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Resident Evil (Action-Adventure) – Eine gruselige Modernisierung?

Wo ist die modernisierte Neuauflage der modernisierten Neuauflage des Horror-Urgesteins Resident Evil eigentlich noch nicht erschienen? Richtig: Für Nintendos Switch! Das holt Capcom jetzt nach und bringt eine Umsetzung des Survival-Horrors, der 2002 exklusiv auf dem GameCube in einer technisch deutlich aufgepeppten Version veröffentlicht wurde. Ist die Erkundung des alten Herrenhauses
in den Arklay Mountains immer noch reizvoll?

© Capcom / Capcom

Schwankende Qualität

Bei der grafischen Modernisierung darf man keine Wunder erwarten. Wer hier auf einen ebenso großen Sprung hofft, den das GameCube-Remake im Vergleich zum PlayStation-Original hingelegt hat, kann sich genauso gut in einen Zombie verwandeln lassen. Zwar erkennt man vor allem an den Charakteren und Objekten die Ergebnisse der Verschönerungs-Maßnahmen, doch insgesamt sind die grafischen Verbesserungen eher dezent ausgefallen und schwanken qualitativ mitunter sehr stark. So sieht z.B. die Eingangshalle im neuen HD-Gewand spürbar prächtiger aus als früher – auch dank einer optimierten Beleuchtung. In vielen anderen Räumen sind grob texturierte Tapeten und aufgepixelte Objekte dagegen Belege dafür, dass man wohl nur in Ausnahmefällen Zeit und Arbeit in eine aufwändige Neugestaltung investiert hat.

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„…damit Sie auch morgen kraftvoll zubeißen können.“ © 4P/Screenshot

Stärker profitieren die Figuren von der Behandlung: Sie werden dank der höheren Auflösung nicht länger von einer Flimmerkanten-Aura umgeben und auch ihre Kleidungen weisen mehr Struktur und Details auf. Das in meinen Augen etwas übertriebene Boob-Bouncing bei Jill Valentines Brüsten im Standard-Outfit – und das bei jeder kleinen Bewegung – hätte dagegen nicht unbedingt sein müssen. Es ist jetzt nicht so, dass Resident Evil in HD hässlich wäre. Das sind de facto nur die furchtbar billigen Lade-Bildschirme und Hinweis-Kästen, die es auf dem GameCube in dieser schlimmen Form nicht zu sehen gab und die schrecklich amateurhaft wirken. Tatsächlich hat sich das eigentliche Spiel angesichts des hohen Alters (und sicher auch dank der vorberechneten Hintergründe) grafisch überraschend gut gehalten. Doch mit aktuellen Titeln kann der Klassiker auch nach der Behandlung nicht mithalten.            

Mit dem Kopf durch die Wand


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Wichtige Gegenstände machen weiterhin mit einem Blinken auf sich aufmerksam. © 4P/Screenshot

Enttäuschend ist, dass man sich für die Neuveröffentlichung nicht auch der oft fehlerhaften Kollisionsabfrage angenommen hat. So kann man weiterhin beobachten, wie Gegner und Figuren halb mit Wänden und anderen Objekten verschmelzen oder Gliedmaßen einfach verschwinden. Auch bleiben manche der festen Kameraeinstellungen unübersichtlich, doch hilft hier zumindest das prophylaktische Anvisieren mittels automatischer Zielerfassung, um nicht von einem unsichtbaren Feind überrascht zu werden.

Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad ist Resident Evil gewohnt knackig – vor allem mit Chris Redfield, der zunächst nur mit einem Messer bewaffnet ist und weniger Platz im generell sehr begrenzten Inventar zur Verfügung hat. Um mehr Variation anzubieten, hat Capcom im Vergleich zum GC-Original neben der leichten eine neue Zwischenstufe geschaffen, in der die Widersacher zwar auch noch ordentlich was einstecken können, man dem Spieler aber mehr Ressourcen wie Munition und Kräuter zur Verfügung stellt, die das Überleben erleichtern.