Die Briten von Introversion sind immer für eine Überraschung gut. Unter anderem, weil sie es in ihren bisherigen Titeln wie Darwinia oder Defcon geschafft haben, minimalistisches Artdesign mit packender Strategie zu verbinden – beide Titel konnten bei uns einen Gold-Award einheimsen. Doch dass sie mit Prison Architect quasi zu den Urvätern von „Early Access“ wurden, hätten sie sich wohl nicht träumen lassen. Und ähnlich wie Haemimont mit Victor Vran haben sie die mehr als eine Million Käufer nicht im Regen stehen lassen: Nahezu jeden Monat kam ein Update, das mit Fehlerbehebung und häufig dem Hinzufügen neuer Inhalte bzw. Feintuning klar machte, dass Introversion nicht auf der faulen Haut liegt. Zudem war die Kommunikation mit der Community, die sehr früh an das Projekt geglaubt hat, gut und intensiv. An dieser Verfahrensweise können sich andere Entwickler eine große Scheibe abschneiden.
![[GUI_STATICIMAGE(setid=79181,id=92517039)] [GUI_STATICIMAGE(setid=79181,id=92517039)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92517039-vollbild.jpg)
In Prison Architect ist man für Aufbau und Pflege eines Gefängnisses verantwortlich. © 4P/Screenshot
Alcatraz, Santa Fu oder Blümchenpflücken?
Und ab diesem Moment hat man sämtliche Freiheit. Weiterreichende Funktionen wie Arbeit für die Inhaftierten, patrouillierende Wachen, Videokameras und vieles mehr muss erst freigeschaltet werden. Doch auch ohne die tieferen Spielebenen, die später wichtig für das Überleben von sowohl Gefangenen als auch Angestellten sind, hat man genug zu tun. Fundamente müssen geplant und gelegt werden. Mauern müssen aufgezogen, Zellen ausgewiesen und eingerichtet sowie administrative Bereiche wie Büros, aber auch Küchen, Essensräume, Krankenstationen und vieles mehr festgelegt werden. Die Sicherheit darf dabei nicht zu kurz kommen, außerdem muss man für eine adäquate Strom- und Wasserzufuhr sorgen. Und das alles mit einem knappen Budget. Zwar bekommt man für jeden aufgenommen Häftling von Vater Staat eine Sofortgebühr sowie eine kontinuierliche Vergütung. Doch mit mehr Inhaftierten steigen auch die Anforderungen an
![[GUI_STATICIMAGE(setid=79181,id=92517030)] [GUI_STATICIMAGE(setid=79181,id=92517030)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92517030-vollbild.jpg)
Zufallsereignisse wie Revolten sorgen für zusätzliche Spannung sowie Herausforderung. © 4P/Screenshot
Wer will, kann natürlich sofort den Sprung ins kalte Wasser wagen und nach dem Motto „Aus Schaden wird man klug“ die anfänglich sehr angenehme Lernkurve in Angriff nehmen. Komfortabler in die umfangreichen und gut miteinander verzahnten Mechanismen eingeführt wird man allerdings mit der über fünf Kapitel laufenden Kampagne. Untermalt von gut gezeichneten Zwischensequenzen wird man Zeuge einer teils sehr schonungslosen Geschichte. Man ist Zeuge einer Hinrichtung, muss mit ansehen, wie eine Gefängnisrevolte zahlreiche Unschuldige das Leben kostet und erfährt am eigenen Leib, dass Resozialisierung nicht vom Zaun gebrochen werden kann – vor allem, wenn die angestellten Wachen nicht mitmachen. Die Dialoge, die leider nicht vertont und auch nicht ins Deutsche übersetzt wurden, sind gut. Introversion packt ein gehöriges Maß an Gesellschaftskritik in die Texte, ohne jedoch mit dem erhobenen Zeigefinger zu wackeln – sehr schön!