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Neverwinter Nights 2 (Rollenspiel) – Neverwinter Nights 2

Der Winter naht, das trübe Wetter ist schon da und die Tage werden kürzer. Hurra, es ist Rollenspielzeit! Auch wenn sich der Jubel angesichts der mageren Auswahl und der letzten Pleiten in Grenzen halten dürfte, sollte man die Hoffnung auf ein Winterepos nicht aufgeben. Mit Neverwinter Nights 2 meldet sich immerhin ein Klassiker mit komplexem Regelwerk und echtem Partyleben zurück. Hat er den Zauber alter Schule im Gepäck?

© Obsidian Entertainment / Atari

Verheißungsvoller Einstieg?

Sehr angenehm für Einsteiger ist das als Volksfest inszenierte Tutorial: Ihr nehmt mit einigen Freunden an vier Wettbewerben in dem kleinen Dorf Westhafen teil und lernt so, wie man seine Figur und die Kamera bewegt, Waffen

Diese blau leuchtenden Markierungen kennzeichnen das Levelende: Auf einen Klick wird die Karte eingeblendet, auf der ihr reisen könnt.

ausrüstet, das pausierbare Kampfsystem nutzt, die multiplen Dialoge führt, Schlösser knackt und einen Charakter aufsteigen lässt. Diese Einführung ist aber auch für Kenner wichtig, denn die Bedienung ist etwas umständlich, da die Menüs recht verschachtelt sind und selbst das Ausrüsten trotz Drag&Drop nicht immer ganz intuitiv abläuft: Warum kann man Items nicht sortieren? Wo sind z.B. die Automatisierungen für ein zweites Waffenset der Marke Schild+Schwert oder Langschwert+Dolch, die ich übereinander legen und auf einen Klick auswählen kann?

Außerdem wird man schon im Tutorial Bekanntschaft mit der Kamera machen, die immer wieder zu unglücklichen Wechseln oder Perspektiven neigt. Das Drehen und Zoomen hat zwar Vorteile, aber manchmal wünscht man sich fast eine altmodische Isosicht zurück. Immerhin könnt ihr auf einen Doppelklick schnell zu jeder Figur springen und diese sogar direkt über WSAD steuern – allerdings sieht die Spielwelt aus der Distanz weitaus besser aus. Wer hätte vor vier, fünf Jahren gedacht, dass Offline- Rollenspiele in Sachen Grafik den Kürzeren gegen Online-Rollenspiele ziehen würden? Schaut euch Guild Wars <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=10247′)“>

an und danach NN2, dann müsste der technische Graben deutlich werden.

Modulenge & Feuerwerk

Auf dem Weg zum Ziel werdet ihr, wie in BG, des Öfteren überfallen. Und wie im Klassiker füllt sich die Karte bald mit Orten, die ihr unabhängig voneinander bereisen könnt – ihr wollt erst die Untoten besiegen und dann den Sumpfriesen finden? Kein Problem: Ein Klick auf das Icon und die Reise beginnt. Selbst kleine Gebiete werden dann nachgeladen, um dort den Kampf abzuhalten oder Dörfer aufzubauen. Das wirkt heutzutage jedoch antiquiert. Warum muss ich im Jahr 2006 noch durch so

Was ist das für ein Scherge? Er ist für den Mord eurer Freundin verantwortlich und verschwindet dann…

enge Levelschläuche geschleust werden? Okay, das machen Jade Empire <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=9764′)“>

und Final Fantasy auch. Aber da sehen die Schläuche wenigstens besser aus. NN2 kann in Sachen Landschaft und Kulisse einfach nicht begeistern. Wer sich das Gras, die Bäume oder die Hügel anschaut, wird nicht gerade mit Details empfangen, braucht aber dennoch ordentlich Rechenpower, wenn er alle Licht- und Textureffekte ohne Performance-Einbrüche sehen möchte – das ist ein Missverhältnis, das der Vorgänger nicht zeigte.

Es ist nicht so, dass NN2 schlecht aussieht, denn es gibt hier und da idyllische Fleckchen und schaurige Katakomben, die neugierig machen. Gerade die Licht- und Schattenspiele können sich hier sehen lassen. Hier gibt es nur einen Bug, wenn zwei Partymitglieder Fackeln anzünden – eine will dann partout nicht brennen. Auch das Charakterdesign ist gelungen, die Größenverhältnisse stimmen, Kettenhemden glänzen prächtig und vor allem die Zauber haben es in sich.

Wer mit Feuerball, Kältestrahl & Co hantiert, darf sich auf ein farbenfrohes Spektakel freuen. Diese arkanen Finessen bringen eine angenehme grafische Würze ins Spiel: Druiden verwandeln sich in Wölfe, Spinnennetze halten wabernd Feinde fest, der Vergrößerungszauber lässt Helden aus dem Bildschirm wachsen und wenn Nekoromanten ihre rot glühenden Runen in den Boden brennen, kommt echte D&D-Stimmung auf. Schade ist nur, dass die Ausrüstung der Charaktere nicht komplett angezeigt wird: Wer seinen Gefährten neue Helme, Hüte oder Stirnbänder verpasst, sieht gar nichts.

Auf der Suche nach Lebendigkeit

Monster im Visier: In den Katakomben könnt ihr diverse Perspektiven wählen; leider zickt die Kamera immer wieder.

Die Spielwelt ist insgesamt zu leblos: Warum sind die Gasthäuser so schrecklich steril, statisch und ungemütlich? Warum kann man so wenig Häuser betreten? In Fort Locke sind alle Hütten unzugänglich; man bekommt nicht mal den Hinweis, dass sie verschlossen sind, sie sind einfach nicht anklickbar – sogar das hübsch anzuschauende Hauptquartier bleibt nur Atrappe. Warum kann man da nicht mal rein und stöbern? Warum erklärt nicht wenigstens jemand, weshalb alles zu ist? Erst wenn man Niewinter endlich erreicht, hat man wieder das Gefühl, in eine lebendige Welt zu kommen und erst hier zieht die Story wieder an, weil sich plötzlich die Pfade öffnen und ihr euch zwischen dem rechtschaffenen und gesetzlosen Weg entscheiden müsst: Brandstiftung und Waffenschmuggel im Namen der Diebesgilde auf der einen, den bestrafenden Pfad der Stadtwachen auf der anderen Seite. Egal für welches Schicksal ihr euch entscheidet: es folgen die unterhaltsamsten Quests des Spiels.

Aber selbst die Räumlichkeiten in Niewinter bieten zu wenig Interaktivität, zu wenig klickbares Interieur: Manchmal entdeckt man auf den ersten Blick prall gefüllte Zimmer, die voller Gemälde, Kisten, Krempel und Regale stehen. Obwohl die hübschen Texturen hier Üppigkeit suggerieren, ist rein gar nichts anwählbar. Und in einem Dungeon erwarte ich nach dem Öffnen einer Tür und einem prall gefüllten Raum wenigstens ein paar Dinge, die man mitnehmen kann oder ein paar Textzeilen mit Beschreibungen dazu…

Zur Lebendigkeit gehört auch die Bewegung bzw. der Tagesablauf der NPCs. Auch hier zeigt NN2 eine erschreckende Statik: Die Nebenfiguren stehen teilweise ohne eine einzige Animation an ihrem Fleck – selbst bei Gefahr bleiben sie stehen. Das ändert sich zwar ebenfalls ein wenig in Niewinter selbst, aber insgesamt vermisst man das Gewusel in den Gassen. Selbst BG2 konnte mit seiner Isografik eine bessere Illusion einer lebendigen Spielwelt erschaffen. Dazu gehören in einem modernen Rollenspiel natürlich auch glaubwürdige Reaktionen der Bewohner, wenn man eine Waffe zieht oder ihre Sachen stiehlt. Hier spielt all das keine Rolle, ihr könnt mit gezückter Klinge losziehen, was weniger schwer wiegt als die Tatsache, dass es Bewohnern scheinbar vollkommen egal ist, ob ihr sie beklaut oder nicht. Wird der Taschendiebstahl noch geahndet, könnt ihr die meisten Häuder oder Räume einfach ohne Konsequenzen plündern. Wer einen Dieb spielt, wird in NN2 nur aufgrund der hinterhältigen Attacken auf seine Kosten kommen – das Schleichen und Stehlen bietet kaum Nervenkitzel.