Das gespielte Buch

Der junge Artjom weiß nicht wie es an der Oberfläche aussieht. Er kennt nur die gedrungenen Spanholzwände seiner Parzelle. Treppen aus kaltem Stahl führen an den ovalen Steinmauern vorbei, unter denen er sein gesamtes Leben verbracht hat. Meist sind Petroleumlampen die einzige Lichtquelle. Artjom nimmt Abschied von seinem Zuhause, wenn er sich auf den Weg zu der Draisine macht. Er soll die Anwohner einer anderen ehemaligen Metro-Station vor den Schwarzen warnen. Und er soll Hilfe holen. Doch als er dort ankommt, wollen die Bewohner von Polis keinen Mann entbehren…

Die Ankunft in der großen Polis-Station gehört schließlich zu den Höhepunkten in Metro 2033: Als ich mit Artjom in den riesigen Bahnhof einfuhr, blickte ich auf ein hohes Stahlgerüst –

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Video. Die große Stärke der Romanumsetzung ist die packende Atmosphäre in den finsteren Metro-Schächten. Der Geistertunnel gehört zu den stimmungsvollen Höhepunkten.
helle Scheinwerfer glotzten wie die kalten Augenhöhlen eines verrotteten Dinosauriers von oben auf mich herab. Wie bildgewaltig das frisch gegründete Studio 4A Games mit der ebenso frischen Technik sowohl den Untergrund als auch die Oberfläche des zerfallenen Moskaus zum Leben erweckt, ist beeindruckend! Und so sind es denn auch die äußeren Schauwerte, mit denen die Umsetzung des gleichnamigen Romans hausieren geht.

Auch in Filmsequenzen, die fast ausschließlich aus der Sicht des Spielers inszeniert werden, beweisen die Entwickler ein überraschend routiniertes Händchen: Es gibt zahlreiche vorgefertigte Momente, in denen Metro 2033 seine Geschichte erzählt. Dazu gehören auch rasante Actionszenen, in denen Artjom seine Treffsicherheit beweisen und Hindernissen ausweichen muss – obwohl sie fast ausschließlich in den engen Tunneln unter Tage spielt, ist die Buchumsetzung erstaunlich packend und abwechslungsreich!

Aber die Inszenierung offenbart auch Schwächen, weil Artjom nichts erlebt, das nicht unmittelbar auf seinem geradlinigen Trip geschieht. Viele interessante Charaktere bleiben unnötig blass, weil sie abseits der Action zu wenig zu sagen haben. Besonders angesichts der politischen Nuancen ist es schade; immerhin brodelt es im Untergrund zwischen gefährlichen Fraktionen wie Kommunisten oder Faschisten…

.cfg statt Menü

Nicht zuletzt sollten PC-Besitzer daran denken, dass der Titel zwar auch auf älteren Systemen gut aussieht – für plastische Strukturen und eindrucksvolle Lichteffekte benötigt man allerdings nicht nur die elfte Version von DirectX, sondern auch einen leistungsstarken Rechner. Seltsam übrigens, dass man zwar Detailstufen wählen, Optionen wie Bump Mapping, Texturauflösung oder Qualität der Schatten aber nicht unabhängig voneinander einstellen darf. Auch eine Option zum Einschalten der vertikalen Synchronisation fehlt. Das ist deshalb unverständlich, weil Metro 2033 allzu gerne das Bild zerreißt. Tüftler werden zwar in der cfg-Datei fündig, doch das ist ein Umweg, der Experten mit viel Zeit vorbehalten bleibt. Mit den Finessen eines schnellen Computers kann die Xbox 360-Version freilich nicht mithalten: Das Bild wirkt weniger plastisch. Im Gegenzug kommt die Konsolenvariante aber ohne Tearing aus, läuft durchgehend flüssig und zeigt trotz der Einbußen eine ebenso beeindruckende Welt!