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Life Is Strange 2 (Adventure) – Familie ist alles

Nach über einem Jahr ist Life is Strange 2 endlich komplett. Fünf Episoden lang durfte ich mich mit den Diaz-Brüdern von Washington nach Mexiko schlagen. Welche Höhen und Tiefen ich dabei erlebt habe, lest ihr im spoilerfreien Test.

© Dontnod Entertainment / Square Enix

Das Spiel gegen die Zeit


Sehr schade ist, dass so viel Zeit zwischen der Veröffentlichung der einzelnen Episoden verstrichen ist. Teilweise dauerte es vier Monate bis die Reise weiterging und so musste ich immer wieder aufs Neue eine Beziehung zu den Brüdern aufbauen. Ich freue mich wirklich darauf Life is Strange 2 endlich einmal am Stück spielen zu können und mit anderen Entscheidungen herum zu probieren. Ebenfalls ärgerlich ist, dass die fünfte Episode nur digital in der physischen Complete Edition erhältlich ist. Im Interview verriet mir Game Director Michel Koch, dass die Entwicklung der einzelnen Episoden einfach zu lange gedauert hat, da sie neue Charaktere und somit Synchronsprecher, viele neue Orte und Geschichten integrieren mussten. Zu meiner Überraschung fuhr das Team außerdem selbst die Route aus dem Spiel nach und sprach zur Recherche mit den dort lebenden Aussteigern und geflüchteten Mexikanern. Am Ende sei einfach nicht genug Zeit gewesen, alles rechtzeitig abzuliefern.

Dass die Entwickler sehr viel in zu kurzer Zeit erzählen wollten, merkt man hin und wieder leider deutlich: Es gibt einige stereotype Charaktere, die aus dem Nichts erscheinen und wichtige Themen wie Konversionstherapie oder Rassismus werden nur kurz angeschnitten, um direkt wieder zu verschwinden.

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Die Kulisse sieht fantastisch aus und man kann sich an der tollen Natur Amerikas kaum satt sehen. © 4P/Screenshot
In diesen Situationen wirkt die Erzählung überhastet und stellt komplexe Probleme wie rassistische Anfeindungen zu einfach dar. Koch sagte, dass es ein Leichtes gewesen wäre, erneut eine übernatürliche Geschichte in einer Kleinstadt zu erzählen. Viel interessanter fanden sie jedoch komplett neue Charaktere, Orte und Themen. Er gab mir recht, dass einige Charaktere etwas mehr Exposition hätten bekommen müssen, um ihre Beweggründe besser darzustellen.

Vielleicht wäre es aufgrund der zeitlichen Beschränkung somit besser gewesen, nicht zu viele Themen anzusprechen. Denn die Momente, in denen die Charaktere genug Zeit bekommen, um ihre Geschichte zu erzählen, sind großartig. Obwohl ich weiß, dass Life is Strange 2 nur ein Spiel ist, denke ich immer wieder daran, was wohl gerade Sean, Daniel, Lyla, Brody, Chris, Cassidy oder Joan machen und hoffe, dass sie endlich angekommen sind.