Veröffentlicht inTests

Max Payne 3 (Shooter) – Max Payne 3

Als das Klavier aufspielt, entsteht fast so etwas wie Wehmut. Die
traurigen Klänge und Max‘ Stimme versprechen nach all den Jahren endlich
wieder einen morbiden Blues der tanzenden Projektile. Als der Mann laut
über seine beschissene Situation philosophiert, werden Erinnerungen an
einen der besten Shooter aller Zeiten wach.  An einen tragischen Helden,
der die schnöde Action mit seinen düsteren Untertönen bereichert hat.
Max Payne hatte Ideen, Charakter und vor allem Stil.

© Rockstar Vancouver / Rockstar Games

Gewitter im Großraumbüro

Ich hocke in einer Deckung, die bald keine mehr ist – schon jetzt fliegen mir zig Holz- und Glassplitter um die Ohren, außerdem werde ich von huschenden Schatten flankiert. Das Großraumbüro wird zwar erst seit fünf Minuten gestürmt, aber es sieht bereits aus wie ein Schlachtfeld. Max kann sich neuerdings auf Knopfdruck verschanzen und sowohl gezielt als auch blind aus der geschützten Position heraus feuern, aber die agilen Feinde erlauben keine langen Sitzungen, sondern verlangen spontane Bewegungen. Also raus aus der Hocke, rein in den akrobatischen Hechtsprung und die Bullet Time aktiviert: Die Zeit verlangsamt und ich kann den Zielpunkt vielleicht zwischen den Augen von zwei oder drei Feinden platzieren. Die Maus dreht sich, der Revolver kracht, das Blut spritzt – sehr elegant.

[GUI_STATICIMAGE(setid=63407,id=2329487)]
Es kracht und splittert im Sekundentakt. © 4P/Screenshot

Mittlerweile allerdings auch sehr bekannt, denn Zeitlupe, Deckung & Co bieten heutzutage fast alle Shooter. Schön ist, dass er nicht beliebig viele Waffen mitnehmen darf, sondern dass er sich für drei entscheiden muss; er hat Platz für zwei Pistolen und ein Gewehr, wobei er Erstere auch doppelt abfeuern kann. Dass sich Max im Sprung und am Boden um 360 Grad drehen und die volle Rundumsicht für die nächste Ladung Schrot nutzen kann, ist eine technische Entwicklung, aber nur eine marginale Ergänzung, die das Spielgefühl nicht wesentlich bereichert – Max fühlt sich fast genauso gut an wie 2001. Die Action in Zeitlupe macht nach all den Jahren und Nachahmern auf Anhieb Laune. Zumal

Technisch prächtiger auf dem PC, bei der Installation zickiger:

Die Installation läuft nicht reibungslos, denn das Spiel bleibt manchmal beim schwarzen Schirm hängen. Wenn es nach der Aktualisierung der Grafiktreiber (vor allem ATI-Systeme machene Probleme) sowie Microsoft .NET Framework klappt, , kommt man auf dem PC in den Genuss der technisch ansehnlichsten Version. DirectX 11 wird inkl. Tesselation unterstützt; außerdem kann man einen 3D-Effekt aktivieren. Die gestochen scharfe Kulisse wurde für nVidia-Grafikkarten optimiert.

Minimal braucht der PC diese Muskeln: Windows 7/Vista/XP; Intel Dual Core 3GHz; NVIDIA GeForce 450 512MB RAM oder AMD Radeon™ HD 4870 512MB RAM. © 4P/Screenshot

heutzutage alles noch realistischer in sich zusammen geschossen wird, vom im Bleihagel zuckenden Gangster bis hin zur berstenden Wandhalterung.

Wenig authentisch reagieren die Feinde allerdings, wenn sie eng beieinander stehen und ich einfach mit genug Bullet Time in sie hinein springe: Dann kann ich sie zu einfach nacheinander ausknocken und erschießen, da gewöhnliche Feinde seinen immer gleichen Nahkampf nicht kontern können – selbst im Tumult hat man alle Zeit der Welt für die Exekution. Die Physik-Engine simuliert Einschüsse ähnlich wie in Killzone 3 an jedem Körperteil anders – man kann auch Helme von Köpfen schießen. Ärgerlich ist, dass es beim Feuern aus der Deckung heraus manchmal Fehler gibt: Man visiert einen Feind mit einem Gewehr klar an, aber in der Animation schießt man nach oben und trifft die Decke? Und warum wird nach einer Zwischensequenz meist die aktive Waffe gewechselt?

Bezahlter Urlaub in Brasilien

Es macht immer noch Spaß, mit diesem Mann zu kämpfen, seine Projektile wie Todesküsse abzufeuern. Er trinkt seinen Whiskey pur, er hat das hektische Ballern vor elf Jahren in einen langsamen Blues verwandelt und er hockt mal wieder knietief in der Scheiße. Er fühlt sich dabei nicht wie ein Held, sondern wie ein

[GUI_STATICIMAGE(setid=62977,id=2323477)]
Warum rasiert sich Max eine Glatze? Die Wandlung wird von der Story nicht glaubwürdig inszeniert und lässt keine Charakterentwicklung folgen. © 4P/Screenshot

versoffener Idiot, der schon viel zu lange gelebt hat – darüber sinniert er genau so in inneren Monologen wie anno dazumal. Nur mit einem Unterschied: Nach mehreren Stunden mutiert Max zum zynischen Laberhannes, dessen Sprüche sich einfach abnutzen. Als Charakter erinnert er ein wenig an Bruce Willis in der Rolle von Detectice Jack Mosley in 16 Blocks. Warum ist er jetzt in Südamerika? Der Schmerz über den Verlust seiner Frau und Tochter zerreißt ihn so sehr, dass er sich in New Jersey komplett gehen lässt. Aber ein Ex-Kollege lockt ihn mehr oder weniger nach Brasilien, wo angeblich das leicht verdiente Geld als Bodyguard einer reichen Familie wartet – vielleicht sogar ein Neuanfang.

Natürlich kommt alles anders. Egal ob Hafen, Favelas, Fußballstadion oder Großraumbüro: Leicht ist im Lande des Samba, das hinter Edelnutten, Partys und Koks bald seine hässliche Fratze offenbart, gar nichts. Das liegt weniger daran, dass Max kein Wort Portugiesisch spricht, was die Regie angenehm babylonisch ohne Übersetzungen vermittelt, sondern an der grassierenden Gewalt und der Überzahl feindlicher Projektile. Denn obwohl ich zwei Kopfschüsse platziere und weitere drei Feinde über den Haufen schieße, verliere ich erstens die Energie für die Zeitlupe und zweitens hab ich nur noch ein Schmerzmittel – und meine Lebenspunktefigur ist schon fast bis unter den Hals rot gefärbt. Damit könnte ich Max ein wenig heilen, aber das letzte Schmerzmittel sollte ich aus taktischen Gründen aufbewahren.

  1. Kann mich dem Test und ebenso der Wertung voll und ganz anschließen. Steht vielleicht Max Payne drauf, hat aber damit nahezu gar nichts zu tun. Enttäuschend, teilweise frustrierend glatt und oberflächlich. Schade drum.

  2. Hiri hat geschrieben:Ich hätte sogar noch weniger gegeben. 70% ist noch zu hoch.
    Und für mich ist es mit Battlefield BC2 und Uncharted 2+3 der beste Shooter auf der PS3...
    Vom Gameplay her sogar noch vor Uncharted.
    Als Generation COD würde ich mich selbst nicht betrachten. Hab "alles" mal ausprobiert und bin von allem bis auf Fifa nach etlichen Wiederholungen innerhalb der Genres gelangweilt...

  3. Ich hätte sogar noch weniger gegeben. 70% ist noch zu hoch.
    Max Payne 1 und 2 hab ich verschlungen damals am PC. Max Payne 3 wiederrum ist der totale Scheißdreck sorry. Story völliger Quatsch. Setting total daneben + Glatzen Payne. Das Level Design ist stellenweise sau dämlich und einfallslos. Die Euphoria Physics Engine ist super toll in GTA aber in Max Payne 3 nervt diese enorm. Man bleibt oft an Kanten hängen mit Max. Dieser pseudo Realismus dieser Engine sieht toll aus in diesem Spiel stört aber enorm. Allein wie langsam Max aufsteht. Das Deckungssystem ist schlecht. Viel zu träge und nicht dynamisch genug.
    Das macht ein Uncharted oder Gears of War um welten besser. Die Kontrolle über Max ist auch oft schlecht als recht.
    Viel zu viele Zwieschensequenzen die den Spielfluss stören. Das machen andere Third Person Games ebenfalls besser.
    Totaler murks das Game. 0815 geballer den man vielleicht einmal druchspielt und wieder vergisst.
    Das ist kein Max Payne mehr.
    Wie Herr Luibl schon schön geschrieben hat. Passend für die Generation Call of Duty.

  4. Samsuxx hat geschrieben:
    The Scooby hat geschrieben:Und wie schon gesagt wäre ich auch gern wie bei den anderen Max Payne Teilen die ganze Zeit durch die Luft geflogen. Doch haben die Entwickler die Klasse an den Tag gelegt überall irgendwas hinzustellen, wo Max festhängen kann, wodurch die Zeitlupe abrupt endet.
    Ehrlich gesagt finde ich das Ballern und Shootdodgen in MP3 am Besten von den drei Teilen. Überhaupt habe ich noch keinen Shooter gesehen oder gespielt in dem das Ballern auf so hohem Niveau mitspielt.
    Und die Story und Film noir-keit ist mMn noch auf dem selben Level wie die Vorgänger. Z.T. fand ich die engen Gassen der Favela düsterer als noch die weiteren Straßen eines verschneiten NYC. Max' Charakterentwicklung finde ich ebenfalls nachvollziehbar. Man muss sich gar nicht über seinen Zynismus und seine Bissigkeit (auch in Hinsicht mit dem Wegfall der Metaphern!) wundern wenn man mal darüber nachdenkt was dem alles für Scheiße widerfahren ist.
    Die Charakterentwicklung finde ich sehr verwunderlich. Sie passt imo nur wenig an Teil2 und leiert diesen stattdessen einfach nochmal runter.
    Was aber das Gunplay angeht, das hat mir ebenfalls sehr zugesagt. Die Gegner setzen einen wenigstens noch unter Druck und das Coversystem macht einen nicht so übermächtig wie in anderen Shooter. Auch das Prinzip bei dem man sein Gewehr weglegen musste, wenn man mit den kleineren Waffen Akimbo gehen wollte, fand ich nachvollziehbar.

  5. The Scooby hat geschrieben:Und wie schon gesagt wäre ich auch gern wie bei den anderen Max Payne Teilen die ganze Zeit durch die Luft geflogen. Doch haben die Entwickler die Klasse an den Tag gelegt überall irgendwas hinzustellen, wo Max festhängen kann, wodurch die Zeitlupe abrupt endet.
    Ehrlich gesagt finde ich das Ballern und Shootdodgen in MP3 am Besten von den drei Teilen. Überhaupt habe ich noch keinen Shooter gesehen oder gespielt in dem das Ballern auf so hohem Niveau mitspielt.
    Und die Story und Film noir-keit ist mMn noch auf dem selben Level wie die Vorgänger. Z.T. fand ich die engen Gassen der Favela düsterer als noch die weiteren Straßen eines verschneiten NYC. Max' Charakterentwicklung finde ich ebenfalls nachvollziehbar. Man muss sich gar nicht über seinen Zynismus und seine Bissigkeit (auch in Hinsicht mit dem Wegfall der Metaphern!) wundern wenn man mal darüber nachdenkt was dem alles für Scheiße widerfahren ist.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1