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Resident Evil 4 Remake: Separate Ways (Horror-Shooter) – Viel zu viel für 10 Euro

Spielt um euer Leben, die Remakalypse geht weiter! Entwickler Capcom scheint die perfekte Formel für die Fusion aus Nostalgie und Modernisierung gefunden zu haben. Zuletzt setzte das Studio seine Siegesserie mit Resident Evil 4 Remake fort – vorausgesetzt, dass wir ihm etwas entgegenkommen und Teil 3 als überteuerten Michael-Bay-Standalone-DLC für Resident Evil 2 durchgehen lassen. Na gut, dann auf zu Teil 5 und Teil 6! “Moment, moment, Capcom, hast du da nicht etwas vergessen?”, fragen die alten Fans des 2005er-Originals berechtigterweise. Denn eine offene Rechnung steht ja noch aus: Wer A remaked, muss auch B remaken. Und in diesem Falle bedeutet B: Der damalige Zusatzcontent Separate Ways, in dem wir den spanischen Zombie-Horrortrip aus Ada Wongs Perspektive erleben. Nun ist auch dessen Remake-Version endlich erschienen und kostet zehn Euro beim Händler – also so viel wie die nachgereichte und verpönte 5-Waffenticket-Mikrotransaktion. Was darf man bei 1.000 Cent genau erwarten? Wie sich herausstellt: Umso Einiges! Eine explosive Zugabe.

© Capcom / Capcom

Leidenschaftlich bescheuert, leidenschaftlich abgedreht
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Louis und Ada beim Tänzchen – der neue DLC ist genauso leidenschaftlich bescheuert wie er leidenschaftlich abgedreht ist. © 4P/Screenshot
Resident Evil 4 Remake

machte aus dem nervenaufreibenden Panzersteuerungs-Original ein fesselndes Hochgeschwindigkeits-John-Wick-Spiel. Nun wurde diese radioaktive Brennstoffzelle auch in Separate Ways eingesetzt. Heraus kommt dabei ein Spielerlebnis, das mehr einem kaskadischen Sprint gleicht als einem simplen Walkthrough. Um da mit einem schnöden, bebilderten Text überhaupt mithalten zu können, muss ich ebenfalls einen Gang höher schalten. Nutzt also die Zeit schon mal zum Herunterladen des DLCs, während ich rede (oder euch lesen lasse). Anmerkung: Die Erweiterung umfasst (nur) vier bis fünf Stunden Spielzeit. Deswegen werde ich euch nur ein paar ausgewählte Eindrücke zeigen und den Rest im Nebel des Spoilerraums belassen.

 

 

Ein Beispiel: Der DLC beginnt damit, dass Leon’s Compadre Louis – lange bevor sie Compadres wurden – als Gefangener der Ganados in seiner Zelle tanzt. Allein dieser Moment, dieses verrückte Tänzchen, spiegelt den gesamten Ton der Erweiterung wider. Absolut leidenschaftlich, genauso leidenschaftlich bescheuert wie leidenschaftlich abgedreht. In Separate Ways erlebt ihr die namensgebenden “verschiedenen Wege”, nämlich in dem Fall den Weg, den Ada Wong (Femme Fatale, Leons Hassliebe, Albert Weskers Handlangerin) beschreitet, um an das Ziel ihrer Mission zu kommen: Den Bernstein zu stehlen, der die Quelle des Parasiten beherbergt, der die gesamte Gegend in die Hölle gestürzt hat.

 

Resident Evil 4 Remake: Separate Ways – Have it Adas way

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Neu dabei: Der Enterhaken. Er eignet sich perfekt, um an hohe Stellen zu gelangen oder sich an benommene Feinde heranzuziehen. © 4P/Screenshot

Adas Abenteuer entpuppt sich als Medley und Neuinterpretation aller Schauplätze und Highlights aus dem Originalspiel – von den Herr der Ringe-Katapult-Schlachten auf der Burg bis zu den Call of Duty-Schießereien auf der Insel. Warum dabei trotzdem kein Recyclingsgefühl aufkommt: Erstens scheint sich Capcom viele fehlende Passagen aus dem Hauptspiel (Seilbahn, Laserraum, ein Bossmonster) für Separate Ways aufgespart zu haben, die man nun gekonnt einsetzt.

 

 

Zweitens wurde jede Passage speziell auf Ada zugeschnitten. Der neue Charakter macht den großen Unterschied im Spielgefühl, zumal sie einen ganz eigenen Kampfstil mitbringt. Dank Enterhakenpistole fliegt sie von Dach zu Dach oder rast kickend in benommene Gegner hinein. Es ist wie Resi 4, nur ganz anders. Nicht mehr leon-esk, sondern ada-esk.

 

Eine explosive Zugabe

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Die Geschwindigkeit ist hoch, der Schwierigkeitsgrad knackig. Alles in allem, ein neues Erlebnis. © 4P/Screenshot

Die Kapitel sind kurz, das Tempo ist hoch, die Schwierigkeit ist knackig. Die neuen Waffen (wie zum Beispiel eine Armbrust) machen Spaß, Boni-Jäger dürfen sich außerdem über neue Nebenaufträge freuen. Ihr genießt jedes neue Element – allein, dass Ada ein eigenes Musikstück beim Speichern hat. Genauso nehmt ihr jeden Bruch mit der Erwartung begeistert auf, wenn alte Abschnitte plötzlich rückwärts gespielt werden und alte Schauplätze plötzlich in Bossarenen verwandelt werden. Man merkt: Da feiert jemand sein Spiel und möchte – trotz Erfolg mit Resi 4 – zum Schluss nicht die Füße hochlegen, sondern noch mal ordentlich liefern.

 

 

Separate Ways präsentiert nicht nur ein cooles Miniaturspiel, sondern darüber hinaus auch einen nostalgischen Trip, auf dem ihr – wie beim Hauptspiel – durch das eigentliche Originalspiel lauft, das aber gleichzeitig in ein neues Original umgebaut wurde. Neue Sequenzen liefern außerdem neue Einblicke in die Persönlichkeiten von Ada und Wesker, die jetzt doch komplizierter und vielschichtiger als im Hauptspiel sind. Es ist für zehn Euro verdammt viel Content, zumal die Schwierigkeitsgrade immer wieder zum erneuten Durchlauf einladen.