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Ni No Kuni: Der Fluch der Weissen Königin (Rollenspiel) – Erzählkino und Spielekunst

Wenn sich große Zeichner des Erzählkinos mit Spielekünstlern zusammentun, dann entstehen solche Panoramen: Saftige grüne Wipfel wiegen sich im Wind, Wolkenschatten ziehen lautlos über das hohe Gras und hinter dem funkelnden Ozean mit seinen tiefblauen Senken schält sich eine mächtige Felswand aus dem Horizont. Die Welt ist so groß und bezaubernd wie das Abenteuer, das in ihr wartet.

© Level 5 / Studio Ghibli / Namco Bandai

Eine andere Welt

Es ist eine „andere Welt“ – buchstäblich. Denn „Ni no Kuni“ heißt sinngemäß genau das. Deshalb schwingt sich das Orchester auch zum Crescendo auf, wenn Oliver zum ersten Mal über märchenhafte Hügel hinweg auf das prächtige Panorama blickt, in dem Tröpfchen Zuhause ist.

Dabei gab es Tröpfchen bis vor kurzem gar nicht, jedenfalls nicht als lebendigen Elfenherrscher, dessen  Hakennase geradewegs aus der Stirn wächst und an deren Ende eine klingelnde Laterne baumelt. Oliver braucht Tröpfchen. Denn das Plüschtier war ein Geschenk seiner Mutter. An ihm klammerte er sich fest, nachdem seine Mutter ums Leben kam. Und als eine Träne darauf fiel, erwachte das Erinnerungsstück plötzlich zum Leben und wies Oliver den Weg das Fantasiereich.

Warum? Weil es in Tröpfchens Welt ein Ebenbild, einen Seelenverwandten jedes Menschen gibt. Und vielleicht kann Oliver seine Mutter ja retten, falls er ihre Seelenverwandte aus der Hand des mächtigen Shadar befreit…

Die Kunst des Zeichnens

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Traumhafte Kulisse: So bezaubernd sieht es aus, wenn Zeichentrickkünstler mit Rollenspiel-Experten zusammenarbeiten. © 4P/Screenshot

Das Spiel geht aus einer Zusammenarbeit zwischen den Rollenspielexperten Level-5 (White Knight Chronicles) und den Zeichentrickkünstlern Studio Ghibli (Chihiros Reise ins Zauberland) hervor. Während die Spielemacher dabei das interaktive Abenteuer entwarfen, erstellte Ghibli kurze Animeszenen und kümmerte sich um die Gestaltung der Kulissen.

Diese Zusammenarbeit sieht man Ni no Kuni an jedem Pinselstrich an: Goldgelber Sand strahlt im gleißenden Licht der Wüstensonne, uralte Baumkronen erstrecken sich schützend über farbenfrohen Wäldern und wo ein winziges Rinnsal durch die steinernen Straßen einer verklärten Kleinstadt fließt, liegen einzelne Planken über den buckeligen Steinen – gerade so breit, dass eine einzelne Person darüber laufen könnte. Die klaren Farben, die geraden Linien und Olivers wehender Umhang: Alles erinnert an einen abendfüllenden Ghibli-Film. Der Umhang gehört den ersten Aufgaben, die Oliver erledigen muss. Denn er benötigt Kleider, die in der fremden Welt nicht auffallen. Dann kann er die Suche nach dem Ebenbild seiner Mutter beginnen.