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Die Nationalspieler sehen ihren Vorbildern sehr ähnlich. |
Die Trickser und Solisten sind in PES nämlich sehr gefährlich. Das ist einerseits in Ordnung, wenn sie tolle Finten hinlegen und sich so Freiräume schaffen. Aber im Gegensatz zu FIFA, wo man sich diese Situationen besser erarbeiten muss, kommen sie manchmal auch ohne viel Mühe an ein, zwei oder drei Verteidigern vorbei. Es scheint fast so, als würde der Ball nicht nur am Fuß kleben, sondern auch vor einfachen Abprallern geschützt. Diese Dribbelautomatismen sorgen zwar für Gefahr im Strafraum, wirken aber fast so stark wie der Zug zum Korb in NBA 2K – hier wäre weniger mehr gewesen, zumal man für diese Soli auch keine speziellen Finten einsetzen muss. Die „Teammate Control“ erlaubt das manuelle Steuern eines zweiten Spielers.
Das Spiel nach vorne profitiert allerdings auch von den brandgefährlichen Flanken: Erstens kann man sich den Ball wunderbar vorlegen, um Tempo im Sprint zu machen. Zweitens jagen die Bälle von der Seite wirklich scharf in den Strafraum – egal ob flach, auf den kurzen oder langen Pfosten. In diesen Situationen kann man ein Tor fast riechen, weil die Torhüter die Bälle abprallen lassen, beim Herauslaufen nicht erreichen oder weil die Verteidiger an ihnen vorbei ins Leere köpfen. Hier baut PES unheimlich viel Spannung auf, weil es unberechenbare Szenen gibt.
Hinzu kommen klasse Zweikämpfe nach einem Pass in die Tiefe. Kommt es dann zum Laufduell zwischen abfangendem Verteidiger und Stürmer, kann es auf den letzten Metern bis zum Ball noch passieren, dass der hinten liegende Stürmer in letzter Sekunde noch vorbei zieht und das Leder erobert – das sind klasse Szenen, die ich in dieser Dynamik bisher in keinem Fußballspiel gesehen habe. Sehr schön ist auch, dass die Distanzschüsse nach etwas Übung so richtig krachen: Es macht einfach Spaß, aus der zweiten Reihe abzuziehen oder vor dem Schuss nochmal anzutäuschen, um den Torhüter zu irritieren.
Der Kasten ist sicher?
Hinzu kommt die alte Präsentations-Schwäche: Von TV-Flair kann einfach keine Rede sein! Ja, die Kameraleute bewegen sich. Und die Trainer gestikulieren. Aber Konami serviert schon wieder schrecklich schwache Fangesänge neben den altbekannten Kommentatoren Fuss und Küpper. Letztere kann man ausschalten, Ersteres aber nicht, wenn nicht viel von der Stimmung verloren gehen soll. Warum muss es bei einem Länderspiel zwischen Deutschland und Brasilien so einen monotonen Singsang geben? Zwar können sich die Soundeffekte bei Lattentreffer und Pressschlag hören lassen, aber viel wichtiger wären authentischere Schlachtrufe. Auch die Fanblöcke in den Stadien enttäuschen optisch mit einem statischen Einheitsbrei, der dem bunten Treiben und Springen in den Arenen einfach nicht mehr gerecht wird. Hinsichtlich der Fankulisse ist PES noch in der Steinzeit unterwegs.