1 Kirby, 26 Gesichter
Das eigentliche Hauptspiel ist ein durch die Bank gefälliges, wohlkomponiertes 2D-Hüpfspiel – ohne Geistesblitze beim Leveldesign, aber auch ohne Patzer. 2011 hat mir das noch extrem viel Freude bereitet, doch HAL hat im letzten Jahrzehnt mit Triple Deluxe, Planet Robobot und Star Allies so viel 2D-Jump’n’Run-Material veröffentlicht, dass an einigen Stellen Ermüdungserscheinungen zu Tage traten als ich Kirby’s Return to Dream Land Deluxe durchgespielte. Die genannten Nachfolger waren zum Teil kreativer und anspruchsvoller – kein Wunder, schließlich flossen ja die Erfahrungen von dem nun neu aufgelegten Wii-Spiel in deren Entwicklung mit ein. So wirken manche frühen Levels arg brav und banal, im „Obst-Ozean“ wird für meinen Geschmack zu viel geplanscht und der erwartbare Mix aus Grasland, Wüstenland, Wasserland, Eisland und Feuerland ist… nun ja, erwartbar eben.
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Trotzdem machen die zahllosen Kopier-Fähigkeiten die meiste Zeit über einfach großen Spaß: Kirby verwandelt sich in unzählige lustige, coole und wilde Versionen seiner selbst – er kämpft wie ein Street Fighter, ist stacheliger als Sonic, spuckt Feuer wie Spyro oder surft auf seiner eigenen Bugwelle wie Björn Dunkerbeck in der Nutella-Werbung aus dem Jahr 1998. Viele Attacken und Moves sind zuckersüß animiert – und von der unterm Strich gigantischen Manöver-Vielfalt des Wonneproppens bin ich so begeistert wie einst auf Wii. Zwei ganz frische Verwandlungen habe ich entdeckt: Sand-Kirby baut Burgen aus Siliziumdioxid und lässt Sandfäuste zuschlagen, der Mech-Kirby feuert Lasersalven auf seine Feinde.
Bei der Macht von Dream Land!
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Dazu gesellen sich mächtige Super-Transformationen, bei denen Kirby mit dem Schwert das halbe Level zerhackt oder einen Feuerdrachen durchs Feindvolk rauschen lässt – das sieht mitunter ziemlich fetzig aus. An anderer Stelle muss Kirby Schlüssel zu Türen und Bomben zu Barrieren transportieren – oder er schnappt sich Dauerfeuer-Kanone bzw. Regenschirm-Schild, um besonders wild bzw. sicher durch spezielle Abschnitte zu gelangen. Diese Passagen sind spielerisch banal, doch sorgen sie für optische Highlights und lockern den Jump’n’Run-Alltag auf. Mitunter pfiffig versteckt sind die Zahnrad-Collectibles – um sie alle aufzuspüren, braucht es ein gutes Auge für Geheimgänge und ein Gespür für seltsame Levelkonstruktionen. Sind an einer Stelle z. B. viele massive Blöcke, die auf den ersten Blick dort keinen Sinn ergeben, dann kann es schon reichen, einfach zu warten, bis ein massiver Steinblock (vor dem Kirby scheinbar nur flüchten soll) die Barriere zerdeppert. Aufmerksame Spieler entdecken zudem viele Dimensionsrisse, die in Abschnitte führen, wo Kirby vor einer tödlichen Wand fliehen muss – am Levelende warten dann wiederum Zahnräder als Belohnung für den Stress.
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In technischer Hinsicht gibt sich HAL keine Blöße: In Bewegung sieht das Abenteuer auf der Switch spürbar schicker und schärfer aus als damals auf der Wii. Die deutlichen Outlines um die Figuren herum fand ich anfangs störend, doch letztlich grenzen sich die Charaktere so besser von den turbulenten Hintergründen ab. So charmant wie Yoshi’s Woolly World sieht dieses Remake aber nie aus, auch der 3D-Ausflug ins vergessene Land bot mehr Chichi für verwöhnte Zockeraugen.