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NBA 2K11 (Sport) – NBA 2K11

»Are you ready?« So schaut er über die Schulter und läuft aufs Parkett. Dann ist er da: Michael »Air« Jordan. Noch bevor ich zum ersten Mal das Menü sehe, führt mich die Legende in die Halle – zum Tip-Off des ersten Final-Spiels anno 1991. Eine Legende fliegt zum Korb. Aber was bedeutet der große Name für das Spiel? Sollte NBA 2K11 nur halb so weit fliegen wie Jordan…

© 2K Sports / 2K Games

Matthäus wieder für München!

Ob Absicht oder Zufall: Günstiger hätte 2K Sports den Zeitpunkt nicht wählen können. Denn während EA den Neustart des ab sofort NBA Elite benannten Konkurrenten verschiebt, steht NBA 2K11 ganz alleine in den Startlöchern, Verzeihung: am Tip-Off. Was könnte da besser für die Serie werben als ihr größter Star? Und der gibt sofort den Ton an, wenn er unter dem tosenden Beifall enthusiastischer Fans angekündigt wird. Bulls gegen Lakers heißt das erste Spiel – das man natürlich verlassen kann, um ins Menü zu steuern. Das man aber besser durchhält, um sich mit den diesjährigen Besonderheiten vertraut zu machen. Obwohl Michael Jordan nämlich auf den ersten Blick im Mittelpunkt steht wie kaum eine andere Galionsfigur sind es nicht die überschaubaren inhaltlichen Neuerungen, mit denen Ausgabe 2K11 punktet.

An zehn Herausforderungen, die als Querschnitt durch Jordans Karriere dienen, kann man sich versuchen. 1990 müssen ihm etwa im 3. Spiel der Easter Conference Finals 47 Punkte sowie 4 Assists gegen Detroit gelingen,

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Video: Ja, »Air« ist es!

1996 braucht er gegen Seattle nur 22 Punkte, aber auch 9 Rebounds und 7 Assists. Spannend ist das vor allem deshalb, weil jede Partie eine Zeitreise in die Vergangenheit ist; immerhin stehen sich zwei komplett nachgebildete Mannschaften gegenüber – für Nostalgiker ein Hochgenuss! Nur eine klassische Karriere erlebt der Superstar leider nicht, denn nachdem man sämtliche Herausforderungen abgeschlossen hat, darf man einen jungen Jordan lediglich durch die aktuelle Saison führen. Das wirkt allerdings ähnlich befremdlich als würde Matthäus plötzlich wieder bei München spielen. Der Unterhaltungswert solcher Kuriositäten hält bei mir jedenfalls nicht lange an.

Das wars aber schon. Nostalgie hin oder her – mit dem Kern des Spiels hat »Seine Luftigkeit« wenig zu tun. Zwar erhält man nach absolvierten Spielen Turnschuhe aus der Jordan-Kollektion, die jeweils verschiedene Werte eines Profis, u.a. Schnelligkeit oder Ballsicherheit, erhöhen. Zum einen sind die Auswirkungen aber vernachlässigbar und zum anderen habe ich auf den Boost verzichtet, damit ich weiter an die Simulation im Spiel glauben konnte.

Der Korb – so nah und doch so fern

Denn nur darauf kommt es doch an: Wie fühlt es sich an, wenn man in NBA 2K11 zum Korb zieht? Und wie gut funktioniert die »D«, nachdem die Defensivmöglichkeiten im vergangenen Jahr (4Players-Wertung: 82%)zu wünschen übrig ließen? Die wichtigste Nachricht: Gegen die aktuellen Verteidiger wirken ihre Vorgänger wie Kreisklasse-Amateure. Stellt man jetzt einen Verteidiger vor seinen Mann und bewegt ihn auch nur halbwegs rechtzeitig nach links oder rechts, kommt der Angreifer nicht vorbei. Gutes Passspiel gewinnt so enorm an Bedeutung und führt bedeutend öfter zum Korb als Einzelleistungen.

Natürlich kann sich der Angreifer aufposten – klasse, wie ein großer Spieler jeden kleineren einfach zurückdrängt, wenn er sich mit dem Rücken langsam in dessen Richtung bewegt! Außerdem kann der Ballführende per Isomotion Dribblings antäuschen, den Gegner mit Crossovers ablenken, Pässe und Würfe antäuschen,

Natürlich heben die Bilder vor allem spektakuläre Dunks hervor – tatsächlich ist die Defensive aber eine der großen Stärken dieses Basketballs.

sich aus dem Post-Up heraus drehen, um zu schießen oder es zu lassen, sich im Lauf drehen und, und, und. Etwas knifflig, dass die Athleten viele Eingaben erst nach leichter Verzögerung ausführen und sich nicht punktgenau bewegen lassen, aber daran gewöhnt man sich. Einen guten Spieler wird man jedenfalls beim Fast Break kaum stoppen können. Bringt man aber erst mal einen Verteidiger vor den Angreifer, kann der nur selten mir-nichts-dir-nichts zum Korb ziehen.

Kommt man trotzdem zum Schuss, bedeutet das zudem noch lange keine Punkte. Ein bedrängter Spieler hat es nämlich vergleichsweise schwer, ins Netz zu treffen. Erschreckend zuverlässig führen hingegen Pass-Korbleger-Kombinationen zum Ziel. Warum erschreckend? Weil NBA 2K11 auf einen sehr mächtigen Automatismus zurückgreift, wenn ein nur halbwegs sinnvoller Pass beim Mitspieler ankommt. Mit sinnvoll sind dabei Pässe in den Lauf des Partners gemeint, wobei auch weniger gut getimte Abspiele zum erfolgreichen Abschluss führen – ein Druck auf die Schusstaste direkt nach dem Pass reicht ja schon aus. Schade, denn so fehlt das Gefühl, eigenhändig Punkte zu erzielen. Nur bei Würfen aus der mittleren oder weiten Distanz kommt es noch aufs Timing beim Schießen an. Gut, dass die Mitspieler schon vor einem Pass eigenständig hinter der Dreierlinie in Stellung gehen. Ohnehin bringen sich die Kollegen stets clever in Position.