Immerhin kann man seine Widersacher nicht nur niederknüppeln, sondern auch mutig streicheln, um ihr Vertrauen zu gewinnen und sie anschließend als Mitstreiter oder Erntehelfer einzusetzen.
Manche Gegner entpuppen sich sogar als nützliche Eierleger, Milchgeber, Wolllieferanten oder Lasttiere. Doch auch Raguna selbst kann weit mehr als nur kämpfen und Felder bestellen. Mit einer Angelrute kann man Fischfang betreiben, mit einer Axt Holzvorräte für den Ausbau seines Hofes oder das Errichten von Monsterstallungen anlegen oder mit einem Hammer erzhaltiges Gestein abtragen. Wenn man seinen Bauernhof entsprechend ausstattet, kann man sich später auch als Koch, Apotheker oder Schmied versuchen. Natürlich fällt auch hier kein Meister vom Himmel. Doch durch beharrliches Trainieren und Studieren entsprechender Bücher kreiert man mit der Zeit immer hochwertigere Produkte und kann sein Geschick auch bei Wettbewerben unter Beweis stellen.
Pixelalarm im Bilderbuch
Grafisch setzt Rune Factory auf einen Mix aus malerischen 2D-Kulissen und dreidimensionalen Polygonfiguren, was aber nicht so recht miteinander harmonieren will. Die Figuren wirken aufgrund ihrer geringen Größe teils sehr verpixelt und haben nicht viel Ähnlichkeit mit ihren handgezeichneten Anime-Portraits. Manchmal weiß man erst nach dem Start eines bebilderten Gesprächs, wen man eigentlich vor sich hat. Das ist zwar nicht weiter tragisch, hätte aber sicher auch besser gelöst werden können. Die Spielumgebungen sind jedenfalls trotz ihrer Rasterstruktur recht ansehnlich und das, obwohl sie eigentlich schon mehrere Jahre auf dem Buckel haben.
Man kann besondere Ereignisse oder Situationen auch als Screenshots festhalten, sie in einem integrierten Malprogramm bearbeiten und dann an Freunde schicken. Auch Gegenstände lassen sich per WiFi mit anderen Spielern tauschen. Landwirtschaftliche Teamarbeit oder direkte Wettkämpfe sind aber leider nicht möglich. Dafür kann man freundschaftliche Beziehungen mit den Dorfbewohnern pflegen oder die Zuneigung gezähmter Monster verbessern, indem man sie immer wieder striegelt. Der Touchscreen bleibt die meiste Zeit allerdings ungenutzt. Natürlich sucht Bauer auch nach wie vor Frau: Die einheimischen Mädels haben alle unterschiedliche Vorlieben und bekommen gern Geschenke. Wer seiner Auserwählten mit den richtigen Mitteln den Hof macht, kann sie irgendwann ehelichen und eine Familie gründen.
Motivierende Routine
Trotz zahlreicher Betätigungsmöglichkeiten und motivierender Rollenspielelemente macht sich bei den Aufgaben mit der Zeit eine gewisse Routine bemerkbar.

-Fans kennen das, aber viele verschmähen das virtuelle Bauerndasein genau aus diesem Grund. Auch Rune Factory kann trotz auflockernder Monsterjagd und Dungeon-Erkundung nicht leugnen, ein trotz Jahreszeitenwechsels, Dorffeste und wachsenden Privatzoos immer gleiches Pflichtprogramm abzuspulen, das sicher nicht jedermanns Sache ist.
Doch auch wenn ich alles andere als ein Harvest Moon-Jünger bin, muss ich gestehen, dass ich Hacke, Gießkanne und Schwert trotz aller Eintönigkeit nur schwer aus den Händen legen konnte. Man verspürt einfach eine Verpflichtung gegenüber seiner virtuellen Arbeit, die einen immer weiter treibt. Grund dafür sind auch die sich stetig verbessernden Fertigkeiten und Werkzeuge, mit denen man immer neue Dinge anstellen kann. Rune Factory ist sicher kein Ausnahmetitel, aber was es macht, macht es gewohnt gut und unterhaltsam, obwohl ich mir für das neue Abenteurerdasein mehr Spannung und Tiefgang gewünscht hätte. Unterm Strich haben die Entwickler die Erweiterung des Farmalltags durch Dungeon-Besuche und Monsterzucht aber gut gelöst und stimmig miteinander verknüpft. Jetzt muss man die neue Basis nur noch entsprechend ausbauen.