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Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo im Test – Eine schaurig-schöne Spukgeschichte

Wer den Namen Square Enix hört, der denkt vermutlich als Erstes an Final Fantasy und andere Rollenspiele von epischen Ausmaßen: Der japanische Entwickler und Publisher ist schließlich bekannt für seine Großprojekte. Mit Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo versucht man sich nun an dem genauen Gegenteil. Die Visual Novel ist knackig kompakt, setzt auf kalkulierte Schreckmomente und reduziertes Gameplay. Wir haben uns durch das Spiel gegruselt und verraten im Test, ob das paranormale Experiment aufgeht.

© Square Enix / Square Enix

Paranormasight: Urbane Legenden niemals gut enden

Wie es sich für eine gute Gespenstergeschichte gehört, beginnt Paranormasight in tiefster Nacht in einem
öffentlichen Park. Der verlassene Spielplatz lässt das verstummte Kindergeschrei nachhallen und bis auf den

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Ein schicksalshafter Mitternachtsausflug mit seiner Bekannten Yoko Fukunaga zieht den Angestellten Shogo Okiie in einen Strudel voller geisterhafter Begegnungen. © 4P/Screenshot

Angestellten Shogo Okiie und seine Begleitung Yoko Fukunaga, bekennender Fan des Paranormalen, ist keine Menschenseele weit und breit zu sehen. Zusammen wollen die beiden den titelgebenden Sieben Geheimnissen von Honjo auf den Grund gehen, die angeblich mit dem Ritual der Wiederauferstehung in Verbindung stehen und mit dem Yoko ihren verstorbenen Hund von den Toten zurückholen möchte.

 

 

Doch hinter der urbanen Legende verbergen sich gefährliche Flüche und schon bald fordert das Ritual sein erstes Opfer. Glück für euch, ärgerlich für die anderen Charaktere, die Honjos Mysterien neben Shogo und Yoko ebenfalls auf der Spur sind: Denn während ihr eine spannende Geschichte rund um Mord, Intrigen und Flüche serviert bekommt, stehen die facettenreichen Figuren vor schwerwiegenden Entscheidungen. Der bärbeißige Kommissar und sein jüngerer Kollege haben schließlich genauso einen geliebten Menschen verloren wie die rauflustige Mittelschülerin und die verzweifelte Mutter, und nur wer seine eigenen Hände mit Blut befleckt, kann die verloren geglaubte Seele wieder zum Leben erwecken.

 

Neben den moralisch grauen Persönlichkeiten der Charaktere glänzt die Geschichte nicht zuletzt wegen ihrer ausgezeichnet geschriebenen und authentisch anmutenden Dialoge. Mehr als grob anschneiden will ich die Geschichte von Paranormasight an dieser Stelle gar nicht, schließlich ist die mit ihren Wendungen und Mysterien die Butter auf dem Brot des Spiels. So viel sei aber verraten: Wer sich im Horror-Mystery-Genre wohlfühlt und ein Faible für das Übernatürliche hat, kommt in Paranormasight definitiv auf seine Kosten.

 

Kein Fall für Lesefaule

 

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Alle relevanten Informationen zu den auftretenden Darstellern, den Geheimnissen von Honjo und zu Tokyo selbst, sind feinsäuberlich im Menü aufgelistet und jederzeit abrufbereit. © 4P/Screenshot

Falls ihr die Sieben Geheimnisse von Honjo lüften wollt, solltet ihr aber schonmal eure Lesebrille zücken, denn Paranormasight wird dem Visual Novel-Genre ganz und gar gerecht und nicht umsonst von den Entwicklern als „Bildroman“ bezeichnet. Die rund zehn- bis zwölfstündige Geschichte verbringt ihr fast ausschließlich damit, euch durch dramatische Dialoge zu klicken und die Ausführungen der Charaktere zu lesen. Weil die außerdem allesamt nur auf Englisch oder Japanisch verfügbar sind, ist Konzentration angesagt. Glücklicherweise könnt ihr gesammelte Infos und jüngst geführte Gespräche per Knopfdruck im Menü nachlesen.

 

 

Das „strategische Gameplay“, von dem auf der offiziellen Website die Rede ist, solltet ihr angesichts der Textmasse deshalb nicht erwarten. Ein bisschen mehr als den Knopf zum Weiterdrücken des Textes betätigen bekommt ihr dann aber doch zu tun: Wenn ihr nicht gerade zwischen den Zeilen lest, dürft ihr nämlich die

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Die 360-Grad-Drehung gewährt euch gerade so viel Bewegungsfreiheit, dass ihr euch umdrehen könnt. Doch wer weiß, welcher Schrecken dort auf euch lauert? © 4P/Screenshot

verschiedenen Orte des Sumida-Bezirks in Tokyo aus der Ego-Perspektive erkunden und interessante Objekte per Knopfdruck genauer untersuchen. Dabei habt ihr allerdings keine körperliche Kontrolle über euren Charakter, sondern steht wie angewurzelt da und könnt eure Umgebung nur mit einer 360-Grad-Drehung eures Kopfes unter die Lupe nehmen.

 

 

Auf Detektivarbeit wie in Phoenix Wright: Ace Attorney oder der Danganronpa-Reihe, wo angesteuerte Gegenstände im Inventar landen und zur späteren Ermittlung beitragen, verzichtet Paranormasight dabei vollständig. Stattdessen führen die untersuchten Objekte nur zu neuen Dialogen, die die Geschichte vorantreiben und euch die verschiedenen Rätsel des Falls (hoffentlich) im Kopf lösen lassen, damit ihr später auch die richtigen Entscheidungen trefft.