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RollerCoaster Tycoon World (Simulation) – Unfertiger und unschöner Freizeitpark

RollerCoaster Tycoon World sorgte bisher als unfertiger und regelrecht mangelhafter Early-Access-Titel inkl. Box-Version im Einzelhandel für Aufsehen. Dann entschied sich Atari die Freizeitpark-Aufbausimulation exakt einen Tag vor dem großen Konkurrenten (Planet Coaster) zu veröffentlichen und den Vorabzugang zu beenden. Und obwohl die Entwickler in den letzten Monaten viele Verbesserungen an der Großbaustelle vorgenommen haben, reicht RollerCoaster Tycoon World längst nicht an den Glanz vergangener Titel oder an Planet Coaster heran.

© Nvizzio Creations / Atari, RCTO Productions

Einmal Tycoon sein

Auch bei RollerCoaster Tycoon World geht es darum, einen virtuellen Freizeitpark mit allerlei „flachen“ Attraktionen, Achterbahnen, Dekorationen und Geschäften zu bauen und zu verwalten. Kaum eröffnet, stürmen Besucher den Park, wollen ihr Geld für intensive oder moderate Fahrgeschäfte ausgeben, sich mit überteuertem Fast Food die Bäuche vollschlagen und sich nach intensiven Achterbahn-Touren ihr Essen erneut durch den Kopf gehen lassen – alles wie gehabt. Entertainer bespaßen die Besucher, Hausmeister säubern die Laufwege und Mechaniker reparieren defekte Attraktionen, sofern sie den Weg dorthin finden.

Schwächen bei der Simulation

Obgleich die Bedürfnisse der Parkbesucher („Peeps“) mit individuellen Vorlieben beim Essen und der Szenerie etwas komplexer als bei Planet Coaster ausfallen, zeigen sich bereits erste Schwächen bei der grundlegenden Simulation der Besucher. Allein die Darstellung der Menschenmessen wirkt bei Planet Coaster viel natürlicher und lebendiger, gerade wenn alles richtig überlaufen ist und sich Staus an Engstellen bilden.

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Die Übersetzung ist ein Paradebeispiel für den unfertigen Zustand des gesamten Spiels. „Gehen Sie“ Ja, aber wohin? Und was ist eigenlich „Neuer fluss“? © 4P/Screenshot

Die Peeps bewegen sich weitgehend im Alleingang durch die Szenerie (keine Grüppchenbildung oder Familien) und auch auf Wegen, an denen nichts gebaut wurde, tummeln sie sich. Und ab einer bestimmten Kamera-Entfernung bewegen sich die Besucher nur noch mit staksigen und ruckeligen Animationen fort, selbst wenn alle Grafikdetails auf Maximum stehen.

Bei den Parkangestellten wie Mechanikern kommt es des Öfteren vor, dass sie permanent durch das Areal laufen und gar nicht daran denken, defekte Attraktionen zu reparieren. Hier muss man selbst eingreifen, einen Mechaniker manuell auswählen und direkt vor Ort absetzen. An zu niedrigen Löhnen kann diese passive Arbeitseinstellung nicht liegen, denn solche Einstellungsmöglichkeiten fehlen gänzlich. Apropos Optionen. Bei den Attraktionen lassen sich zwar viele Details (Preis, Laufzeit, Farben, Musik etc.) manuell anpassen, doch das kann nicht kaschieren, dass die simulierten wirtschaftlichen Belange bei RollerCoaster Tycoon World noch schwächer und unbedeutender als bei Planet Coaster sind. Personal-Schulungen und Mitarbeiter, die freiwillig kündigen, weil sie unzufrieden sind, gibt es ebenso wenig wie die Forschung nach neuen Attraktionen. Große ökonomische Herausforderungen braucht man nicht erwarten.

Gut gemeint, nicht gut umgesetzt

Vieles fühlt sich gut angedacht, jedoch schlecht umgesetzt oder unfertig an. Ein Beispiel hierfür sind die „Influencer“. Solche Very-Important-Peeps mit überzogener Hashtag-Neigung und eigenen „Followern“ kündigen ihren Parkbesuch im Vorfeld an und möchten bei ihrem Besuch etwas Besonderes erleben oder kaufen oder essen. Schafft man es, ihren Wunsch zu erfüllen, steigt der Bekanntheitsgrad des Parks,

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Ein „Beeinflusser“ hat sich angekündigt. Hoffentlich findet PastePoeta die Fressbude auch! © 4P/Screenshot

was mehr Besucher mit sich bringt – eine gute Idee. „PastaPoeta“ möchte zum Beispiel italienische Essen verputzen und ein überkandidelter Sammelnerd möchte anderes Zeugs kaufen. Allerdings muss man hoffen, dass die „Influencer“ ihr Ziel überhaupt finden. Für die Panda-Plüsch-Sammlerin habe ich extra einen Laden an einer unübersehbaren Position gebaut und sie lief fast einen Monat (in der Spielzeit) durch den Park und fand den Shop nicht. Zusätzlich zu diesen Macken der Computerintelligenz gesellen sich Abstürze, die schon erwähnten seltsamen Animationen, eine schlechte deutsche Übersetzung, nicht eindeutig formulierte Texte und ein klobiges Interface aus der Designhölle (viel zu große Flächen, Texte werden abgeschnitten etc.).