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No More Heroes (Action-Adventure) – No More Heroes

Auf dem Klo wird gespeichert. In der Limousine wird gevögelt. Auf der Straße rollen die Köpfe. Neugierig geworden? Also steht ihr auf Gewalt, Sex und Humor à la Tarantino? Dann müsste No More Heroes theoretisch eure Nerven treffen. Das Spiel von Grasshopper Manufacture entführt in die blutige Welt des kalifornischen Städtchens Santa Destroy. Und hier geht es nur um eines: Sich nach oben töten. Geniales Kunstwerk oder morbide Katastrophe?

© Grasshopper Manufacture / Eidos / XSEED Games

Last Killer Standing

Travis Touchdown nimmt Anlauf: Mit dem Beam-Katana muss er sich seinen Weg an die Spitze der Killer schlitzen.

Was macht ein schweinecooler Anime-Fan, wenn er bei Ebay ein Beam-Katana aka Laserschwert gewinnt? Er benutzt es. Und zwar professionell. Allerdings hat der ehrgeizige Travis Touchdown ein Problem: Er will die Nummer 1 der Killer werden, ist aber nur die Nummer 11. Also muss er in mühsamer und höchst blutiger Fleißarbeit die Karriereleiter aufsteigen. Da jedes Duell gegen einen ranghöheren Killer eine Gebühr kostet, sollte man auch schnöde Nebenjobs oder kleine Auftragsmorde nicht verschmähen.

Das ist die Story, der Plot und der Handlungsrahmen. Ist das arm? Ja. Aber wenigstens ehrlich. Oder ein wenig geklaut? Der Plot erinnert in seiner fast schon frechen Schlichtheit an den Schwertkampfanime Afro Samurai – kann ich nur empfehlen: da muss sich ein Kämpfer nach oben schlitzen, bevor es zum finalen Duell kommt. Auch ihr müsst letztlich in der städtischen Assassinen-Highscore ganz oben stehen; wie damals am Automaten bei Street Fighter oder Outrun. Und wenn ihr da ankommt, dürft ihr es vielleicht auch mit der blonden Mieze Sylvia Christel treiben, die euch in den Club der Killer eingeführt hat.

So cool wie es hier ausschaut ist das Fahrgefühl nicht: Das Bike steuert sich einfach schlecht, das Rasen macht keinen Spaß, Kollisionen sind entweder nicht vorhanden oder armselig.

Bis dato wird sie euch lediglich mit ihrer verrauchten Stimme betören und beidbeinig aus ihrer Limousine kicken, wenn sich eure Hände auf ihre Schenkel verirren. Hört sich bis hierhin noch alles witzig an, ist erzählerisch schwach, aber thematisch herrlich abgefahren und in Sachen Zwischensequenzen überaus ansehnlich – es gibt gerade in der Vorbereitung wichtiger Kämpfe sehr ansehnliche, bizarr arrangierte Szenen und Schnitte. Sprich: Die Inszenierung der Bosskämpfe ist gelungen. Ein Beispiel gefällig?

Coole Bosskämpfe

Da ist ein Baseball-Stadion. Die Kamera schwenkt durchs leere Rund. Ein Mann singt wie Sinatra. Er hat zwei goldene Colts und steht am Wurfpunkt. Sein Name: Dr. Peace. Er ist die Nummer 9 der Killerrangliste. Und ihn müsst ihr besiegen. Oder

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nehmen wir die Nummer 8, eine kleine flinke Samurai-Lady: Sie kämpft in einer verlassenen Halle gegen euch, verschwindet plötzlich, taucht wieder auf und verspottet euch dabei, bis sie sich die Hand verbrennt.

Wie in guten Bosskämpfen der Marke Metroid Prime oder Zelda führt nur die richtige Taktik zum Erfolg. Man muss seinen Feind beobachten, klug ausweichen und zur richtigen Zeit attackieren. In diesen Momenten ist No More Heroes richtig gut, richtig spannend. Leider sind das alles nur Augenblicke gehobener Qualität in einem Meer aus durchschnittlicher bis schlechter Technik, das euch zwischen diesen Höhepunkten meterhohe Wellen der Langeweile entgegen wirft. Und so versinkt man vor allem in einem: In Santa Destroy. In dieser öden, in dieser grottenschlecht präsentierten und an der Schmerzgrenze von Augenkrebs und Kollisionshölle vor sich hin ruckelnden Stadt.