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Sherlock Holmes 3: Die Spur der Erwachten (Adventure) – Sherlock Holmes 3: Die Spur der Erwachten

Auf den ersten Blick haben die Geschichten von H.P. Lovecraft und die von Sherlock Holmes wenig gemein, auch wenn bei ersterem gelegentlich auch Ermittler vorkommen. Beide handeln jedoch von finsteren Geheimnissen, denen ihr jetzt auch in Sherlock Holmes: Die Spur der Erwachten auf den Grund gehen könnt. Ob Cthulhu und der Detektiv in ein Abenteuer passen?

© Frogwares / Frogster Interactive

Erzählungen des Wahnsinns

Ich lese die Storys aus der Feder von H.P. Lovecraft gerne, obwohl sie aufgrund des schwülstigen Schreibstils schwer zugänglich sind. Gerade die Erzählungen des Cthulhu-Mythos sind nicht einfach nur

Die Anspielungen auf Cthulhu finden sich im Spiel allerorten, meist eher offen als versteckt.
 Gruselgeschichten, sie eröffnen eine ganz neue geheime Welt, 

die sich hinter der unseren verbirgt. Ein Universum des Schreckens voller mysteriöser Völker, finsterer Riten und erbarmungsloser Götter, das menschliche Betrachter schlicht verrückt werden lässt. Hier überlebt nur, wer sich vor den so genannten „Alten“ in den Staub wirft, sie anbetet und sich bedingungslos in ihre Fänge begibt.

Wie viele „Große Alte“ so ist auch der krakengesichtige Cthulhu längst in Vergessenheit geraten, nachdem alle das Zeitliche segneten, die ihn einst verehrten. Nach menschlichem Ermessen lebt er allerdings ewig. Aus dem Necronomicon wissen wir, dass nichts richtig tot ist – ganz bestimmt nicht ein uraltes Wesen aus den Tiefen der See. Er lauert nur auf seine Rückkehr, bis er wie in Cthulhus Ruf von einem Unglücklichen beschworen wird. Ähnlich Verwerfliches führen auch die Leute einer mysteriösen Sekte in Die Spur der Erwachten im Sinn, wenn sie scheinbar wahllos Personen auf der ganzen Welt entführen. Nicht auszudenken, was geschehen könnte, wenn das Böse tatsächlich wieder erweckt würde.

Holmes vs. Cthulhu

Im Adventure wecken die Cthulhu-Jünger das Interesse des berühmtesten Detektivs, den das London der viktorianischen Ära zu bieten hat. Der von Arthur Conan Doyle ersonnene Sherlock Holmes

Sherlock Holmes wirkt einmal mehr wie ein Fels in der Brandung des von Wirrköpfen heraufbeschworenen Chaos.

missbilligt derartige Unterwürfigkeit natürlich auf Schärfste, denn er ist ein Mann des Verstandes. Für ihn zählt nur die Wissenschaft, was ihn zum Feind der Anhänger solchen Unglaubens macht. Insbesondere Physik und Chemie haben es ihm angetan, die im Spiel immer wieder auftauchen. Obwohl es mehr als 30 Jahre vor den Geschichten um Cthulhu spielt, sind Holmes und sein getreuer Dr. Watson dennoch die Einzigen, die den Untergang der zivilisierten Welt noch aufhalten können.

Als der maoristämmige Diener eines vornehmen Londoner Herren verschwindet, macht sich Holmes missmutig auf die Suche nach ihm. Insgeheim vermutet er, dass der Knecht aus Neuseeland schlecht behandelt wurde und deshalb türmte. Doch als weitere Personen vermisst werden, darunter auch der Leibwächter einer waschechten Prinzessin, ist klar, dass es sich um eine größere Sache handelt. Zudem findet Holmes erste Spuren, die auf eine Entführung hindeuten. Nun hat der Meisterdetektiv Blut geleckt und nimmt die Fährte der Entführer auf.

Barrikaden in London

Nun ist es an euch, Holmes und Watson durch die Gassen von London zu lotsen, wo alles beginnt. Zunächst übernehmt ihr den Detektiv, später könnt ihr auch in Watsons Rolle schlüpfen. Ihr seht das

Nicht nur im Hafenviertel sieht vieles im 3D-Adventure kahl und leblos aus, obwohl es durchaus alt wirkt. 

 Geschehen aus der Ich-Perspektive. Obwohl die Steuerung keinesfalls sehr ausgeklügelt ist, bleibt ihr fast nirgends hängen, was beim Vorgänger noch anders war; sogar sich zu ducken fällt leicht. Eine Schnellreisefunktion erleichtert euch das Fortkommen. Leider stoßt ihr ziemlich oft an sichtbare und unsichtbare Grenzen wie Barrikaden, wo Holmes dann zum Besten gibt: Ich habe keinen Grund, dort hinzugehen. Auch hier beweist er scheinbar hellseherische Fähigkeiten…

Start ist in der bekannten Wohnung in Baker Street 221b, die stilecht umgesetzt wurde. Komplett mit viktorianischem Interieur, Labor und Droschke vor der Tür. Schön, das mal alles in 3D zu sehen, auch wenn die 3D-Grafik nicht vom Feinsten ist. Auf der Straße sieht alles ein bisschen steril aus, es gibt nur wenig Leben und Details. Das liegt auch daran, dass viele Objekte bloße Staffage sind. So könnt ihr nur einen Bruchteil der Schränke und Türen öffnen. Die Personen bewegen sich, als hätten sie einen Stock verschluckt. Später kommt ihr noch an andere Orte, wie den Hafen, ein Sanatorium in der Schweiz und nach New Orleans in Louisiana.

Lösbare Rätsel

Knobeltechnisch gibt es einiges zu tun, auch wenn die Aufgaben recht unterschiedlicher Qualität sind. Die meisten Dinge sind mal wieder Inventarrätsel, bei denen ihr einen Gegenstand an die richtige

Eine der Aufgaben: Ihr erwacht in einer Zelle und müsst rauskommen. Wer sich richtig umschaut, ist klar im Vorteil.

Stelle bringen müsst. Die Kunst hierbei ist, auch wirklich alles in einem Raum aufzusammeln, was nicht immer gelingt – an der Bedienung liegt es aber nicht. Wenn die Chemie ins Spiel kommt, dürft ihr auch Sachen mischen. Kombinationsrätsel sind eher die Ausnahme, kommen aber auch vor, etwa wenn ihr ein Schloss mit einem Löffel knacken müsst. So was lässt sich oft durch Rumprobieren lösen. Die Rätsel sind laufintensiv, da ihr immer wieder an frühere Orte zurückkehren müsst.

So müsst ihr etwa im Sanatorium in den Bergen zuerst mit einem Patienten namens Wolf sprechen, dann dessen Akte lesen, um festzustellen, dass er nur mit seinem geliebten Professor sprechen will. Dann müsst ihr ein Bild des Nervenarztes organisieren, die Verkleidung und euch als dieser ausgeben. Nur so verrät euch der Patient, was der Doktor immer getan hat, um die Geheimtür zu öffnen. Ihr seht schon, wie linear das Adventure aufgebaut ist, auch wenn ihr oft frei umherlaufen könnt. Immer wieder sind die Rätsel hintereinander geschaltet, denn hier könnt ihr die Geheimtür nicht öffnen, bevor ihr euch nicht unterhalten habt.