Über Null ans Ziel
Kentucky Route Zero ist kein Adventure, jedenfalls nicht im klassischen spielerischen Sinn. Es ist mehr Graphic Novel, in der es vor allem ums Lesen geht. Sicher: Es gibt zahlreiche Dialogoptionen sowie kleine Verzweigungen, die sich z.B. darum drehen, ob man den Personen folgt, die sich auf einem Schiff befinden, oder jenen, die kurz an Land gehen. So erhält man unterschiedliche Einblicke, beeinflusst aber nicht den Verlauf der Handlung. Aufgaben löst man schon gar nicht. Man klickt einfach und beobachtet, wie sie erledigt werden.
Und trotzdem fühlt sich das zunächst sehr interaktiv an, da Cardboard Conputer – ein gerade mal drei Personen großes Independent-Studio – gleich auf mehreren Ebenen mit Erwartungshaltungen spielt. Ein Charakter verschwindet etwa, der sich gerade noch direkt neben dem Protagonisten befand. Und obwohl der alte Mann, Conway, meist im Mittelpunkt steht, wählt man häufig Dialogoptionen anderer Figuren oder steuert sie eine Zeitlang gar komplett.
interaktiven Experimenten
interessiert ist, zeigt sich übrigens auch an vier Bonus-Inhalten, die zwar nicht zu Conways Geschichte gehören, aber Kentucky Route Zero trotzdem auf interessante Art ergänzen – z.B. ein Theaterstück, dessen Regieanweisungen man folgt, während man bereits die später veröffentlichte Kritik liest. © 4P/ScreenshotVerwirrend und faszinierend
Perspektiven wechseln ständig. Kamerabewegungen öffnen die Kulissen, weil sie durch Mauern hindurch führen. Oft genug stehen gar Antworten zur Verfügung, die verschiedene Vergangenheiten beschreiben, darunter die im Spiel selbst erlebten. Schreibt man diese Erinnerung quasi neu? Warum sitzen friedliche Bären in einem Bürogebäude? Wem gehören die Umrisse im flackernden Licht eines eingefallenen Stollens? Und hat es eine Bedeutung, dass die Gruppe irgendwann ein Videospiel spielt, dessen Handlung ihre Geschichte fortführt und damit neue Realität wird?
![[GUI_STATICIMAGE(setid=87522,id=92605292)] [GUI_STATICIMAGE(setid=87522,id=92605292)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92605292-vollbild.png)
… und ist vor allem visuell ausnehmend faszinierend. Die verzerrte Realität wirkt wie eine mythische Anderswelt, in die man sich mit Haut und Haaren fallenlassen kann. Über Licht und Schatten skizzieren die Entwickler starke Kontraste in monochromen Kulissen, um immer wieder auf überraschende Art in die dritte Dimension zu tauchen. Seltene Lieder fangen die Seele auf, sonst ist es abseits rauschender Radios oder geheimnisvoller Rufe weitgehend still.
Kann dem Test in Gänze zustimmen.
Ich würde das Spiel niemanden empfehlen.
Das Hauptproblem liegt hier an der eher "künstlerischen" symbolisch, hochabstrakten Herangehensweise statt auf Erzählung einer stringenten und vor allem logischen Geschichte. Wer eine gute Geschichte erwartet wird spätestens in der Mitte von Teil drei enttäuscht, so ist es auch nicht verwunderlich das die Auflösung im letzten Teil selbst bei Fans des Spiels nicht gut ankam. Zumindest, wenn man sich die Diskussionen bei Steam anschaut.
Teil drei und besonders Teil vier waren echt eine Zumutung, vor allem verschwindet einer der zwei Hauptcharaktere am Ende von Teil vier einfach so, ohne eine richtige Weiterführung von dessen Geschichte.
Postmoderner Unsinn den ich hoffentlich schnell wieder vergessen habe. Eine Wertung von 75 würde ich für die ersten zwei Teile akzeptieren, aber als Gesamtwertung erscheint mir eher eine 50er Wertung gerechtfertigt.
Das Spiel entstand damals unter dem Eindruck der https://en.wikipedia.org/wiki/Great_Rec ... ted_States. Hilft einem vielleicht grob dabei, die Inhalte etwas einzuordnen.
Hier wurde auch mal damit angefangen, Symbole und Inhalte zu entschlüsseln. Das wurde nach Act 3 leider nicht mehr fortgesetzt: https://superlevel.de/spiele/kentucky-f ... h-edition/
Die Atmosphäre des Ganzen ist auf jeden Fall wirklich einnehmend.
Jup, das sind wunderbar verschrobene Orte dabei.
Spiele es schon eine Weile... und ich LIEBE es. Über kein Game denke ich so oft nach, schon seitdem ich es anfing vor knapp 2 Jahren. Kann die Kritik an der mangelnden Straffheit verstehen, bin aber viel zu beeindruckt von den absurden Szenarien und der emotionalen Ahterbahnfahrt. Das Bären-Büro, das Wohnmuseum... wie geil