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Project Sylpheed (Arcade-Action) – Project Sylpheed

Square Enix dürften die meisten von euch mit bekannten Rollenspielserien wie Final Fantasy oder Kingdom Hearts in Verbindung bringen. Doch mit dem eindrucksvollen PSone-Titel „Einhänder“ bewiesen die Japaner, dass man auch das Zeug zu bombastisch inszenierten Horizontal-Shootern im Pseudo-3D-Look hat. Project Sylpheed setzt euch ebenfalls hinter den Steuerknüppel eines bis an die Zähne bewaffneten Schiffs, mit dem ihr in den Weiten des Alls für Ordnung sorgt. Ist Squares Space Opera das neue Wing Commander?

© Game Arts / Microsoft

Chaos im Weltraum

Die hart geführten Schlachten in den weiten des Alls lassen sich am besten mit folgendem Wort zusammenfassen: chaotisch! Ihr seid anfangs nicht nur mit der voll beladenen Steuerung und den zig Anzeigen des HUDs überfordert, sondern verliert bei all den umher fliegenden Jägern, die allesamt einen farbigen Abgas-Schweif hinter sich herziehen, schnell den Überblick.

Der farbige Schweif, den jedes einzelne Schiff hinter sich herzieht, sorgt im Kampfgeschehen zusammen mit umher zischenden Raketen für ein visuelles Chaos.

Zischen gleichzeitig auch noch Raketen über den Bildschirm oder erschüttern starke Explosionen die Kulissen, ist das Chaos perfekt. Ich habe mich teilweise bei diesem ganzen bunten Effekte-Overflow so gefühlt, als wäre ich mitten in Geometry Wars gelandet. Irgendwann geht die Übersicht komplett verloren: Auf dem kleinen Radar blinken überall rote Feindpunkte auf, Flügelmänner schieben sich einfach in eure Schusslinie und geben zackige Funksprüche von sich, die man in all der Hektik aufgrund des Audiofilters und dem Krach um euch herum weder verstehen noch in Ruhe nachlesen kann. Selbst Freund und Feind lassen sich irgendwann nicht mehr auseinanderhalten, so dass ihr euch nur noch an dem gelben Pfeil zu eurem nächsten Ziel orientiert und blind drauflos ballert. Es ist schön, wenn im Weltraum die Post abgeht und ihr das Gefühl von einem „Krieg der Sterne“ bekommt, aber die Jungs von Square Enix haben es bei Sylpheed übertrieben! Vor allem die Beschützer-Missionen sind ein Graus, da ihr im vorherrschenden Gewusel die schutzbedürftigen Einheiten schnell aus den Augen verliert. Entsprechend oft werdet ihr versagen und müsst komplette Abschnitte in mehreren Neuversuchen angehen, was irgendwann im puren Frust endet! Neben dem hohen Schwierigkeitsgrad wird euch auch das Zeitlimit zu schaffen machen, das oft plötzlich eingeblendet wird und euch gewaltig unter Druck setzt, wenn ihr innerhalb von drei Minuten mindestens ebenso viele Zerstörer ausschalten müsst. Als ob ihr mit euren Feinden nicht schon genug zu tun habt, solltet ihr außerdem immer euer Trägerschiff, die Acropolis, im Auge behalten: Wird es zerstört, dürft ihr die Mission neu starten. Kann sich das verdammte Ding mit seinen schweren Waffensystemen denn nicht selbst verteidigen? Gewöhnungsbedürftig ist die Musik: Erwartet man nach Klassikern wie Star Wars

Müsst ihr als Katana tatsächlich euren guten Freund Margras abschießen? 

oder Wing Commander eher klassische Soundtracks mit pompöser Orchesteruntermalung, dröhnen euch in Sylpheed Elektroklänge mit dem typischen Japan-Touch entgegen, die für europäische Ohren nicht unbedingt zum Geschehen passen.

Keine Online-Dogfights

Die Kampagne wird euch schon alleine deshalb lange beschäftigen, weil ihr viele Missionen mehrfach in Angriff nehmen müsst. Außerdem ist eine gewisse Motivation vorhanden, die Aufträge erneut zu spielen, um im Bewertungsrang aufzusteigen und entsprechend mehr Credits für die Entwicklung neuer Waffensysteme zu bekommen. Schade ist jedoch, dass die Missionsstruktur kaum Abwechslung bietet und ihr nur im Weltraum unterwegs seid – Einsätze auf Planetenoberflächen gibt es nicht. Und wie sieht es mit einem Mehrspielermodus aus? Kann man sich auch online oder im LAN in spacige Dogfights stürzen? Nein. Punkt. Aus. Eigentlich ein Unding, da sich Sylpheed hervorragend für aufregende (Team-)Deathmatch-Partien im Weltraum geeignet hätte.