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NHL 11 (Sport) – NHL 11

Electronic Arts hat in diesem Jahr keine Konkurrenz auf dem Eis – zumindest nicht auf Xbox 360 oder PlayStation 3. Auf beiden Plattformen erscheint einzig und allein NHL 11, denn der Verfolger NHL 2K11 wird lediglich auf Wii veröffentlicht. Was auch immer 2K Games zur kreativen HD-Pause gebracht hat: Jetzt müssen die Kanadier beweisen, ob sie auch ohne Verfolger im Nacken begeistern können.

© EA Canada / Electronic Arts

Tempo auf Knopfdruck

Wenn man dem Check an der Bande entkommt, kann man auf Knopfdruck wieder Tempo aufnehmen.

Und endlich kann man auf Knopfdruck etwas Tempo aufnehmen: Wenn man beim Skaten L3 drückt, wird man kurze Zeit schneller. Zunächst nimmt man das kaum wahr, weil es natürlich kein Boost mit leuchtenden Kufen ist und weil man sich mit dem linken Stick ohnehin vorwärts bewegt – manchmal fragt man sich, ob das Klicken von L3 wirklich angekommen ist. Das ist also eine sehr subtile, aber sinnvolle Ergänzung der Spielmechanik, die etwas mehr Dynamik auf das Eis bringt, weil so bessere Rennen um den Puck sowie Tempowechsel entstehen. Allerdings ist das Spiel dadurch insgesamt nicht etwa rasanter geworden, das allgemeine Spiel wirkt im Vergleich zum Vorjahr eher einen Tick langsamer. Wer mit diesem Schub etwas mehr Gas geben will, muss das dennoch mit Vorsicht genießen, denn er senkt die Ausdauer.

Noch nachteiliger als die einsetzende Müdigkeit kann aber der Verlust des Schlägers sein: Denn nach einigen Matches zeigen sich dann doch die physikalischen Auswirkungen, wenn sie nach der Kollision mit einem Puck, einem mächtigen Schlagschuss oder der Attacke eines Gegners brechen – sehr ansehnlich! Dann liegen die Reste tatsächlich als bewegliche Hindernisse auf dem Eis, die mit dem Puck kollidieren können, so dass er plötzlich nach oben abgefälscht wird. Man kann den Puck auch ohne Schläger schnell weg kicken oder gar mit dem Handschuh weiter leiten, sollte aber an die Bande skaten, um von der Ersatzbank einen neuen Schläger zu bekommen – das sind dann angenehm hektische Szenen auf dem Eis. Apropos Bande: Der Kampf um den Puck am Plexiglas, wenn man seinen Gegner offensiv an die Bande presst oder sich defensiv in diese Haltung begibt, wirkt flüssiger und weniger störrisch, weil man die Situationen klarer bereinigen kann.

Schnelle Dekes für alle Fälle

Die einfachen Tricks mit dem Stock lassen sich jetzt komfortabler ausführen: Ein schneller Deke über L1/LB plus Stick nach rechts oder links lässt den Spieler nicht nur elegant am Gegner vorbei ziehen, sondern auch über ihn hinüber hüpfen, wenn man den Stick rechtzeitig nach oben drückt. Das sieht nicht nur akrobatisch aus, sondern wirkt dem inflationären Gebrauch einer defensiven Hinschmeiß-Taktik entgegen. In NHL 10 habe ich mich z.B. sehr oft lang gelegt, um entweder Schüsse oder

Sehr ansehnlich ist der neue Sprung über am Boden liegende Verteidiger – inkl. Puck!

heran skatende Spieler zu blocken. Jetzt kann man notorische Tiefflieger wie mich einfach inkl. gelupftem Puck (!) überspringen. Schade ist zwar, dass es keine gezielten Deke-Übungen mit konkreten Situationen gibt, aber dafür spendiert NHL 11 im Vergleich zu FIFA 11 wesentlich mehr Praxistrainings, in denen man Überzahl, Pressing & Co einstudieren kann.

Bei den normalen Checks hat sich zwar bis auf etwas mehr animierte Vielfalt, was die Kollisionsauswirkungen angeht, nichts Wesentliches getan – die Einbindung der Physik sorgt zwar für etwas mehr unvorhersehbare Stürze, aber die gab es auch in NHL 10. Aber der Poke-Check lässt sich über die Kombination aus L1/LB plus Stick nach unten kontern: Wer den Verteidiger mit seinem Gefuchtel kommen sieht und das rechtzeitig einleitet, kann den Puck zwischen seinen Kufen sichern – also nicht in der weit abschirmenden Bewegung über X, sondern als eine Art defensiven Deke. Vor allem Kenner des Vorgängers werden diese Möglichkeit zu schätzen wissen, weil man all zu aggressive Gegenspieler damit alt aussehen lassen kann.