Wilkommen in der Bizarro-Dimension
Schon das erste Rätsel von Scorn setzt den Ton für das schaurig-eklige Biomechanik-Abenteuer, das direkt aus H. R. Gigers Zeichenfeder stammen könnte. Nach dem Sturz in eine Grube, findet ich mich als verwachsener Alien-Humanoid in einer verlassenen Fabrikhalle wieder. Die monumentale Architektur wirkt wie dem Rückgrat eines Riesen entsprungen, knochenähnliche Strukturen, umspannt von versteinerter Muskulatur. Aus dem Boden ragen Maschinen, die wie Insekten auf ihre Beute lauern, während ich nach einem Ausweg suche.
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Mit einem Fahrstuhl und seiner biomechanischen Kontrolleinheit erreiche ich eine Plattform, von der aus ich ein Schieberätsel löse. In einem Geflecht übergroßer Knochen sind versteinerte, Ei-ähnliche Strukturen gelagert, deren einzig intakte Form ich nach etwas hin- und her einem Greifarm übergebe, der den Behälter eine Ebene nach unten transportiert. Eine Ebene tiefer wird mir gewahr: In dem Stein-Ei ist ein unglückliches, missgestaltetes Alien eingebettet, dass verzweifelt an seinem Gefängnis rüttelt, als ich es über ein Schienensystem unerbittlich seinem Ende entgegenschiebe. Selbiges ist dann auch mehr als unrühmlich: Eine scharfkantige, knorrige Schabevorrichtung schneidet das unglückselige Geschöpf aus seinem steinernen Heim und entsorgt seinen leblosen Körper achtlos durch ein Loch im Boden. Ich greife mir den abgetrennten Arm, dem ich über eine lebende Konsole an der Wand sogleich eine implantierte Kontrolleinheit verpasse, um das Haupttor der Werkhalle zu öffnen.
Was zur Hölle ist hier los?
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Und das ist nur der Start in eine Hölle aus Bio-Tech-Abscheulichkeiten, Körperflüssigkeiten und Mutationen. Scorn ist faszinierend und abstoßend gleichermaßen. Die Welt ist unerbittlich, widerlich und unheimlich spannend. Denn absolut gar nichts wird hier erklärt. Ich weiß nicht was los ist. Wer ich bin. Und was es mit dieser merkwürdigen, zerfallenen Biomechanik-Fabrik zu tun hat, die von einem merkwürdigen roten Überwuchs befallen ist, aus dem immer wieder fiese Alien-Mutanten schlüpfen. Die sechs Stunden dieses Abenteuers sind ein bizarrer Fieber-Albtraum, aus dem es schlicht kein Entrinnen gibt.
Keine Sorge: Mehr werdet ihr von mir nicht zum Inhalt von Scorn erfahren, denn die unvoreingenommene Erkundung dieses unwirtlichen, unnachgiebigen Schauplatzes ist der größte Schatz eines der widerlichsten Videospiele, die ich je erlebt habe. Ich habe selten so oft die Frage „was zum Teufel ist hier los?!“ in den Raum gestellt, ohne je auch nur den Hauch einer Antwort zu bekommen. Auch dadurch fühlt sich Scorn wie ein spielbares Werk des legendären Künstlers H. R. Giger an. Der hat sich nämlich nicht nur mit dem Xenomorph-Design der Alien-Filme unsterblich gemacht, sondern generell den bizarr-biomechanischen, sexuell aufgeladenen Cyber-Albtraum-Fetisch geprägt, den dieses Alien-Abenteuer an jeder Ecke bedient. Ob das noch als Hommage durchgeht oder eigentlich einer offiziellen Lizenzierung bedürfte müssen andere entscheiden. Klar ist, dass die Kunst von Giger das große Vorbild für diesen Survival-Horror ist.