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Red Johnson’s Chronicles (Adventure) – Red Johnson’s Chronicles

Die Franzosen von Lexis Numérique haben einige interessante Adventures entwickelt: Der interaktive Krimi „In Memoriam“  konnte zwar nicht in allen Bereichen begeistern, aber überzeugte mit seiner Idee, die Online-Recherche einzubinden. Auch „Metropolis Crimes“ für den DS hatte gute Ansätze, aber erst das ebenso intensive wie innovative „Experience 112“ sorgte für richtig gute Unterhaltung. Jetzt gibt es ein exklusives Rätselabenteuer für das PlayStation Network, das an L.A. Noire erinnert. Was verbirgt sich hinter satten 1,5 Gigabyte für knapp zehn Euro?

© Lexis Numérique / Lexis Numérique

Recherche am 3D-Objekt

Wie in einem Point&Click-Adventure sucht man Schauplätze ab.

Wie in einem Point&Click-Adventure sucht man Schauplätze ab.

Das Highlight der Ermittlungen ist allerdings die 3D-Recherche an Objekten. Man kann sehr detailliert designte Apparate wie defekte Kameras, Spieluhren, Voodoo-Kisten oder Zeitungs-Automaten über den Analogstick drehen, wenden oder näher ranzoomen, um versteckte Informationen, Gegenstände, Knöpfe, Schalter oder Klappen zu finden, die sich dann öffnen – das wird sehr gut inszeniert und animiert zum ausgiebigen Stöbern, zumal manchmal erst der optimale Blickwinkel die Sicht auf eine fehlende Zahl oder einen Mechanismus frei gibt. Manchmal muss man auch ganz simpel, aber aktiv über den Analogstick Schrauben aus ihren Halterungen drehen.

Auch die Dialoge mit den skurrilen Figuren von der bissigen Witwe Theresa bis hin zum kauzigen Ringo sind wie Rätsel gestaltet, an denen man scheitern kann: Manchmal gilt es, die optimalen Fragen oder Antworten innerhalb der Multiple-Choice-Gespräche gegen die tickende Uhr zu finden, um die Personen zum Reden zu bringen oder ihnen Hinweise zu entlocken. Dazu muss man sich ähnlich wie in L.A. Noire ein wenig in sie hinein versetzen, hier etwas schmeicheln, da etwas drohen – es kann auch ein Game Over geben, wenn man sich zu plump verhält, so dass man sehr aufmerksam die Texte liest. Zwar ist die englische Sprachausgabe nicht immer lippensynchron und die Mimik weit weg von großen Abenteuern der Marke Heavy Rain, aber das Figurendesign ist durchaus sehenswert.

Wer spickt, verliert Punkte!

Ab und zu muss man in Reaktionstests gute Reflexe zeigen.

Ab und zu muss man in Reaktionstests gute Reflexe zeigen.

Egal ob Reaktionstest, Dialog oder Rätsel: Alle Herausforderungen werden umgehend bewertet und entweder als gelöst oder gescheitert markiert. Das fühlt sich in der Inszenierung zunächst etwas zu arcadig an, aber steigert auf Dauer die Motivation, weil man sich auf jede Situation konzentriert. Denn je schneller (Zeit für den Versuch) und direkter (Zahl der Versuche) man etwas löst, desto mehr Punkte und bessere Noten bekommt man. Wenn man irgendwo fest steckt, kann man sich zwar à la Prof. Layton Hinweise in mehreren Stufen (von leicht angedeutet bis offensichtlich) kaufen, aber auch die verringern die Punktzahl – ein gutes System, das in Form des alten Kumpels Saul vielleicht etwas zu theatralisch personalisiert wird.

Im Laufe der Zeit gibt es immer mehr Örtlichkeiten, die man von seinem Büro aus direkt ansteuern kann. Dort kann man in Ruhe die Akten mit den Personen durchgehen (auch das kann bei einem Rätsel helfen!), Fingerabdrücke suchen oder Indizien näher anschauen: Ein Apparat analysiert  Gegenstände oder Fotos nicht nur auf ihre allgemeine Beschaffenheit, sondern kann auch Vergleiche vornehmen, um Gemeinsamkeiten zu finden. Ist der Mann auf dem Bild auch der, den man im Zeitungsausschnitt erkennt? Wurde die Kugel aus der Pistole abgefeuert?