Veröffentlicht inTests

Shadows: Awakening (Rollenspiel) – Ketzerische Königreiche jetzt komplett

Als Shadows: Heretic Kingdoms Ende 2014 erschien, konnte es sich als passables Action-Rollenspiel beweisen und bei uns eine Wertung von 74% einheimsen. Kurz darauf musste der damalige Publisher bitComposer Insolvenz anmelden – das eigentlich für 2015 vorgesehene „Buch 2“ wurde nicht veröffentlicht. Nachdem die Marke den Besitzer gewechselt hat und bei Kalypso ein neues Zuhause gefunden hat, kommt mit Shadows Awakening quasi eine visuell runderneuerte sowie um frische Inhalte ergänzte Fassung heraus, die zudem ihre Konsolenpremiere feiert – Zeit für einen neuen Test.

© Games Farm / Kalypso Media

Das kenn ich doch…

Seelenverschlinger? Ein jederzeit möglicher Wechsel zwischen der echten und der Schattenwelt? Haufenweise Figuren, die man für seine Party akquirieren kann und zwischen denen man als taktisches Element jederzeit umschalten darf? Rätsel und Fallen in Dungeons? Das kommt mir alles bekannt vor. Es ist allerdings keine Überraschung, dass die Fortsetzung des Spiels Shadows: Heretic Kingdoms aus dem Jahr 2014 auf die gleichen Elemente zugreift. Doch als ich auf der Xbox One mit den ersten Aufgaben konfrontiert wurde, hatte ich mehr als nur ein Déjà-vu. Denn hier wurden nach  harmlosen Tutorial-Kämpfen in der ersten größeren Siedlung Thole Missionen aufgerufen, die mir irgendwie bekannt vorkamen: Ein Geist, der eine Herberge heimsucht? Ein Trunkenbold, der mich bittet, den Leichnam seiner Frau im Totenreich „verschwinden zu lassen“? Es kam mir so vor, als ob ich vor vier Jahren am PC  genau diese Quests schon einmal bewältigt hatte. Eine Probe mit einem alten Spielstand hatte ein positives Ergebnis zur Folge. Und zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir „Was hat die denn geritten? Awakening als neues Spiel feilzubieten ist starker Tobak…“

[GUI_STATICIMAGE(setid=84508,id=92573086)]
Die Kulisse hat seit der Urfassung „Heretic Kingdoms“ vor etwa vier Jahren auf dem PC einen Schritt nach vorn gemacht, krankt aber immer noch an fehlernder Wucht und einigen kruden Animationen. © 4P/Screenshot

Erst dann fiel mir ein, dass der damalige Publisher bitComposer kurz nach der Veröffentlichung insolvent die Segel streichen musste – noch bevor die eigentliche Auflösung der Shadows-Hauptgeschichte mit dem zweiten Buch fortgesetzt und abgeschlossen werden konnte. Ich hatte vollkommen vergessen, dass Kalypso sich schließlich die Rechte an Shadows schnappte und vor etwas mehr als einem Jahr einen Teaser veröffentlichte, der auf das hinwies, was jetzt als Awakening veröffentlicht wurde. Und man muss Kalypso zu Gute halten, dass unter dem Strich mehr herauskommen ist, als eine nur um das zweite Buch (seinerzeit „Age of Demons“ betitelt) ergänzte Wiederveröffentlichung. Das Team von Gamesfarm hat an allen Ecken und Enden geschraubt. Der Prolog von Shadows: Heretic Kingdoms wurde entfernt. Die Kulisse wurde komplett überarbeitet. Die Benutzerführung wurde optimiert. Und es gibt Konsolenversionen.

Leicht verfremdete Wiedererkennung


[GUI_STATICIMAGE(setid=84508,id=92573087)]
Man kann jederzeit in die Schattenwelt wechseln. Dies wird sowohl in den Kämpfen als auch bei der Lösung der cleveren Rätseln zunehmend wichtig. © 4P/Screenshot

Diese sind allerdings trotz kompletter sowie großteils gelungener technischer Überarbeitung der PC-Version auf One und PS4 visuell eher spröde – irgendwie haben einige Entwickler nach wie vor Probleme, die Unity-Engine passabel auf Konsolen zu bringen. Während man am Rechner zwar auch die kruden Animationen und das insgesamt eher schwache Trefferfeedback kritisieren kann, das deutlich hinter der Wucht des mittlerweile auch schon fünf Jahre alten Diablo 3 zurückstecken muss, ist die allgemeine Qualität auf Sonys und Microsofts Flaggschiffen eher dürftig. Die Auflösung wirkt selbst auf One X und PS4 Pro sehr niedrig, das Bild wird dadurch unnötig dumpf und verwaschen. Eine saubere Konsolenoptimierung sieht anders aus – was angesichts der eher moderaten PC-Anforderungen einerseits sowie der zumindest passablen technischen Qualität der letzten Konsolenumsetzungen von Kalpyso (Vikings: Wolves of Midgard, Railway Empire) andererseits umso unverständlicher ist. Abseits der bereits erwähnten Animationen liefert der PC ein ansehnliches Bild ab: Die Kulissen sind im Großen und Ganzen schick, wobei man nach wie vor keine Anpassung der Kameraposition erlaubt. Die Perspektive ist fest – Schwenks,  Drehungen oder Zoom der Kamera sind auch mit Awakenings nicht möglich.