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Overpass (Rennspiel) – Schleichspiel auf vier Rädern

Wenn MotorStorm, Trials und Death Stranding ein Kind zeugen würden, käme vermutlich etwas Hübscheres als Overpass heraus. Aber weil das nicht der Fall sein wird, haben wir eben das schwedische Offroad-Rennspiel einem Test unterzogen und im Schlamm nach Spielspaß gesucht.

© Zordix Racing / Bigben

Mach’ mal langsam!

 

Keine Gegner auf der Strecke, kein Tempo jenseits der 80 km/h – dafür Schlammlöcher, absurde Anstiege, Geröll auf der Piste und ein Zurücksetzen-Knopf, der regelmäßig zum Einsatz kommt. Overpass ist ein eigentümlicher Titel. Mehr Schleichspiel als Rennspiel – dieser Gedanke drängt sich mir auf, wenn ich mit gefühlten zwei Stundenkilometern einen matschigen Hügel hochkrieche. Auch fühle ich mich an Death Stranding erinnert, das mich mehr als einmal buchstäblich vom Regen in die Traufe geschickt hat, wenn für Sam ein Anstieg mal wieder zu steil war oder ein Flusslauf mein Gepäck über die Auen verteilt hat. Ein Spiel als Bewährungsprobe quasi.

 

Mit diesem Konzept setzt sich Overpass bewusst von typischen Offroad-Rasern der Marke MotorStorm, MXGP oder MX vs. ATV ab. Es gibt zwar einzeln wählbare, fest abgesteckte Kurse und auch Strecken mit kürzeren Tempo-Passagen, im Großen und Ganzen spricht das Bildschirmgeschehen aber eher Freunde von Spintires und MudRunner an. Mit Original-UTVs und -ATVs (Utility-Vehicles und All-Terrain-Vehicles) von Polaris, Yamaha, Arctic Cat und Suzuki geht es buchstäblich über Stock und Stein. Erstere sehen aus wie kleine, klobige Buggies, Zweitere kennt man auch als Quads, sie waren bereits in vielen Rennspielen zu Gast.

 

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Typische Szene in Overpass: Man quält sich einen Hang hoch und hofft, dass Tempo und Traktion ausreichen. © 4P/Screenshot

Und mit denen gilt es, schwer zu meisternde Kurse voller Hürden abzufahren: Ohne KI-Konkurrenz, dafür mit regelmäßigen Hindernissen, die nicht umgangen werden sollten. Wer Strafsekunden vermeiden will (die Endabrechung geht nämlich allein über die Zeit) muss Reifenstapel, Wippen oder Holzstämme brav überwinden, auch das Touchieren von den Streckenkorridor markierenden Plastikbändern wird sanktioniert. In kniffligen Passagen, in denen eines oder mehrere Räder die Bodenhaftung verlieren, kann die Differentialsperre aktiviert werden – generell ist Overpass aber kein komplex zu steuerndes Spiel. Mit Allrad-Antrieb quält man sich über Felsbrocken, durch Matschpfützen, steile Geröll-Anstieg hoch und über umgestürzte Baumstämme hinweg. Erscheint eine Stelle als unschaffbar, zu holprig oder zu steil, kann das an zwei Dingen liegen: Entweder man hat die optimale Route noch nicht gefunden oder einfach nicht genug Tempo. Leider erweist euch die zwingend notwendige Rücksetz-Funktion oft einen Bärendienst: Hat man einen Anstieg im ersten Versuch fast geschafft, landet aber wie ein Käfer auf dem Rücken, beamt einen der Knopf zwar auf den Kurs zurück – vielfach reicht der Anlauf dann aber nicht, um die Stelle diesmal zu bewältigen. Mir fällt für dieses Problem auf Anhieb auch keine bessere Lösung ein, schließlich sorgen die sehr häufigen Checkpoints für Frustvermeidung – allerdings gehen so eben Tempo und Flow verloren. Dazu gesellt sich die größte Schwachstelle des Spiels: Das zu sensible, oft nicht nachvollziehbare Kippverhalten der Fahrzeuge – mehrfach musste ich mich am Riemen reißen, um nicht den PS4-Controller frustriert an die Wand zu pfeffern.

 

Komische Karriere

 

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Manche Hindernisse sind natürlich (Felsen, Flüsse, Schlamm), andere in die Natur gebaut. Umfahren verboten! © 4P/Screenshot

Erfreulich sind die von Beginn an wählbaren Optionen im „Schnellen Rennen“ – hier tobt man sich auf über 40 Kursen an sechs Schauplätzen aus, mit allen Fahrzeugen. Erklärt werden Spielkonzept und Steuerung aber erst in der Karriere: Nach dem guten, aber knappen Tutorial eröffnet sich eine Art Gitternetz mit Fahrevents. Hier wählt man diverse Rennveranstaltungen, sichert sich Sponsorengelder, kauft Kleidung für die Fahrer bzw. neue Vehikel und kämpft um Punkte für die Teilnahme am Weltfinale. Die Präsentation läuft über schnöde Menüs ab, selbst die typisch nüchterne Milestone-Karriere eines Monster Energy Supercross 3 ist da schon ein paar Schritte weiter.

 

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Splitscreen-Duell: Die Silhouette des Gegners ist super erkennbar – aber nur, wenn der noch in Sichtweite ist. © 4P/Screenshot

Im Mehrspieler-Modus gibt sich Overpass komfortabel: Mit Online, Splitscreen oder Hotseat stehen gleich drei Spielarten zur Verfügung. Letztere Variante ist zwar nur eine schöne Umschreibung für „die gleiche Strecke nacheinander fahren“, wird aber ebenso wie der (vertikal geteilte) Splitscreen immerhin angeboten. Online findet man leider nur mit viel Geduld (teils über 30 Minuten Wartezeit) Mitspieler, dafür läuft der Mehrkampf dann ohne Lags ab. Allerdings auch ohne Abstandsmessung in Sekunden! Wer den in Ghost-Form angezeigten Kontrahenten aus den Augen verliert, ist wieder komplett allein auf der Strecke unterwegs. Kollisionen gibt es online wie im Splitscreen-Modus übrigens nicht.

 

Technisch ist Overpass auf PS4 Pro eine solide Angelegenheit. Bei höherem Tempo gibt es gelegentliche Ruckler und die Kamera schwenkt etwas zackiger als es wünschenswert wäre. Fahrzeuge, Hintergründe, Texturen – all das geht in Ordnung, war aber in zahllosen Konkurrenzprodukten auch schon in deutlich hübscherer Form zu sehen. Die Ladezeiten sind nicht zu verachten – da man aber oft zehn Minuten und mehr auf einer Piste verbringt, fallen diese nicht zu sehr ins Gewicht.

  1. Hab mir das Spiel geholt und gestern mal auf der One X angespielt. Leider gibt es hier in Sachen Grafik derzeit noch viel Tearing und Pop-up. Was die Spielphysik angeht finde ich auch, dass man zu schnell kippt und dass teilweise gefühlt zu wenig Motor-Kraft auf dem Boden ankommt. Werde Overpass aber erstmal behalten, denn mit einem kleinen, feinen Patch sehe ich hier noch viel Spielspaß-Potential schlummern. Aktuell ist Overpass aber leider wirklich noch eine etwas zu sperrige Angelegenheit.

  2. Leider erweist euch die zwingend notwendige Rücksetz-Funktion oft keinen Bärendienst:
    Ich glaube, in dem Satz ist ein "k" zu viel. ;)
    Ansonsten habe ich das NL tries davon gesehen und fand's ganz nett, aber ich fürchte, nicht mein Genre...

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