Fast wie früher
Punch-Out!! ist wie eine Reise in das Jahrzehnt, in dem die Action-Spiele einfach gestrickt, die globalen Fronten klar verteilt waren und sich viele Videospielcharaktere noch durch saftige nationale Stereotype auszeichneten.
Kein Wunder: Nintendos Box-Spiel für Wii ist schließlich das Remake des gleichnamigen NES-Klassikers. Die Entwickler haben sich bemüht, das typische Arcade-Spielgefühl des Originals so originalgetreu wie möglich in die heutige Zeit zu übertragen.Überraschungsangriffe bringen such Sterne für einen Superschlag ein. Aber Vorsicht: Zu viele Hiebe schwächen eure durch das Herz symbolisierte Ausdauer.
Das ist ihnen auch gelungen: Die fröhlich vor sich hin schrabbelnde Musik erinnert auf Anhieb an alte Zeiten und die Steuerung fällt äußerst einfach aus. Es gibt nur eine Hand voll unterschiedlicher Schläge, einen Block sowie eine Ausweichbewegung in zwei Richtungen. All das lässt sich bequem mit der seitwärts gehaltenen Fernbedienung ausführen. Wahlweise darf man auch das Nunchuk anschließen und in die Luft boxen, statt die Knöpfe 1 und 2 zu drücken. Doch bis auf ein wenig Training für die schlaffen Armmuskeln bringt die Gestensteuerung keinen Vorteil. Aus diesem Grund bin ich schnell wieder auf das klassische Modell umgestiegen. Wer möchte, darf sich übrigens auch auf das Balance-Board stellen und ausweichen, indem er auf die linke oder rechte Seite stampft.
Arcade statt Simulation
Der simple Schlagabtausch kann und will gar nicht nicht mit aktuellen Sportspielgrößen wie UFC 2009: Undisputed <A class=DYNLINK onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid={SID}&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=12188′)“> konkurrieren. Stattdessen steht guter alter Arcade-Spaß auf dem Programm:
Wenn ich gegen den riesigen King Hippo in den Ring steige, erinnert der Spielablauf nicht an einen Box-, sondern eher an einen Bosskampf. Jeder der mit Stereotypen vollgestopften und trotzdem unheimlich liebenswert gestalteten Charaktere besitzt seine Stärken und Schwächen und kann nur mit einer speziellen Taktik geknackt werden.Die Gegner sind prima animiert und lassen Lebensweisheiten und Beleidigungen in ihrer Muttersprache ab. Leider gibt es keine deutschen Untertitel zu den Kommentaren.
Im Fall des kugelrunden Ureinwohners »King Hippo« ist es ratsam, sich zu ducken, kurz bevor er mit einer seiner mächtigen Attacken zulangt. Immer, wenn ein Kämpfer einen Angriff durch ein kurze Einleitungs-Animation ankündigt, ist der richtige Zeitpunkt, um das Abwehrmanöver zu starten. Hat es geklappt, ist es Zeit für einen Überraschungsangriff auf die Rübe des Gegners. Dadurch rutscht seine Hose herunter und gibt mir genug Zeit, den angeschlagenen Bauch des verwunderten Vielfraßes zu bearbeiten. Auch bei den anderen Gegnern bietet es sich an, zunächst die Schwachstellen auszuloten und sie dann gezielt zu malträtieren. Überrumple ich einen Gegners während einer seiner albernen Verhöhnungen, lädt eine Stern-Anzeige auf, dank welcher mein Schützling besonders stark zuschlagen kann.
Licht und Schatten
Das Ziel ist stets, den Gegner auszuknocken. Dazu schickt man ihn entweder drei mal pro Runde auf die Matte oder schwächt ihn so weit, dass er überhaupt nicht mehr aufstehen kann. Fliegt man selbst zu Boden, kann man sich durch Hämmern der beiden Schlagtasten wieder aufrappeln. Vorgestellt werden die lustig designten Charaktere leider nur durch wenige Comic-Bilder.
Im Gegenzug kaspern sie gerne während des Matches herum: Der Disco-Tänzer trippelt z.B. rhythmisch unter einer glitzernden Kugel umher. Der stämmige Holzfäller aus Kanada genehmigt sich zwischen den Runden einen ordentlichen Schluck aus dem Flachmann, um danach seelenruhig schnarchend in der Ringecke ein Nickerchen zu halten. Die übertriebenen, aber sehr flüssigen Animationen der Cel-Shading-Kämpfer passen bestens zum Spiel. Hinter dem Ring sieht es deutlich hässlicher aus: Das Publikum besteht lediglich aus einfach animierten schwarzen Schemen mit weißen Umrissen.Nicht gerade abendfüllend: Der karge Zweispieler-Modus.
Leider warten insgesamt nur 13 Kämpfer auf eine Abreibung, welche sich von einem geschickten Spieler in wenigen Stunden besiegen lassen. Danach darf man sich zwar noch an schwereren Kämpfen gegen die gleichen Charaktere versuchen, eine komplexe Karriere mit alternativen Veranstaltungen fehlt aber völlig. Auch in punkto Multiplayer sieht es finster aus: In den Zwei-Spieler-Duellen darf man lediglich aus zwei Charakteren im 08/15-Design auswählen. Immerhin kann man sich, wenn man sich geschickt anstellt, kurzzeitig in eine Art kräftigen Testosteron-Riesen verwandeln. Trotzdem bleibt der Zweispielermodus ein viel zu kurzer Snack für zwischendurch. Einen Online-Modus hat sich Nintendo sogar komplett gespart.
Punch-Out!! (Prügeln & Kämpfen) – Punch-Out!!
Klischees können so schön sein: Ein aufgekratzter Franzose mit Powerlocke posiert mit Baguette und Kaffeetasse, der deutsche Hüne »Von Kaiser« putzt sich zwischen den Runden die glänzenden Lederstiefel und mein indischer Kontrahent schwebt stilecht mit dem fliegenden Teppich in den Ring. Doch woher sie auch stammen mögen – auf die Glocke bekommen sie alle! Und zwar von meinem aufsteigenden Boxer aus der Bronx mit dem smarten Sportass-Gesicht, wie man es aus zahlreichen College-Filmen der Achtziger Jahre kennt.

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