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Uncharted 3: Drake’s Deception (Action-Adventure) – Uncharted 3: Drake’s Deception

Was für ein schwacher Einstieg, Naughty Dog! Da freut man sich auf ein episches Abenteuer und da prügeln sich Nathan Drake und Victor Sullivan erstmal endlos mit irgendwelchen Kerlen in einem britischen Pub. Nichts gegen rechte Haken und gebrochene Nasen, die Faustkämpfe sehen sogar richtig  gut aus, aber sie sind mit ihren drei Knöpfen so langweilig und werden auch noch so gestreckt, dass man fast die Lust auf das Abenteuer verliert. Ein böses Omen?

© Naughty Dog / Sony

Zwischen die Augen

[GUI_PLAYER(ID=80652,width=400,text=Die ersten zehn Minuten.,align=right)]Endlich liegt er am Boden – und steht nicht mehr auf! Man freut sich nicht nur im Einstieg wie ein Boxer in der zwölften Runde, wenn der letzte Kerl ausgeknockt ist. Aber nicht, weil es so spannende, sondern weil es so langatmige Gefechte sind. Obwohl Naughty Dog die Nahkämpfe so gut inszeniert, dass man sich Haltegriffen entwinden, Hiebe kontern oder gar Gegenstände wie Flaschen oder Stühle krachend einsetzen kann, werden sie manchmal überstrapaziert und wirken etwas aufgesetzt. Man wünscht sich einfach den schnellen Knockout, wenn der sechste, siebte und meist übergroße achte Schurke auftaucht.

Dabei erinnert die Kampfmechanik zunächst an Batman: Wenn einen mehrere Gegner umzingeln, kann man sie über den rechtzeitigen mehrmaligen Druck der Kontertaste düpieren, indem Nathan unter einem Schlag abtaucht und selbst angreift. Aber diese Reaktionstests sind hier erstens nicht so anspruchsvoll und zweitens nicht so ausgefeilt, was die Kombotaktik angeht. Sie haben aber zwei Vorteile: Sobald man sie in Schussgefechten einsetzt, kann man erstens sehr coole Aktionen einleiten – dem Feind z.B. die Waffe aus den Händen schlagen und in der Luft auffangen oder eine Granate an seinem Gürtel zünden und ihn damit auf sichere Distanz treten. Und der zweite Vorteil ist wichtiger: Sie gehören zu den kleinen Flecken auf einer lupenreinen Abenteuerweste!

Auf nach Kolumbien

In London werden neue Charaktere vorgestellt: Was hat es mit Katherin Marlow auf sich?

In London werden neue Charaktere vorgestellt: Was hat es mit Katherin Marlow auf sich? Wieso ist sie so fanatisch hinter Nathans Ring her?

Denn nach der Schlägerei im Londoner Pub geht es nach Kolumbien. Und schon dort demonstriert Naughty Dog nicht nur, wie unterhaltsam ein Spiel ohne Action sein kann. Sie zücken auch einen ersten erzählerischen Joker, indem sie die Zeit zwanzig Jahre zurück spulen und in Nathans Vergangenheit reisen. Wer sich an den wunderbaren Spaziergang in Tibet aus dem Vorgänger erinnert, wird hier ein erstes intensives Déjà-vu erleben: Man erkundet bloß die Gassen von Cartagena und ein maritimes Museum, aber man staunt – über das Licht, die Farben und die unglaubliche Fülle an kleinen Formen. Obwohl es weder knallt noch scheppert hat man richtig Spaß an der stillen Erkundung.

Hier beginnt die Magie der Artdesigner zu wirken, die einen bis zum Finale nicht mehr loslässt: Man hat gerade in diesen ruhigen Szenen, von denen es später u.a. in Syrien noch mehr gibt, das erhabene Gefühl, durch ein Gemälde zu spazieren! Außerdem streut Naughty Dog hier das erste kleinere Rätsel an, denn der Junge ist auf der Suche nach einem ganz bestimmten Artefakt. Wo kann es sein? Über einen Druck auf das Steuerkreuz kann man näher an all die gläsernen Vitrinen heran zoomen, die kleine Funde aus der Kolonialzeit oder Hinterlassenschaften von Sir Francis Drake zeigen. Obwohl man kein Gespräch führen muss, wirkt die ganze Szene unheimlich stimmungsvoll. Die akribische Recherche der Entwickler und die Hingabe auch zum Unwesentlichen, zahlen sich hier aus.