Miller’s Crossing. King of New York. Carlito’s Way. GoodFellas. Natürlich die Paten-Trilogie von Francis Ford Coppola. Die Sopranos. Filmemacher haben das Thema Mafia bereits sehr erfolgreich aus den verschiedensten Gesichtspunkten betrachtet. Und sowohl das 2002 erschienene Mafia als auch die acht Jahre später veröffentliche Fortsetzung konnten mit ihrer Erzählung und Atmosphäre punkten. Zumindest in Sachen Inszenierung steht Mafia 3 seinen Vorgängern in Nichts nach, ganz im Gegenteil. Die Zwischensequenzen überzeugen mit feiner Mimik, die auch kleinste Veränderungen der Gefühlslage bei den Protagonisten deutlich werden lässt und stets glaubhaft wirkt. Im allerletzten Detail muss man sich zwar Uncharted 4 geschlagen geben, doch viel fehlt nicht, um Nathan Drake & Co in diesem Bereich gefährlich auf die Pelle zu rücken.
![[GUI_STATICIMAGE(setid=80272,id=92528198)] [GUI_STATICIMAGE(setid=80272,id=92528198)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92528198-vollbild.png)
Dabei wirkt die erzählerische Basis auf dem Papier sehr stereotyp: Der farbige Lincoln Clay (ein Vollwaise, der seine Eltern nie kennen gelernt hat) kehrt 1968 nach ein paar Jahren Wehrdienst in Vietnam in sein Zuhause nach New Bordeaux zurück. Diese fiktive Südstaaten-Stadt, die sich an New Orleans orientiert, ist ein absoluter kultureller Schmelztiegel und in vielerlei Hinsicht ein Spiegelbild Amerikas zu jener Zeit. Rassismus und Kommunisten-Hass befinden sich in einem Dauerhoch und in der Stadt kämpfen diverse Verbrechensorganisationen um die Vorherrschaft: Haitianer, die klassische Mafia, organisierte Hinterwäldler. Und durch seinen Ziehvater steckt der in einer Spezialeinheit dienende Lincoln mittendrin. Die Situation eskaliert, als seine gesamte Familie von der italienischen Mafia unter der Führung von Don Sal Marcano ausgelöscht wird und er nur mit viel Glück einen Kopfschuss überlebt. Lincoln schwört blutige Rache. Doch um Sal Marcano stürzen zu können, muss er die unterschiedlichen Organisationen unter seiner Führung vereinen.
Glaubhaft, spannend und intensiv
![[GUI_STATICIMAGE(setid=80272,id=92528192)] [GUI_STATICIMAGE(setid=80272,id=92528192)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92528192-vollbild.png)
Wie schon gesagt: Die Grundgeschichte ist nicht besonders spannend. Doch die Art und Weise, wie Hangar 13 sie durch ein paar kleine technische Handgriffe interessant macht, ist bemerkenswert und kinoreif. Teils über Rückblenden, dann wieder semidokumentarisch erzählt, wenn Zeitzeugen z.B. in Interviewform über ihre Erlebnisse mit Lincoln Clay oder im Fall der Polizeibehörden über seine Taten berichten, zieht mich die Geschichte immer wieder in ihren Bann. Angereichert durch authentische Filmdokumente der Zeit, die sich wiederum mit clever eingeschnittenen Szenen der Protagonisten abwechseln, wird ein sehr stimmungsvolles Bild geschaffen, das über gewisse erzählerische Schwächen hinwegtrösten kann und bis zum packenden Ende ans Pad lockt.
Die Charaktere sind glaubhaft und bieten trotz der mitunter zu stereotypen Zeichnung auch ein paar Überraschungen. Und sie wurden in der deutschen Version bis auf wenige Ausnahmen vorbildlich synchronisiert. Apropos vorbildlich: Man kann jederzeit sowohl die gesprochene als auch die textuelle Sprache ändern oder Untertitel zuschalten. Zwar ist dafür ein Sprung zurück ins Startmenü nötig, doch das ist ein verschmerzbarer Zwischenschritt, um nicht die Systemsprache umstellen zu müssen. Weniger vorbildlich sind jedoch die Szenen bei bestimmten Missionsgebern, in denen nicht mit der aufwändigen Mimik, sondern quasi mit einer statischen Third-Person-Perspektive gearbeitet wird. Diese Dialoge sind inhaltlich ebenso gut und meist gleich wichtig wie die der „Hauptszenen“, werden aber durch die Form der unspektakulären Inszenierung vollkommen unnötig aufs Abstellgleis geschoben.