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Mass Effect 2 (Rollenspiel) – Mass Effect 2

Die zivilisierte Welt stand im Jahr 2183 vor dem Abgrund. Egal ob Menschen, Kroganer, Quarianer, Turianer oder Salarianer – alle Lebewesen der Galaxie wurden von einem apokalyptischen Feind bedroht, der nur ein Ziel verfolgte: Völkermord im großen Stil. Dass die mysteriösen „Reaper“ mit ihren Verbündeten „Geth“ nicht alle biologischen Existenzen auslöschen konnten, lag nur an einem Mann und seiner tapferen Crew. Und genau dieser Held verunglückt bei einem Aufklärungsflug, als zehntausende Menschen spurlos verschwinden…

© BioWare / Electronic Arts

Erdbeben in drei Phasen?

Big Boss is watching Shepard: Der Chef der Organisation Cerberus rettet dem Commander das Leben, investiert zwei Jahre Milliarden in seine Genesung und schenkt ihm ein neues Raumschiff. Wieso, weshalb, warum?

Ein guter Einstieg ist die halbe Miete. Wenn ein Spiel mit einem Erdbeben beginnt, gewinnt es sofort die Aufmerksamkeit  – man beobachtet, staunt und hofft. Diese Neugier wecken viele Spiele mit einem tollen Intro, aber dann bauen sie im Minutentakt ab, sobald man die Welt selbst erforscht. Nur wenn sich ein Abenteuer nach dem ersten Donnern noch kontinuierlich steigert, kann es den Spieler emotional binden und ihn vielleicht mit Haut und Haaren bis zum Finale fressen. Das sind dann die wenigen virtuellen Erlebnisse, die man nicht so schnell vergisst. Gelingt den Kanadiern ein dramatisches Spiel vom Einstieg über den Hauptteil bis zum Schluss? Können sie Rollenspiel und Action in einer grandiosen Symbiose vereinen? Gibt es nach den 89% für den Vorgänger endlich Platin?

Wir werden diese Fragen in drei Testteilen beantworten, weil es ein „weltweites Embargo“ von Electronic Arts gibt: Theoretisch dürften wir unsere Wertung erst am 26. Januar, also am kommenden Dienstag, veröffentlichen – das wäre zwei Tage vor dem offiziellen Verkaufsstart. Wie relativ diese unsinnigen Vorgaben sind, zeigen eine Hand voll Printmagazine, die ihre Tests als exklusive Partner des Publishers bereits drucken durften. Meist darf man das, wenn man eine Wertung von 90 plus X garantiert. Weil wir diese Embargos mit Wertungsgarantie nicht mögen und euch trotzdem schon früher informieren wollen, haben wir den Artikel aufgeteilt: Heute gibt es den ersten Abschnitt des Tests sowie eine Bilderserie zu den bisherigen Ereignissen (Was geschah im Vorgänger?), am Montag den zweiten und am Dienstag folgen dann Pro und Kontra, das Fazit sowie die finale Wertung. Wer auf die Prozente verzichten möchte, kann die Anzeige übrigens ab Montag auch abschalten, indem er sie in seinem 4Players-Profil deaktiviert.

Die durchgestylte Fiktion

BioWare zieht porentiefe Register: Die Figuren überzeugen mit natürlicher Mimik. Die kleinen leuchtenden Macken im Gesicht lassen sich übrigens vergrößern, wenn man im Spiel eher den bösen Rebellen gibt - Shepards Aussehen passt sich an.
BioWare zieht porentiefe Register: Die Figuren überzeugen mit natürlicher Mimik. Die kleinen leuchtenden Macken im Gesicht lassen sich übrigens vergrößern, wenn man im Spiel eher den bösen Rebellen gibt – Shepards Aussehen passt sich an. © 4P/Screenshot

Und jetzt Vorhang auf für BioWares zweites SciFi-Abenteuer – das übrigens mit einem Erdbeben beginnt. Wer sich jetzt wundert, warum die Wertungserde nach der vorweihnachtlichen Vorschau mit gutem Eindruck jetzt doch wackelt: Wir haben beim ersten Anspielen nicht mal andere Planeten besuchen, Nebenaufträge lösen oder mehr als zwei der insg. zehn Charaktere anheuern können. Sprich: Das war nicht mehr als ein Reinschnuppern. Bei einem Abenteuer von 35 Stunden gehören jedoch die ersten fünf rückblickend zum Einstieg.

Und hier begeistert zunächst die visuelle Qualität, die dem Vorgänger noch fehlte: Es wabert, es zischt und dampft. Natürlich bleibt es aufgrund des Artdesigns bei einem eher sterilen Flair im Star Trek-Stil, aber diesmal sorgen düstere Facetten und vor allem schärfere Texturen und bessere Spiegelungen für eine imposantere, körnigere Kulisse. Die Räume, Höhlen und Areale wirken dichter, werden spektakulär ausgeleuchtet, während teilweise imposante Lichtreklamen an den Wänden flackern. Die Figuren bewegen sich geschmeidiger, die Innenarchitektur ist markanter, die Rüstungen sowie Uniformen wirken angenehm plastisch und vor allem die Gesichter begeistern mit lebendiger Mimik und porentiefen Merkmalen. Wer sich später mit Charakteren wie Subject Zero oder dem Assassin unterhält, muss den Kanadiern umgehend gratulieren – das sieht alles unheimlich lebendig aus. Obwohl man die fotorealistische Kirche im Dorf lassen muss, denn da ist Luft nach oben: Shepards Augen stieren und rollen manchmal etwas zu künstlich in Dialogszenen.