Der Wolf im Kämpfer
King of Fighters ist eine der erfolgreichsten 2D-Prügelserien der Welt: Seit mehr als zehn Jahren versorgt SNK zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk die süchtigen Fans mit immer neuer Pixelprügelpracht, selbstverständlich auch in immer ausgefeilteren Ablegern und Sidekicks. Wie schon bei der Street Fighter 2-Serie stellt sich auch hier die Frage nach Sinn und Unsinn einer 3D-Variante: Die beinharten Fans verlangen nach handgezeichneter Action und strafen die »Aussetzer« grundsätzlich mit Ignoranz, Neulinge kommen meist mit der aus der 2D-Serie übernommenen Komplexität in 3D nicht zurecht –
solche Umsetzungen schweben also oft zwischen den Welten. Um diesem Problem vorzubeugen, hat SNK gleich mehrere clevere Lösungsansätze zu bieten: Zum einen entstammt das komplette Figurendesign den Händen von Falcoon, dem Künstler, der auch schon für die 2D-Teile den Pinsel geschwungen hat. Zum anderen wurde die Komplexität des Programms einsteigerfreundlich etwas zurückgeschraubt, während die grundlegende Spielmechanik unangetastet blieb – prinzipiell habt ihr es hier nach wie vor mit einem 2D-Prügler zu tun, nur eben in drei Dimensionen.Respektiere mich als Agentin: Lien Nevill ist einer der Neuzugänge.
Zum zehnjährigen Jubiläum der KoF-Serie versammeln sich 24 Recken auf der Disc – viele bewährte wie Terry Bogard, Ryo Sakazaki, Mai Shiranui oder Rock Howard, aber auch einige neue wie die auf Rache an dem Mord ihres Vaters sinnenden Meira-Brüder Alba und Soiree. Ebenfalls neu in den Reihen befindet sich die britische Agentin Lien Nevill, die verdächtig an Cate Archer aus der NOLF-Serie erinnert. Spielerisch ändert sich augenscheinlich nicht viel: Im Story-Modus gibt es vor jedem Gefecht einen kurzen Dialog, im Team Battle dürft ihr entweder mit Einzelkämpfern oder im der KoF-Serie eigenen 3-on-3-Battle gegeneinander antreten. Neu ist der »Challenge Mode«: Dort erwarten euch 40 immer schwerer werdende Aufgaben – so dürft ihr mal keinen Block benutzen, müsst euren Gegner ausschließlich mit Würfen besiegen usw. Als Belohnung erwarten euch neue Levels und zusätzliche Kostüme für eure Recken, die teils konservativ (Pistole für Clark, Cowboyhut für Rock Howard), teils verrückt (Wolfskostüm für Terry Bogard) daherkommen.
Immer an der Wand lang
Ein Prügelspiel steht und fällt mit der Balance seiner Akteure – speziell, wenn so viele aufeinander treffen. Und genau hier verbirgt sich der größte Knackpunkt von Maximum Impact, wobei damit nicht mal der SNK-übliche extra-schwere Endgegner Duke gemeint ist. Vielmehr spürt man deutlich die Verlagerung des Schwerpunktes auf einige wenige Figuren wie Soiree Meira, Rock Howard, Kyo, Leona, Mignon Beart oder Lien Neville, die einfach gegenüber anderen
zu mächtige Moves haben – insbesondere die starken Kombos und Juggle-Moves sind für Neulinge fatal, da Kombinationen und Super-Moves direkt miteinander verbunden und damit in Reihe und ohne Pause abgefeuert werden können, was immer wieder fatal an die Bloody Roar-Reihe erinnert. Zwar ist der Schwierigkeitsgrad variabel einstellbar, aber dennoch hat man mit einigen Figuren deutliche Vor- und mit anderen offensichtliche Nachteile.Die Kämpfer sehen ihren 2D-Pendants sehr ähnlich.
Traditionsgemäß spielt sich Maximum Impact sehr schnell und direkt. Allerdings gibt es einige 3D-Anpassungen, an die sich 2D-Virtuosen erst gewöhnen müssen: So könnt ihr jetzt per Ausfallschritt schnell ausweichen, euch am Boden liegend zur Seite rollen und den Gegner von der Wand abprallen lassen – was natürlich völlig neue Taktikmöglichkeiten eröffnet. Leider dürft ihr die nur an einem Fernseher ausprobieren, da kein Online-Modus an Bord ist; den findet ihr im klassischeren Prügler SVC Chaos.
Prügel-Clown
Optisch sind die Figuren das klare Highlight – zwar sind sie nicht so detailliert wie z.B: in Soul Calibur 2, dafür erkennen Veteranen typische Bewegungen und Outfits wieder. Die charaktertypischen Eigenschaften wurden gut übertragen, manche Figuren wurden auch leicht überarbeitet – Mai Shiranui hat jetzt z.B. kürzere Haare. Auch die Animationen orientieren sich eher an den schnellen 2D-Vorbildern, so dass die Bewegungen eher comichaft abgehackt statt wirklich flüssig wirken. Special-
Moves, die früher den Screen in ein Pixelfeuerwerk verwandelten, baden ihn jetzt in ein Partikelmeer, ansonsten sind nur die Renderfilme wirklich ansehnlich; lieblose Hintergründe, lange ladende Echtzeit-Zwischensequenzen und bei besonders flashigen Super-Moves eintretenden Ruckler trüben das Bild. Außerdem stellt sich dem wartenden Spieler die Frage, warum für die vollkommen nutzneutrale Vorstellung des Gegners in jeder Runde a.) so lange geladen werden und b.) ausgerechnet ein skurriler, rotnasiger, Anzug-tragender Clown ausgegraben werden musste.Effekte ahoi – die Special Moves sind sehr ansehnlich.
Die Musik tröpfelt euch als erschreckend unspektakulärer gitarrenlastiger Schrammschramm entgegen, kein Vergleich zu früheren Meisterwerken wie dem KoF 98-Soundtrack. Die Soundeffekte bieten auch keinen Anlass zu Luftsprüngen, lediglich die Wahlmöglichkeit zwischen englischer und japanischer Sprachausgabe wird Fans von Originalversionen freuen – dazu gibt’s noch teilweise sehr abwegig übersetzte englische Untertitel.