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Resident Evil: The Darkside Chronicles HD (Shooter) – Resident Evil: The Darkside Chronicles HD

Capcom schlägt gleich zwei Zombies mit einem Baseballschläger: Mit Resident Evil: The Darkside Chronicles bringt man nicht nur einen gelungenen Wii-Titel mit gehöriger Verspätung auf die PS3, sondern verpasst dem Schienenhorror auch noch einen modernen HD-Anstrich – genau wie es EA zuvor mit Dead Space: Extraction und Sega mit dem indizierten House of the Dead: Overkill getan hat. Hat der Titel die Schönheitsoperation zusammen mit der Übertragung von der Remote auf den Move-Controller gut überstanden?

© Capcom / Capcom

Nostalgische Zeitreise

[GUI_PLAYER(ID=86857,width=400,text=Nach Wii erlebt man die dunklen Chroniken der Resident Evil-Saga jetzt auch auf der PS3.,align=left)]Es ist schon eine ganze Weile her, als mich die Veröffentlichung von Resident Evil 2 zum Importhändler meines Vertrauens gehen und anschließend zu Hause vor Begeisterung nicht mehr los ließ. Auch mein bisheriger Liebling von Capcoms Survival Horror-Serie, Code Veronica, hat schon fast zehn Jahre auf dem Buckel und zeigte damals eindrucksvoll, was in Segas Dreamcast steckt. Ja, ich habe einige schöne Erinnerungen an dieses indizierte Duo – Erinnerungen, die in den Darkside Chronicles wieder wach gerufen werden, denn neben einer neuen Kampagne rund um Leon S. Kennedy und Jack Krauser lässt Capcom die Geschehnisse des zweiten Teils und Code Veronica quasi als spielbare Flashbacks erneut erleben – wenn auch in komprimierter Form, ohne Rätsel sowie auf vorgegebenen Railshooter-Pfaden.

Die Vorlage



Ursprünglich erschien Resident Evil: The Darkside Chronicles im November 2009 als Nachfolger des hierzulande indizierten Resident Evil: The Umbrella Chronicles für Wii. © 4P/Screenshot

So mutiert der knallharte und blutige Horror über weite Strecken auch zu einem emotionalen Nostalgie-Trip, wenn man plötzlich wieder mit Claire Redfield in der pompösen Haupthalle der Polizeistation von Raccoon City steht oder sich später zusammen mit Steve Burnside am Südpol dem gefährlichen Nosferatu im ewigen Eis oder anderen bekannten End- und Zwischengegnern wie dem mutierten Dr. Birkin oder der Ameisenkönigin Alexia Ashford stellen muss. Im Verlauf des Spiels erleben Kenner der Serie unheimlich viele dieser Aha-Momente, auch wenn die Handlung und Architektur teilweise von den Originalen abweicht.

Kurze Häppchen

Das ist jedoch unumgänglich, da man im Gegensatz zu den Vorlagen hier immer im Duett unterwegs ist – ein zweiter Spieler kann jederzeit einsteigen – allerdings nur lokal an einer Konsole, denn die Onlinefunktionen beschränken sich auf das Übertragen der Highscore. An eine Drop-Out-Funktion hat man leider nicht gedacht, so dass man eine angefangene Episode innerhalb der Kampagne komplett im Team durchziehen muss. Lang sind diese ohnehin nicht: Während man bei Dead Space: Extraction teilweise bis zu 45 Minuten am Stück spielt, gibt es hier Häppchen zwischen sieben und 15 Minuten. Erst auf Rockford Island (Code Veronica) ist man endlich länger in den Abschnitten unterwegs.

Keine Experimente

Im Rahmen der Kampagne trifft man auf viele bekannte Figuren der Reihe.
Im Rahmen der Kampagne trifft man auf viele bekannte Figuren der Reihe. Die HD-Version der Umbrella Chronicles erscheint jedoch nicht in Deutschland. © 4P/Screenshot

Bei Umbrella & Co stehen Experimente ganz weit oben auf der Agenda – bei den Spieldesignern von Darkside Chronicles dagegen weniger: Wo Deadspace: Extraction mit alternativem Feuermodus, Minispielen beim Überbrücken von Stromkreisen sowie Glühwürmchen-Schütteleinsatz frischen Wind ins Genre brachte, bleibt Capcom eher konservativ und bietet bis auf ein paar vereinzelte Reaktionsspielchen nichts, was man nicht auch aus anderen Spielen kennt. Das muss nicht schlecht sein, trotzdem hat EA gezeigt, dass man noch mehr aus dem Konzept herausholen kann. Hier bleibt dagegen alles beim Alten: Das Fadenkreuz bewegt man wie gewohnt mit dem Move-Controller, während man wahlweise mit den Knöpfen oder einem angeschlossenen Navigation-Controller die Waffen wie Schrotflinte, Granatwerfer, Uzi oder später auch einen Raketenwerfer durchschaltet. Bis zu vier Wunsch-Wummen wandern ins Arsenal, das sich jederzeit austauschen lässt, falls es z.B. doch lieber die Magnum oder der Bogen sein soll. Brand- oder Säuremunition für den Granatwerfer findet man aber leider nicht. Immer mit dabei ist das Messer, das zusammen mit dem Trigger und einem beherzten Schütteln geschwungen wird und vor allem gegen kleine Gegner-Horden von Piranhas über Killer-Ameisen bis hin zu Fledermäusen nützlich ist.

Die Licker fahren wieder ihre spitzen Zungen und scharfen Krallen aus.
Die Licker fahren wieder ihre spitzen Zungen und scharfen Krallen aus. © 4P/Screenshot

Schüttelt man den Move-Controller wird hier ohne Reaktionsspielchen nachgeladen. Dafür kann man das Waffenarsenal gegen Bargeld aufrüsten – sei es bezüglich Kapazität, Feuerkraft oder Nachladegeschwindigkeit. Bis auf die Pistole ist die Munition begrenzt und muss sogar zwischen zwei Spielern geteilt werden. Nachschub findet man in den detailliert modellierten Kulissen wie düsteren Abwasserkanälen, ausgeschmückten Herrenhäusern oder einem sterilen Labor-Komplex, wo man die Magazine genau wie Heilkräuter, Goldbarren und Sprays mit dem Move-Knopf aufsammeln kann, sofern man bei den Kameraschwenks schnell genug reagiert. Während man sich die Pflanzen manuell verabreichen muss, fungiert das Erste Hilfe-Spray quasi als Continue und wird automatisch aktiviert, falls einer der beiden Akteure vorzeitig stirbt. Verfehlen die Kugeln ihre Ziele wie Zombiehorden, Frosch-Mutanten, Riesen-Spinnen oder schleimige Licker, ist das nicht unbedingt tragisch, denn so wird man zumindest Zeuge der (teilweise) zerstörbaren Umgebung und einigen netten Physik-Spielereien. Dabei sollte man auch das Auge nach gut versteckten Emblemen mit dem Umbrella-Logo offen halten, nach deren Beschuss bei den ohnehin schon reichlichen Extras weitere Hintergrund-Infos rund um das Resident Evil-Universum freigeschaltet werden.