Professor Layton gehörte 2008 zu den drei besten Spielen für Nintendo DS. Nur ganz knapp musste man sich bei der Wahl zum Spiel des Jahres „The World Ends With You“ geschlagen geben. Nicht nur die Presse war begeistert vom kreativen Mix aus Comicabenteuer und Knobelquiz, das dem Boom kalter Logiktrainer und der elenden Casualquizwelle einen qualitativen Kontrapunkt entgegen stellte: Das britische Ermittlerduo stürmte mit seiner sympathischen Art auch die Verkaufscharts. Kein Wunder, dass das Team von Level 5 recht zügig einen Nachfolger entwickelt hat. Und der kann sich nicht nur sehen, sondern auch hören lassen.
Nintendo bietet jetzt auch deutsche Sprachausgabe an, die den Charakteren wesentlich mehr Leben einhaucht. Natürlich kann man über die Tonalität der einen oder anderen Stimme streiten, aber unterm Strich ist diese Lokalisierung gelungen und eine klare akustische Bereicherung für ein Spielerlebnis, das von wunderschönen Zeichentricksequenzen getragen wird: Der DS verwandelt sich in eine kleine Leinwand, auf der ein nostalgisches Gemälde entsteht. Man fühlt sich auch diesmal an Filme wie „Chihiros Reise ins Zauberland“ von Hayao Miyazaki erinnert – wer Layton kennt, wird sich schnell heimisch fühlen.
Ein Krimi zum Knobeln
Allerdings geht es nicht um Fantasy und Dämonen, sondern erneut um einen Krimi mit leicht mysteriösem Flair sowie die
Macht der Logik. Die Geschichte kommt mit einem Mord an einem Bekannten des Professors sehr schnell in Gang: Wer ist für den Tod an seinem Lehrmeister verantwortlich? Was hat es mit der Schatulle der Pandora auf sich, die scheinbar das Motiv für den Mord war? Und was war das für eine dunkle Gestalt, die den Professor und Luke im Hintergrund beobachtet? Über diese Zeichentrickszenen entsteht bei aller Idylle auch eine leicht bedrohliche Atmosphäre im Stile englischer Detektivfilme, zumal die Story trotz einiger vorhersehbarer Auflösungen sehr unterhaltsam ist – mir gefiel sie besser als die vorherige.
Ein Zugticket am Tatort lässt die beiden Spürnasen den luxuriösen Molentary-Express mit seinen illustren Gästen besteigen; auch diesmal sorgen bizarre Charaktere und Zwischenfälle für Unterhaltung.
Sehr gelungen, weil unaufdringlich und kompakt, ist auch die Zusammenfassung „Was bisher geschah“, wenn man einen Spielstand lädt – so kann man auch nach langer Zeit problemlos den roten Faden finden. Etwas nervig ist lediglich, dass man zum Freischalten der Rätsel manchmal an bekannten Schauplätzen hin und her laufen muss, um nach erneuten Dialogen endlich ein weiteres Rätsel zu bekommen. Sehr komfortabel ist, dass sich drei Spielstände verwalten lassen – so können auch Oma, Schwester oder Tochter separat losrätseln.
Das interaktive Rätselbuch
Sobald sich die beiden Spürnasen im Stile eines Sherlock Holmes und Dr. Watson auf die Recherchereise begeben, sorgen die offenen Fragen und die vielen Aufgaben (es gibt knapp 150 und damit 20 mehr als zuvor) dafür, dass man den DS gar nicht mehr weglegen will. Es gibt Such- und Spiegelspiele, Denk-, Mal- und Ausschlussaufgaben, Geometrie und Algebra, Mengenlehre und Statistik, es gibt optische Täuschungen und Scherzfragen, es gibt Verschiebe- und Logikrätsel, es gibt Kombinations- und Puzzlespiele, einen Hauch Sudoku sowie Rechen- und Symbolrätsel.
Auch diesmal beruhen die Denkaufgaben auf Akira Tagos erfolgreicher Buchreihe „Gymnastik für den Kopf“, die in Japan auch als dreiteilige Reihe (Reiton-ky’ju) für den DS erschienen ist. Dieser Professor im Ruhestand hat sich vor allem mit Psychologie beschäftigt und das merkt man den Aufgaben an: Manchmal hilft die Intuition mehr als die pure Rechnerei.