fair gesetzten Rücksetzpunkte ein oder kommt schnell wieder durch Portale ans Ziel. Auch das Hopsen, Schweben und Schwingen mit dem Elektrolasso bleibt meist einsteigerfreundlich. In der diabolischen Fabrik voller Laser und Förderbänder wird es später immerhin etwas anspruchsvoller, so dass auch erfahrene Spieler sich hier etwas stärker konzentrieren müssen.