Zeitloser Klassiker?

Warum Resident Evil 4 mit seinen mechanischen Veränderungen so wichtig für die Reihe gewesen ist und was Leon bei seinem Trip nach Südeuropa alles erwartet, erfährt man in Jörgs Test der Gamecube-Version. Hier soll es in erster Linie darum gehen, wie die Umsetzung für Switch ausgefallen ist, die auf den Remaster für PS4 und Xbox One basiert, die Mathias in seinem Nachtest unter die Lupe genommen hat.

Wie schon bei den anderen Umsetzung ist Capcom auch bei Resident Evil 4 die Portierung auf Switch generell geglückt. Zwar erkennt man vor allem beim Spielen am Fernseher bei manchen Texturen immer noch Spuren des ursprünglichen Ausgangsmaterials, das mittlerweile fast 15 Jahre auf dem Buckel hat. Aber da der Titel damals mit einer phänomenalen Kulisse glänzte, kann sich die Grafik auch heute noch sehen lassen und wirkt längst nicht so veraltet wie bei anderen Spielen aus dieser Zeit. Dazu tragen selbstverständlich auch die leichten HD-Verschönerungsmaßnahmen bei, doch darf man einfach kein aufwändiges Remake im Stil von Resident Evil 2 erwarten, das quasi von Grund auf modernisiert wurde. Dafür wirken manche Texturen dann doch etwas zu grob und die überwiegend flüssige Darstellung kommt in manchen Arealen ebenfalls an ihre Grenzen. Eindrucksvoller wirkt die Umsetzung für mich im Handheld-Modus: Durch den kleineren Bildschirm fallen die grafischen Alterserscheinungen weniger auf. Dazu wirkt alles deutlich schärfer und die Farben kommen kräftiger rüber. In beiden Modi erfolgt die Darstellung übrigens im 16:9-Format, das erst bei der späteren PS2-Umsetzung angeboten wurde. Das GameCube-Original bot nur ein 4:3-Bild.

Da fehlt doch was

Dass die Switch-Version auf der technisch besseren PS4-/One-Fassung und nicht der Wii-Umsetzung basiert, bringt aber nicht nur Vorteile mit sich. Denn ein entscheidendes Feature fehlt dadurch: die Bewegungssteuerung! Auf Wii konnte man auf Wunsch noch mit dem Messer fuchteln oder einem Pointer zielen, wodurch sich der Spielverlauf erfreulich frisch angefühlt hat. Man stelle sich vor, Capcom hätte auch für die Switch-Version diese optionale Bewegungssteuerung implementiert, die mit den Joy-Cons ohne Zweifel noch präziser ausgefallen wäre als bei der Vorlage. Leider hat man diesen Mehraufwand nicht betrieben, doch besteht zumindest noch ein kleines Fünkchen Hoffnung, dass das Feature per Patch nachgereicht wird. Davon abgesehen hätte die Sensibiliät der Steuerung bei Kameraschwenks oder der Bedienung des Fernglases etwas geringer ausfallen dürfen.

Der Zahn der Zeit

Obwohl Resident Evil 4 heute als Meilenstein gilt, sollte man aber nicht vergessen, dass es spielmechanisch ein paar Altlasten mit sich herum schleppt, die man heute nur schwer akzeptieren kann und teilweise auch damals schon störten. So ist es u.a. nicht möglich, sich mit gezogener Waffe zu bewegen, denn zum Zielen und Schießen muss man an einem Fleck verharren. Das trägt zwar wunderbar zur Panik bei, wenn von allen Seiten Gegner auf einen zuströmen, wirkt aber nicht mehr zeitgemäß. Gleiches gilt für den übermäßigen Einsatz von Reaktionstests und hektischem Knopfgehämmer. Nicht zu vergessen die damals schon nervige Babysitter-Sniper-Sequenz, bei der man Ashley beschützen muss. Für mich erwies sich damals außerdem der mysteriöse Händler mit seiner Auswahl an Waren als Immersions-Killer. Fragwürdig erschien mir auch, dass abgeschossene Krähen Granaten oder andere Gegenstände hinterließen, die auch noch mit einer farbigen Aura auf sich aufmerksam machten.

Dem gegenüber standen jedoch abwechslungsreiche Schauplätze, eine packende Atmosphäre und mitunter großartige sowie spektakulär inszenierte Bosskämpfe. Dass Action hier stärker im Vordergrund steht als bei vorherigen Teilen konnte man schon damals akzeptieren, zumal es als Kontrast immer noch genügend ruhige Momente für die leichten Rätseleinlagen und Erkundung gibt.