Es galt lange Zeit als ein Naturgesetz in der Gamingwelt: Lizenzspiele können nicht gut sein. Oft sind sie nur Produkte voller Fan-Service, im Grunde nur eine lieblose Zweitverwertung. Das meiste Geld ist für die Lizenz und das Marketing draufgegangen und die restlichen Cents flossen dann in die Entwicklung. So fühlte es sich zumindest häufig an. RoboCop: Rogue City möchte aufräumen, mit diesem Vorurteil und mit hunderten von Gangstern. Ihr wünscht euch ein gutes RoboCop-Spiel, weil ihr denkt, dass die Marke viel für ein Videospiel hergibt? Das dachte sich Entwickler Teyon auch. Verdammt ja. Nur eine Warnung vorab: Ihr müsst ein Fan sein. Damit der Spaß nicht nur schießt, sondern auch ballert.
Was bisher geschah: Ich bin wie die meisten nicht mit RoboCop aufgewachsen. Mein Vater hat mir andere Filme gezeigt. (Ist das die moderne Variante einer Mentoren-Schüler-Ausbildung? Interessante Frage, aber das wäre was für einen anderen Artikel.)
Weiter im Text: Kennt ihr die effektivste und kurioseste Variante, euren Pile of Shame im Gaming zu bekämpfen? Wendet euch einfach einem anderen Pile of Shame zu. Bei mir sind es Filme. Und nach S wie Scarface kam dann R wie RoboCop dran. Und wenn mir das Universum gestatten sollte, meinen gesamten Empfehl-Skill auf einmal einzusetzen, sage ich euch das: SCHAUT EUCH ROBOCOP AN! Es ist wie Deus Ex, nur als hätten Arnold Schwarzenegger und Quentin Tarantino ihn gedreht, nachdem sie völlig drauf von einem Las Vegas-Trip zurückgekehrt wären.
Ich habe selten so einen satirischen und coolen Film gesehen. Der Cop Alex Murphy wird von Gangstern massakriert. Aber anstatt in die ewige Pension zu gehen, wird er in einen Polizei-Roboter umgewandelt. Und krasser als seine Waffen sind nur seine Badass-Sprüche. 36 Jahre später bekommt die gefährlichste Deo-Dose auf zwei Beinen ein Videospiel-Comeback. Daraus hätte man einen blöden First-Person-Shooter machen können. Hätte man, ja. Das wäre sogar sehr einfach gewesen. Hat man aber nicht.
Der Film erlebt 36 Jahre später ein Revival – und ihr seid Regisseur, Schauspieler und Zuschauer in einem
Detroit wird von Gangstern überrannt, wie so oft. Aktuell haben sie ein Filmstudio unter ihre Kontrolle genommen und ruinieren den Leuten damit daheim das verdiente Feierabendfernsehen. Ab der ersten Minute, ab der ersten bösen Dialogzeile merkt ihr: Das ist keine seelenlose Kopie, auf der RoboCop: Rogue City draufsteht, sondern waschechtes RoboCop-Material. Die Gangster kennen wirklich gar keine Manieren, die Cops kein Erbarmen, Batman hätte keinen Moment durchgehalten. Who you gonna call? Und prompt findet ihr euch in der digitalen, alles analysierenden First-Person-Sicht des Blechmonsters wieder. Rein ins Studio und alles umlegen.
Auch wenn sich das Schießen super-stumpf anfühlen mag, spielt es sich trotzdem so gut – so brutal, so übertrieben, so endgültig. Alles spritzt weg, alles wird niedergemäht. Da erscheint es absolut logisch, dass die Gangster alles schicken, was sie haben und in einer Tour Granaten werfen. Würdet ihr an ihrer Stelle auch tun.Okay, das Schießen passt, vor allem, wenn euch die Leitstelle das Werfen von herumstehenden Computern, Fernsehern und Feuerlöschern genehmigt hat. Nein, befohlen! Aber RoboCop: Rogue City kann nicht nur stumpf: Immer wieder geratet ihr in ein Geiselszenario und müsst schnell handeln, um Opfer zu vermeiden. Und Präzision muss gelernt sein! Es geht nicht nur um einen makellosen Polizeibericht, sondern auch um die Wahrnehmung der Öffentlichkeit, die den Einsatz von Polizeirobotern immer noch sehr kritisch und verängstigt beäugt.
Und anfangs – ohne ausgebaute Skills – ist das gar nicht so leicht. Vor allem, da Murphy immer noch Fehlfunktionen hat, die den Rest seiner früheren Persönlichkeit wieder hochkommen lassen. Eine clevere Verwebung mit der Original-Geschichte!