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NBA 2K21 (Sport) – Eine Saison voller Auf und Ab

Nach dem Casino-Debakel des Vorjahres in NBA 2K20 (Stichwort: Slotmachine) muss 2K Sports in diesem Jahr Boden gut machen: Wir haben das Basketball-Spektakel auf Herz und Nieren getestet und verraten, wo auf dem Platz die Stärken und Schwächen liegen. Und natürlich, wie dreist und tief das Spiel diesmal mit Mikrotransaktionen in eure Taschen greift.

© Visual Concepts / 2K

Bubble Ball

 

Schon seltsam, das neue NBA-2K-Spiel unter die Lupe zu nehmen, während „draußen“ (oder besser drinnen, in der Bubble von Florida) noch die wegen der Corona-Pandemie verschobenen Play-offs laufen. Normalerweise erscheint 2Ks alljährliches Basketball-Update und ein paar Wochen später startet dann die neue Regular Season. Aber gut: Ich kann mir Schlimmeres vorstellen, als nachts live zu verfolgen, ob The Beard oder der King ins Western Conference Final einziehen, und tagsüber selbst die Geschicke der Sportler per Controller zu lenken.

 

Apropos lenken, denn damit komme ich gleich zur augenscheinlichsten Neuerung: der Überarbeitung von Wurf-Meter und Pro-Stick. In NBA 2K21 muss nicht länger die Wurfanzeige komplett gefüllt werden, stattdessen erscheint eine Leiste mit einem farbigen Bereich über eurem Spieler – soll euer Wurf sein Ziel treffen, müsst ihr die Wurftaste genau dann loslassen, wenn eine nach rechts wandernde Linie in der Mitte des farbigen Bereichs ist. Die Überarbeitung der Pro-Stick-Funktionalität ist noch weitreichender: Nur wer den rechten Stich nach hinten zieht, löst einen Wurf aus. Drückt oder flippt man ihn nur kurz seitlich oder schräg nach vorn/hinten, werden allerlei adrette Dribble-Manöver ausgelöst: Hesitation, Crossover, Behind the Back, etc. Auch Eurostep-Korbleger oder Floater gehen mit dem rechten Stick elegant von der Hand – allerdings nur, wenn man reichlich Zeit ins Training investiert und stets ein Auge auf die ballführende Hand hat. Beim Wurf per Pro-Stick geht es dann nicht ums Timing (der S

tick kann die ganze Zeit nach unten gehalten werden), sondern um das Treffen der Mitte – gelingt es euch, die Linie ganz senkrecht im Zentrum zu halten, landet der Ball satt im Netz. Und natürlich beeinflussen eure Position, die Spielerskills plus die Spielsituation – steht ihr frei oder habt ihr eine Hand im Gesicht – die Schwierigkeit, per Pro-Stick zu treffen.

 

Dein Spiel

 

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Im Karriere-Modus kann man Partien per Simcast elegant simulieren – und dann jederzeit per Knopfdruck einsteigen. © 4P/Screenshot
Zu diesen System gesellen sich eine Menge Einstellungen: Man kann die visuelle Anzeige des Wurftimings auch ganz ausschalten, die Pro-Stick-Funktion auf Würfe oder Dribblings beschränken und sogar die Pro-Stick-Ausrichtung festlegen, als „absolut“ oder „Kamera relativ“. Hier folgt das Spiel der löblichen Einstellungsvielfalt, das es in vielen Bereichen auszeichnet: Die Treffer-Häufigkeit, die Wahrscheinlichkeit, einen Alley-Oop einzutüten, die Passgeschwindigkeit oder wie leicht Steals von der Hand gehen – all das kann man wie gewohnt feinsäuberlich per Schieberegler austarieren. Das ist natürlich ein guter Service, erfordert aber auch viel Zeitaufwand und Herumprobieren. In meinem ersten Match auf „Profi“ (der zweitniedrigsten Stufe) hatte mein Gegner am Ende eine Field-Goal-Percentage von knapp 80%. Da wäre sogar Jazz-Center Rudy Gobert neidisch! Im Ernst heißt das natürlich: Wer mit den Standard-Einstellungen hier oder dort nicht zurechtkommt, kann vieles ändern. Ein schnelles „NBA 2K21 ist doof und unfair“ käme vielleicht verfrüht.

 

 

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Schaut doch richtig gut aus: Hier ein Match zwischen Oklahoma City Thunder und den aktuellen Clippers um Kawhi Leonard. © 4P/Screenshot
Unterm Strich haben wir es auf dem Platz nämlich mit einer sehr starken Basketball-Sim zu tun, die sich aber vor allem an Serienfans, Vielspieler und Kenner der Sportart richtet. Wer die Entwicklung des Sports in den letzten zwei Jahrzehnten nicht verfolgt hat, kratzt auch nach etlichen Spielen nur an der Oberfläche dessen, was im Spiel möglich ist. Egal ob komplexe Spielzüge, das Abschirmen des Balls in der Zone, Pässe in den Lauf oder diverse Pick-and-Roll-Varianten – es hilft, sich ein Stück weit mit der NBA auszukennen, um die Spieltiefe von NBA 2K21 wertschätzen zu können. Wobei ich das Gefühl habe, dass das Geschehen auf dem virtuellen Platz noch nicht mit der aktuellen NBA-Entwicklung, vermehrt auf Würfe von außen zu setzen, Schritt hält.

 

Apropos Schritt halten: NBA 2K21 ist nicht generell deutlich langsamer als im Vorjahr, trotzdem kann ich ihm eine gewisse Behäbigkeit nicht absprechen. Nur wirklich kleine, flinke Stars wie Kyle Lowry oder Dennis Schröder besitzen die Spritzigkeit, die ich ihnen auch in echt zuschreiben würde. Schon die nächste Größen- und Gewichtsklasse à la James Harden, aber auch mancher Point Guard (Cover-Star Lillard oder Westbrook) fühlt sich nicht so temporeich an, wie ich mir das wünschen würde. Damit finde ich deren Vorteile dezent unterrepräsentiert im Vergleich zu einem Power-Paket wie LeBron oder dem eleganten Riesen Anthony Davis. Die Spielintelligenz der CPU-Mitspieler ist übrigens nach wie vor schwankend: Mal blocken meine Kollegen Verteidiger wunderbar weg, ein anderes Mal fabriziert das gegnerische Team eine dümmliche Backcourt Violation, die so im echten Sport nicht passieren würde.