Blauer Teufel
Der blaue GI (Genetischer Infanterist, ein klonbarer Soldat) Rogue hat es nicht leicht. Dabei fällt weniger ins Gewicht, dass er bei flüchtigem Hinsehen als ein Schlumpf auf Steroiden durchgehen könnte.
Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr auf einem Gott verlassenen Planeten namens Nu Earth als Elite-Soldat der Southern im Kampf gegen die barbarischen Norts mit ansehen müsstet, wie eure Kameraden einer nach dem anderen niedergemäht werden? Was würdet ihr fühlen, wenn die einzige Überlebenschance für eure Freunde darin besteht, dass ihr ihnen einen Kontrollchip aus dem Nacken schneidet, auf dem alle für die nächste Klonversion wichtigen Daten gespeichert sind?
Wut und Rache?
Die Ein-Mann-Armee
Dann viel Spaß mit Rogue Trooper! Denn so abgedroschen einer der ältesten Beweggründe für moderne Action auch ist, so gut funktioniert er hier. Während des umfangreichen Tutorials lernt ihr erst nach und nach die Kollegen Gunnar, Bagman und Helm kennen – nur um sie kurz darauf das Zeitliche segnen zu sehen. Just in dem Moment, als man sich an sie und ihre teils ernste, teils flapsige Art gewöhnt hat.
Während des Rest des Spieles müsst ihr aber auf eure Freunde nicht verzichten. Der Clou: Wie im Comic finden ihre Biochips Platz in Rogues Waffe (Gunnar), Rucksack (Bagman) und Kopfschutz (Helm), wo sie fortan nicht nur darauf warten, wiederbelebt zu werden, sondern mit tatkräftiger Unterstützung und zynischen Kommentaren dafür sorgen, dass das Spiel zur hierzulande weitestgehend unbekannten Grafiknovelle etwas ganz Besonderes wird.
[GUI_SPIELLINKS(align=right,SPIELID=7649)]
Denn wo sonst findet man ein sprechendes Gewehr, das nach einem guten Schuss laut jubelnd Anfeuerung spendet oder einen Rucksack, der immer wieder im Zwiegespräch mit einem Helm steckt?
Vor allem in den ersten Stunden sorgen Rogue und seine Freunde mit ihren Kommentaren immer wieder für amüsante Unterhaltung, die als cooler Kontrapunkt zu der explosiven Action und der düsteren, mit Rache versetzten Grundstimmung auf sich aufmerksam macht.
Nach einer gewissen Zeit nimmt die Faszination hinsichtlich der anfangs clever eingestreuten Comedy-Elemente allerdings deutlich ab. Zuzuschreiben ist dies aber nicht nur den sich recht schnell wiederholenden Textfetzen von Gunnar oder Bagman.
Vor allem bei den Zwiegesprächen, die man schon fast als „Party-Interaktion“ bezeichnen könnte, haben die Entwickler einige Chancen ungenutzt verstreichen lassen, um im späteren Spielverlauf für Witz zu sorgen.
Denn so witzig die Animositäten zwischen den einzelnen Biochips auch sind, so geskriptet sind sie auch. Sprich: Ihr bekommt nur dann Unterhaltungen präsentiert, wenn die Entwickler es vorgesehen haben. Spontane Streitereien oder gar Austausch von Weisheiten sind nicht vorhanden.
Recycelte Action
Natürlich stellt sich mit dem Wunsch nach konsequenterer Nutzung des immer wieder durchscheinenden Comic-Potenzials auch die Frage, ob man tatsächlich so viel Witz brauchen kann oder ob das nicht vom Spiel an sich ablenken würde. Natürlich liegt diese Einschätzung im Ermessen jedes Einzelnen. Mir wurde das Element „Witz“ einfach auf Dauer zu inkonsequent angegangen.
Ganz im Gegensatz zur Action, die sich als durchweg durchdacht präsentiert. Zugegeben: Auf den ersten Blick könnte man auf die Idee kommen, dass Rebellion mit Rogue Trooper ein seit Jahren bewährtes Prinzip abgreift und nahezu perfekt bedient. Ihr bekommt stringente Action, in der ihr mit Einsatz sanktionierter Waffengewalt alle Gegner niedermäht, die sich euch in den Weg stellen.