Stattdessen stehen die Mystery-Geschichte und das Verhältnis der Figuren zueinander im Mittelpunkt, inklusive Konflikten,Vergangenheitsbewältigung und Entscheidungen, deren Auswirkungen sich jedoch in Grenzen halten. Trotzdem kann es passieren, dass man durch ein zu aggressives Auftreten, bewusste Gemeinheiten oder „falsche“ Entscheidungen die Freundschaften aufs Spiel setzt. Neben Notizen kommt man vor allem in Gesprächen dem Geheimnis auf die Spur und darf sich zwischendurch sogar als Pärchen-Verkuppler versuchen. Und geredet wird viel. Sehr viel. Manchmal vielleicht sogar ein bisschen zu viel. Doch zum einen ist ein Großteil dieser Dialoge gut geschrieben und die individuellen Persönlichkeiten der Figuren werden hervorragend herausgearbeitet. Zum anderen leisten die Sprecher einen ordentlichen Job, die man bereits in diversen Telltale-Produktionen hören durfte. So lieh z.B. Erin Yvette in der Rolle der Protagonistin Alex u.a. Sasha in Tales from the Borderlands oder Snow in The Wolf
![[GUI_STATICIMAGE(setid=79386,id=92518925)] [GUI_STATICIMAGE(setid=79386,id=92518925)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92518925-vollbild.jpg)
Among Us ihre Stimme. Bisher gibt es aber nur eine komplett englische Fassung: Selbst mit aktivierten Untertiteln muss man recht fit in der Fremdsprache sein, um alles zu verstehen. Deshalb sollten alle die Finger von Oxenfree lassen, die der englischen Sprache nicht halbwegs mächtig sind.
Kurz und trotzdem zäh
Die 2D-Kulisse geht zwar in Ordnung und fängt die einsame Atmosphäre der Grusel-Insel stellenweise prima ein, aber ich hätte mir trotzdem noch mehr Liebe zum Detail gewünscht. Oder zumindest eine Parallax-Ebene, um den Schauplätzen etwas mehr Räumlichkeit zu verleihen. So wirkt der Streifzug durch das kleine Dorf, über Wiesen, den Strand oder kleine Täler visuell sehr flach. Besser gelungen ist das Figurendesign, auch wenn man die Akteure nur aus großer Distanz betrachten darf. Doch selbst mit diesem Abstand wissen vor allem die tollen Animationen zu gefallen, wenn bei Abstiegen das Gewicht nach hinten verlagert wird oder sich mühsam an Vorsprüngen hochgezogen wird.
![[GUI_STATICIMAGE(setid=79386,id=92518924)] [GUI_STATICIMAGE(setid=79386,id=92518924)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92518924-vollbild.jpg)
Eine Sache stört: Selbst im Laufschritt bewegen sich die Figuren immer noch recht behäbig über den Bildschirm. Das ist vor allem deshalb ärgerlich, weil man oft wieder an bereits besuchte Schauplätze zurückkehren muss (Backtracking). Will man im späteren Verlauf auch noch alle Notiz-Zettel aufspüren, muss man unter Umständen ein weiteres Mal sämtliche Locations abklappern und dabei den durchschnittlichen Elektroklängen lauschen, die zunehmend langweilen. Spätestens hier wird es langsam zäh und man bekommt das Gefühl, dass die Entwickler die knappe Spielzeit von vier bis fünf Stunden nur noch künstlich strecken wollten. An anderer Stelle gelingt das besser – nämlich dann, wenn man in irgendwelchen Zeitschleifen gefangen ist und Situationen mehrmals hintereinander erleben muss, begleitet von Bildstreifen und Störungen, die an das alte VHS-Zeitalter erinnern. Zum guten Schluss, den man nicht viel länger hätte herauszögern dürfen, schließt sich dann ein letztes Mal der Telltale-Kreis, wenn die eigenen Entscheidungen mit denen aller anderen Spieler in einer abschließenden Statistik verglichen wird. Dabei sei noch erwähnt, dass sich der Wiederspielwert in Grenzen hält: Zwar erlebt man andere Dialogsequenzen und leicht veränderte Handlungsstränge inklusive alternativer Enden, aber nach dem ersten Durchspielen darf man bei weiteren Durchläufen keine völlig anderen oder gar überraschenden Entwicklungen mehr erwarten.