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Ni No Kuni: Der Fluch der Weissen Königin (Rollenspiel) – Erzählkino und Spielekunst

Wenn sich große Zeichner des Erzählkinos mit Spielekünstlern zusammentun, dann entstehen solche Panoramen: Saftige grüne Wipfel wiegen sich im Wind, Wolkenschatten ziehen lautlos über das hohe Gras und hinter dem funkelnden Ozean mit seinen tiefblauen Senken schält sich eine mächtige Felswand aus dem Horizont. Die Welt ist so groß und bezaubernd wie das Abenteuer, das in ihr wartet.

© Level 5 / Studio Ghibli / Namco Bandai

Die große Freiheit

Natürlich muss der junge Held bald kämpfen, häufig sogar. Entweder erkundet er die weitläufige Weltkarte, auf der es vor Monstern nur so wimmelt oder er sucht den Ausgang einer Höhle, eines Waldes oder anderer Abschnitte, an deren Ende er meist einen mächtigen Wächter besiegen muss – und die leider aus engen einspurigen Gassen bestehen.  Auf der Landkarte sehe ich ihn stets von weit oben, in den kleineren Abschnitten sowie in Ortschaften folge ich ihm stehenden Fußes.

Im Verlauf des Abenteuers öffnet sich die Welt dabei immer mehr. Versperren zu Beginn noch starke Monster viele Gebiete, kann sie Oliver später mit Leichtigkeit besiegen. Liegen manche Gegenden auf der anderen Seite eines Tals, kann Oliver später Brücken herbei zaubern. Nicht zuletzt befährt er irgendwann gar das Meer und erhält die Möglichkeit zu fliegen. Manche Türen öffnen sich hinter Rätseln, meist kleinen Kombinationsaufgaben. Es ist wunderbar, wie sein Abenteuer mit jedem Schritt größer und größer wird!

Schwert und Zauberstab

Fantasie im Ohr



Joe Hisaishi schrieb nicht nur die Soundtracks zahlreicher Hayao-Miyazaki-Filme, seine Musik begleitet auch Ni no Kuni.

Sein mal ruhiges, mal kraftvolles Orchester erinnert zwar deutlich an einige seiner  vorangegangenen Werke, gehört gleichzeitig aber zu den schönsten und markantesten Spielesoundtracks überhaupt. © 4P/Screenshot

Über Monster stolpert er übrigens nicht per Zufall; vielmehr staksen die Kreaturen von weitem sichtbar durch die Welt. Sollte sich Oliver unbemerkt im Rücken eines Gegners anschleichen, ist er zu Beginn des Kampfes im Vorteil – umgekehrt gilt dasselbe. Die folgenden Gefechte verlaufen in Echtzeit, d.h. ich darf den Helden und die Kamera frei bewegen. Aktionen wie Angriffe, Zaubersprüche oder das Nutzen eines Gegenstands kosten allerdings Zeit, weshalb ich sie erst nach einigen Sekunden erneut ausführen darf.

Dem Abwehren von Attacken kommt eine besondere Bedeutung zu, weil die Feinde nach häufigem Abblocken einen Bonuspunkt fallen lassen. Und wenn ich den einsammle, führt Oliver seinen starken Spezialangriff aus. In einer kurzen Sequenz sehe ich dann, wie er einen großen Feuerball auf seinen Gegner schleudert. Ich muss Gegner und Geschehen daher stets im Blick behalten. Nicht nur weil viele der zahlreichen Kämpfe herrlich fordernd sind! Sondern auch, um Oliver rechtzeitig zu verteidigen oder im richtigen Augenblick anzugreifen – schließlich richten gut abgepasste Konter besonders großen Schaden an. Nicht zuletzt lassen die Kreaturen nach erfolgreichen Aktionen Bonuskugeln für Gesundheit und Magie fallen. So verbindet Level-5 die klassische Rundentaktik sehr geschickt mit dem Echtzeitkampf.