Wer hat nicht mal Lust darauf, einen eigenen Fernsehsender inklusive Programm aufzubauen? In MUD TV kann sich daran versuchen, aber der Weg dahin ist zunächst ebenso primitiv wie steinig – RTL & Co lassen grüßen: Anfangs sendet
![]() ![]() |
Am Anfang zieht sich der Aufstieg. Vieles, was man so ins Programm packt, ist eher Sondermüll als sehenswert. |
man nämlich nur den Billigmüll, der irgendwann nachmittags bei Privatsendern läuft. Mit steigendem Kontostand wird das Programm allerdings immer besser bzw. attraktiver für die Masse, weil man damit auch mehr Werbeeinnahmen erzielen kann.
Was zählt, ist nämlich die Quote – sprich die Leute, die sich das tatsächlich anschauen. Die Vorlieben muss man immer im Auge behalten und evtl. darauf reagieren. So kann man auch eigene Sendungen für die Zielgruppe produzieren, wofür man natürlich ein Konzept, Leute und ein Studio braucht, was ganz schön ins Geld geht. Und wenn das trotzdem nicht reicht? Wenn die Konkurrenz mehr Marktanteile hat, kann man sie auch sabotieren. So weit die durchaus interessante Theorie, die man sich im dreiteiligen Tutorial zu Gemüte führen kann, das leider sporadisch abstürzte; aber keine Bange: das Hauptspiel lief dann sauber.
Gut aussehen tut es trotzdem nicht: Die quietschbunte Kulisse sieht eher billig als cool aus – hier hätte man auch ohne großen Polygonpom im Artdesign wesentlich mehr aus dem Thema herausholen können. Das Problem von MUD TV ist aber nicht in erster Linie die schwache Technik, sondern der Inhalt: Denn das Managen des Fernsehsenders ist einfach langweilig. Schon in der ersten von sieben Missionen der Kampagne beginnt das Gähnen: Hier soll man zwei Millionen scheffeln, was eigentlich nicht sonderlich viel ist, da man mit 200.000 startet. Allerdings darf man nix selber drehen und stattdessen nur recyceltes Zeugs ausstrahlen, das aus der Sondermülltonne von RTL 2 zu stammen scheint: Da singen abgetakelte Showstars schon morgens, Erotikserien laufen um 12 Uhr und nachmittags hängen Hausfrauen vor der Glotze.
So öde kann Wirtschaft sein
Zur nervigen Lauferei artet das Ganze auch noch aus, weil man Werbung und Nachschub an Sendeschrott stets im
![]() ![]() |
Wie oft bin ich hier gewesen? Hier kauft man jedenfalls Filme, Werbung und sonstiges ein, was trotz Technik ziemlich altmodisch läuft. |
Erdgeschoss des Hauses organisieren muss. Von moderner Bürokommunikation zur Entschlackung des Mikromanagements scheinen die Entwickler trotz eingebautem Handheld nicht viel zu halten, denn man muss auch noch alles umständlich ins Archiv bringen. Dass man so was längst online machen kann, ist ihnen entgangen, denn im Spiel gibt’s nicht einmal das Internet – selbst eine Hommage an vergangene Zeiten hätte sich nicht so in der Benutzeroberfläche beschränken dürfen.
Es wäre ja wenigstens im Ansatz spannend, wenn es eine Art Wettlauf um die besten Sendungen oder Spots geben würde, aber die Frau von der Konkurrenz sieht man viel zu selten, da man (noch) nicht in ihr Büro darf. Von der großmächtig verkündeten Weltherrschaft, wie sie der Senderchef laut lächerlicher Story anstrebt, ist jedenfalls im Einstieg nix zu merken. Die ersten Aufträge fühlen sich im Zeitalter moderner Wirtschaftssimulationen so zäh an wie Kaugummi, so dass man sehr gerne auf das dreifache Vorspulen zurückgreift.
Emos, Opas und Freaks
Und das Managen selbst ist alles anders als komplex, sondern denkbar simpel: Eigentlich muss man immer nur schauen,
![]() ![]() |
Quote ist alles. Die Emos sind eine Zielgruppe, um die man sich kümmern muss. Besonders gern glotzen sie um… |
dass es genug Quote gibt, da sonst die Werbekunden murren. Es hagelt Strafzahlungen, wenn die Spots nicht rechtzeitig gesendet werden. Um mehr Zuschauer zu locken, sollte man bessere Filme, Shows und Serien senden, die man in sein Sendeschema presst. Zudem wollen einige Werber eine bestimmte Zielgruppe erreichen, von denen es acht gibt, die vom Nerd über Rentner und Hausfrau bis zum Yuppie reichen. Jede Gruppe will ihr spezielles Programm, weshalb sich Emos und Omis gern Musiksendungen anschauen. Allerdings hocken sie nicht gleichzeitig vor der Glotze, da jede Gruppe ihre Fernsehzeiten hat. Wer das im Großen und Ganzen berücksichtigt, macht auch sein Geld, jedoch kann man schnell zum Stricksender mutieren, wenn man nicht aufpasst.
Mehr Auswahl herrscht im Gegensatz zur Kampagne beim freien Spiel, wo man von Anfang an alles nutzen darf, um seine Ziele zu erreichen. Entweder gilt es, eine bestimmte Geldsumme zu erreichen oder einen Zuschauerschnitt. Damit es nicht zu langweilig wird, darf man auch die Qualität der Gegner bestimmen, die im selben Gebäude wohnen. Allerdings wird man nicht zu oft behelligt, da die KI eher harmlos ist. Man kann sogar den Programmplatz aussuchen, der in Tag und Abend unterteilt ist. Tagsüber sind die Quoten eher mau, aber abends ist schon mehr los, da sogar Intellektuelle das Spätprogramm glotzen. Aber um 24 Uhr ist Schluss, denn Nachtprogramm gibt’s nicht. Ach, wären die realen Sender doch auch so weise!