Es sind die gewohnten Stärken, mit denen Konami auf der betagten Plattform immer noch qualitativ hochwertigen Fußball spielt: Die Ballphysik ist sowohl auf der PS2 als auch PSP das Maß der Dinge und sorgt für ein realistisches Gefühl bei Pässen und Flanken. Gerade in diesem Bereich wird die Dominanz gegenüber FIFA 10 besonders deutlich, denn dort fühlt sich der Ball immer noch viel zu leicht an und sorgt mit einigen Flugbahnen für Kopfschütteln. Auch beim Dribbling lässt PES den Konkurrenten deutlich hinter sich, denn während die EA-Kicker den Ball viel zu weit nach vorne legen und auf kurze Distanz kaum handlungsfähig ist, genießt man bei hier eine enorme Freiheit, den Ball eng an den Verteidigern vorbei zu führen und sich mit geschickten Tempowechseln bis zum gegnerischen Tor vorzuarbeiten. Allerdings gestaltet sich der Abschluss etwas schwierig und es kommt zu vielen unerwarteten Mondbällen, selbst wenn man manchmal allein vor dem Tor steht und das Leder eigentlich versenken muss. Dafür fühlt man sich nach einem Treffer umso glücklicher und darf die Wiederholungen für die Ewigkeit speichern. Zwar gibt es auch hier keine 360 Grad-Steuerung, doch hat man im Vergleich zu FIFA 10 (PS2 & PSP) eine deutlich bessere und dynamischere Kontrolle über seine Akteure, deren KI – allen voran die der Towarte – auch ausgereifter wirkt als bei EA. Bei den taktischen Möglichkeiten sind sich beide Titel jedoch nahezu ebenbürtig:
Individuelle Formationen finden sich hier wie da und auch die Einstellung unterschiedlicher Teamstile wie „Konter“, „Libero“ oder die Fokussierung auf einen Schlüsselspieler sind möglich. Schön: Bei PES unterbreitet auf Wunsch das Spiel automatisch Vorschläge, welche Stilelemente zur jeweiligen Mannschaft passen.
Tolles Spielgefühl
Bei der Umsetzung auf dem Platz hat PES allerdings die Nase wieder deutlich vor FIFA 10, denn wie schon in der Vergangenheit hat man hier ständig das Gefühl, dass keine Situation der anderen gleicht, während bei EA immer noch zu viel nach dem Schema F abläuft und es zu wenige Variationen gibt. Auf der PS2 und PSP wird die Vormachtstellung Konamis beim eigentlichen Spielablauf, die man auf 360 & PS3 mittlerweile eingebüßt hat, deutlich sichtbar. Vor allem die Zweikämpfe zwischen den hervorragend animierten Profis wirken deutlich packender und auch die Schüsse haben noch den Wumms, den man von ihnen erwartet, wenn ein Ballack oder Ronaldinho aufs Tor abzieht. Überhaupt wird die individuelle Klasse von Star-Spieler wie Messi & Co deutlich, wenn man sie mit ihren Mannschaftskollegen vergleicht. Allerdings wissen das auch die Gegner, so dass Schlüsselspieler eher in die Mangel genommen werden als weniger begabte Kicker. Trotz einiger großer Namen hat PES aber noch ein altes Problem: Es mangelt an Lizenzen! Zwar findet sich neben einigen Clubs und Nationalmannschaften mittlerweile auch das deutsche Team von Jogi Löw im Kader, doch steht trotz
Champions League-Lizenz kein einziger Bundeslegist zur Auswahl. Hier hilft nur der mühsame Umweg über den Editor, in dem man sich eigene Kicker und Mannschaften erstellen kann.
Ligen, Pokale & Turniere
Neben einem Einzelspiel und dem Liga-Alltag ist vor allem die Meisterliga wieder das Herzstück von PES. Hier zählt nicht nur die Leistung auf dem Platz, sondern auch das Geschick als Manager und Trainer. Zwar halten sich die Neuerungen im Vergleich zu den letzten Jahren in Grenzen, doch ist die Karriere immer noch ungemein motivierend. Dem gegenüber fällt Konamis Antwort auf EAs Be a Pro-Modus inhaltlich deutlich ab. Genau wie bei FIFA konzentriert sich das Geschehen hier auf einen festgelegten Spieler, den man im Laufe der Zeit ähnlich einem Rollenspiel mit Erfahrungspunkten bei Passspiel, Kondition, Beinarbeit etc. aufrüstet. Je besser man spielt, desto mehr Punkte stehen zur Verfügung und das Interesse anderer Vereine an der eigenen Person steigt deutlich an. Die Idee dahinter ist ähnlich gut wie bei Be a Pro, doch scheitert Konami bei der Umsetzung: Es gibt weder eine Echtzeit-Bewertung wie man sie bei FIFA findet noch einen Indikator, auf welche Position man sich im Idealfall begeben sollte. Löblich ist bei der typischen vertikalen Kameraeinstellung lediglich die eingeblendete Abseitslinie, die sich dynamisch verschiebt und so einen guten Anhaltspunkt liefert, zu welchem Spieler man besser nicht passen bzw. in welchem Bereich man als Stürmer keinen Ball anfordern sollte. Trotz der enorm vielfältigen Möglichkeiten, seinen Charakter zu verbessern, springt der Funke auf dem Platz in diesem Modus einfach nicht über. Da verbringt man die Zeit doch besser beim Kampf um den Sieg beim internationalen Pokal (WM), dem Europapokal oder weiteren Cups, bei denen man auch die Qualifikationsspiele bestreiten kann. Wer vorher lieber noch etwas üben möchte, bekommt ebenfalls die Gelegenheit dazu und kann sogar gezielt Standardsituationen wie Eckbälle und Freistöße aus verschiedenen Positionen trainieren. Ein interessanter Modus ist das Überraschungsspiel: Hier wählt man zunächst bis zu vier Teams (international oder Liga) aus, deren Spieler anschließend völlig willkürlich zu einer Mannschaft zusammengewürfelt werden. Ein netter und unberechenbarer Spaß für zwischendurch, den es allerdings nur auf der PS2 gibt – PSP-Spieler bleiben außen vor. Das Gleiche gilt für die Erstellung einer (Offline-)Community, in der sich an einer Konsole bis zu 16 Spieler registrieren lassen, deren Leistungen in Einzelpartien aber auch Pokal-Wettbewerben und Turnieren statistisch festgehalten werden.