Metallschnecke?

Das Spielprinzip von Metal Slug ist schnell erklärt: bis zu zwei Spieler ballern sich durch fünf umfangreiche, meist horizontal scrollende Levels, an deren Ende ein dicker Endgegner auf seine gerechte Bestrafung wartet. Auf dem Weg dahin werden mehrere Hundertschaften mit den abgefahrensten Waffen niedergemäht. Oh, erwähnten wir schon, dass all das ganz oldschoolig in 2D passiert? Handgezeichnete Pixeloptik? Okay, wir fangen besser ganz am Anfang an……
Metal Slug 3 ist die originalgetreue Umsetzung des Arcade-Automaten bzw. des Neo Geo-Roms: Ihr habt die Wahl unter vier Spielfiguren, zwei Männlein, zwei Weiblein, die sich von der Optik abgesehen nicht die Bohne unterscheiden. Alle vier können rennen, springen, schießen und mit Granaten um sich werfen. Ihr kämpft euch alleine oder zu zweit durch fünf lange Levels, vom Strand über Pyramiden bis hinein in ein Alienschiff. Fast alle Welten verfügen über mehrere Wege, die zu unterschiedlichen Abschnitten führen, so dass sich mehrmaliges Durchspielen lohnt, um wirklich alles zu sehen. Gelegentlich wird auch die Scrollrichtung gewechselt, so dass ihr nicht mehr von links nach rechts, sondern von unten nach oben zischt.
Im Gegensatz zum »normalen« Arcade-Shooter seid ihr hier nicht sehr oft zu Fuß unterwegs: Panzer, Riesenbohrer, Kamele, Elefanten oder Zweibein-Roboter warten an Land nur auch euch – in der Luft sind es entsprechend Helikopter bzw. Flugzeug, unter Wasser dann U-Boot oder einfach nur ein formschöner Taucheranzug. Alle Vehikel verfügen über extrastarke Waffen (die aber schnell leergeschossen sind) und vertragen natürlich mehr Treffer als ihr. Seid ihr doch auf Schusters Rappen angewiesen, kann sich euer Knarren-Arsenal aber auch sehen lassen: Raketenwerfer, Flammenwerfer, schweres MG, Laser, zielsuchende Raketen oder das gute Nahkampfmesser halten die Bedrohung gut im Schach. Seid ihr kurzzeitig in einen Zombie verwandelt, könnt ihr ungemein tödliches Blut spucken – ebenso makaber wie wirkungsvoll! Die Waffen bekommt ihr meist von herumlungernden Gefangenen, die nur auf ihre Befreiung warten.
Außerirdische Killerquallen des Todes

Ob allein oder zu zweit, ihr bekommt es stets mit verrückten bis bizarren Gegnern zu tun: Das fängt bei Riesenkrabben an, geht über Pseudo-Nazi-Soldaten und Zombies weiter und hört erst bei Alien-Quallen, UFOs und glubschäuigigen Rieseninsekten wieder auf. Die Endgegner legen noch eine Ach-du-meine-Güte!-Kohle auf: Riesengehirn, Mega-Roboter, rotierende Außerirdische oder bösartige Kriegermaske beanspruchen euren Ballerfinger mindestens ebenso wie das Zwerchfell. Hin und wieder bekommt ihr sogar noch einen computergesteuerten Sidekick an eure Seite, den ihr in aller Regel ebenfalls erst befreien müsst – aber alleine schon der Anblick des grinsenden, Uzi-bewehrten Affen ist diese Extra-Mühe wert!
Habt ihr das Game durch (was im Schnitt knapp zwei Stunden dauert), warten im Hauptmenü zwei Extra-Modi auf euch: »Fat Island« ist ein herrlich blödes Schießen gegen die Zeit, in dem getroffene Gegner allerlei Futter hinterlassen – gewonnen hat der, der am Ende am meisten wiegt! Im »Sturm auf das Mutterschiff« spielt ihr einen Soldaten, der das große Alien-UFO angreift – zwar mit dreifacher Waffenwahl, dafür nur für einen Spieler.
2D-Rabatz

Wie bereits erwähnt, entspricht die Grafik der Konsolen-Umsetzungen exakt dem Arcade-Vorbild: komplett handgemalte Sprites, die sich liebevoll-abgefahren über den Bildschirm bewegen, dahinter ebenso verpixelte Hintergründe, die abwechslungsreicher kaum sein könnten. Dazu gibt es jede Menge krachender Explosionen, herumfliegende Einzelteile und jede Menge Überraschungen im Leveldesign – nichtsdestotrotz nutzt das Game weder PS2 noch Xbox auch nur ansatzweise technisch aus; man muss schon ein Faible für diese Art von Grafik haben, um sie zu mögen. Wem das Geflimmere im 50Hz-Modus auf die Nerven geht, darf den augenfreundlicheren 60Hz-Modus aktivieren, ansonsten gibt es keine Neuerungen – gelegentliches Ruckeln (selbst auf der Xbox) deutet darauf hin, dass wir es hier mit einer Emulation statt einer »echten« Umsetzung zu tun haben, denn so wahnsinnig rechenintensiv kann ein 2D-Scroller eigentlich nicht sein. Zarte Gemüter mögen sich am durchaus vorhandenen Blutgehalt stören, der aber jederzeit zu der Comic-Brutalität des Spiels passt, und nicht zum Selbstzweck integriert wurde.
Begleitet wird das Krawumm-Festival von fett krachenden Soundeffekten, ein wenig Sprachausgabe und recht düdeliger Musik – die in der Action allerdings ziemlich untergeht, und daher verschmerzbar ist. Mit 30 Euro ist das Game auch annehmbar preiswert: im Gegensatz zur immer noch rund 200 Euro teuren Neo Geo-Varianten geradezu unerhört billig, und im Vergleich zur Arcade-Version spart ihr auf Dauer allerhand Kleingeld.