Denn nachdem man die Ladezeiten, die trockenen bis überflüssigen Gespräche und den verhaltenen Schock über die Kulisse hinter sich gebracht hat, sich schließlich den zahlreichen gut designten, aber nicht immer gut animierten Gegnern gegenübersieht und die Klinge zückt, entfacht KdT seinen Reiz.
Dabei steckt auf den ersten Blick nicht viel hinter der Kampfmechanik: Es gibt eine starke und eine schwache Attacke mit der Hauptwaffe, die zu durchaus ansehnlichen, aber definitiv nicht spektakulären Kombos zusammengefügt werden kann. Man kann springen, seinen Feind in die Zielerfassung schalten und ihn dann geschickt umkreisen, wobei man sehr leicht den angepeilten Gegner wechseln kann. Und man hat nicht nur einen Sprung, sondern auch eine Ausweichbewegung zur
Verfügung, die entsprechend eingesetzt eine kleine Zeitlupe einleitet, die wohl so etwas wie Filmflair hervorrufen soll (und dies auch passabel schafft), aber sonst nur wenig spielerische Einflüsse hat. Auch hier gilt die Regel bestätigende Ausnahme, so etwa, wenn man den drei stygischen Schwestern das Auge entreißen muss, das sie ständig einander zuwerfen, während sie einen mit Blitzen attackieren. Das Zeitfenster, um das Auge zu fangen, ist so gering, dass man dem Blitz mit einer die Zeitlupe initiierenden Bewegung ausweichen muss, damit man überhaupt eine Chance hat. Doch leider wird der spielerische Nutzen der Zeitlupe zu häufig verschenkt und nicht so intelligent genutzt wie in diesem Beispiel.
Der Trend geht zur Zweitwaffe
Dennoch: Bis hierhin ist das Kampf- und Waffensystem noch sehr klassisch, altbacken geradezu. Das ändert sich allerdings mit dem System der Zweitwaffe. Insgesamt gibt es gut 80 dieser das Repertoire erweiternden Todesspender, die man allerdings erst den Feinden entreißen muss. Dies geht jedoch erst in einem bestimmten Zustand, zu dem man sie vorher hinprügeln sollte. Dann kurz die Schultertaste angetippt und es beginnt ein kleiner Reaktionstest, dessen Schwierigkeit vom bereits verursachten Schaden sowie dem Gegnertyp abhängt. Schafft man es, die Taste (egal welche) im jeweils richtigen Moment zu drücken, wird ein Finisher eingeleitet, an dessen Ende man dem Gegner die Waffe (oder einen magischen Orb entreißt) und gegen ihn verwendet.
Insgesamt vier dieser Zweitwaffen kann man am Mann tragen und über das Digikreuz auswählen. Damit kommt ein Hauch Taktik in die Gefechte, da die Feinde größtenteils Anfälligkeiten gegen Elemente oder bestimmte Waffentypen haben. Und auf den heilenden Orb sollte man ohnehin nicht verzichten.
Um die Zweitwaffe (das Repertoire reicht von Doppelschwerten über Bögen bis hin zu schweren Äxten und Hämmern) nutzen zu können, ist allerdings eine spezielle Seelen-Energie nötig, die wiederum durch erfolgreiche Standardangriffe generiert wird. Alternativ kann man auch versuchen, über einen Sonderangriff, der einen im falschen Moment aktiviert aber sehr schutzlos zurücklässt, einen größeren Batzen dieser Seelen-Energie abzusaugen – mit dem Nebeneffekt, dass der Gegner vielleicht sogar das Zeitliche segnet und zu Hades zurück kehrt.
Dass es allerdings pro Gegnertyp nur einen Finisher gibt, der ggf. aus einer leicht anderen Kameraposition gezeigt wird, ist sehr schade. Denn man wird von KdT dazu angehalten, die Finisher so oft wie möglich einzusetzen, selbst wenn man die Waffe bereits zur Verfügung hat. Denn nur über jede entwendete Waffe kann man Aufrüstpunkte generieren. Und damit kommen wir zum letzten Element des durchdachten Kampfsystems: Jede Zweitwaffe kann in mehreren Bereichen (meist
auch jeweils in mehreren Stufen) aufgerüstet werden. Dazu benötigt man neben den Punkten auch Materialien, die man
![]() ![]() |
Mitunter kämpft ein Kumpan an der Seite von Perseus, der wahlweise auch von einem menschlichen Mitstreiter übernommen werden kann. |
entweder in den Gebieten findet, nach den jeweils zwischen zwei bis etwa zehn Minuten dauernden Kampfeinsätzen als Belohnung erhält oder die man bei gelungenen Aktionen (vor allem perfektem Timing bei den Quicktime-Events) spendiert bekommt.
Kurzzeitig unterhaltsam
Vor allem dem guten Zusammenspiel aller mit dem Kampf und den Waffen zusammen hängenden Elemente ist es zu verdanken, dass KdT nicht in den tiefsten Orkus stürzt. Die Herausforderung, die ohnehin kurzen Abschnitte quasi „zwischendurch“ zu bewältigen und damit schließlich nicht nur den einen oder anderen Bildschirm füllenden Boss, sondern auch ein komplettes Zweitwaffen-Repertoire zu sammeln und aufzurüsten, kann zwar die technischen Mängel nicht komplett auffangen, hat mich aber immer wieder motiviert.
Natürlich hätte diese Motivation abseits der Technik noch höher ausfallen können, wenn die Gegner etwas intelligenter agieren, wenn sie wenigstens in einigen Momenten so zahlreich wie in God of War 3 auf mich zustürmen oder wenn die Bosse mehr als die gerade mal notwendige Taktik des Ausweichens bieten würden. Der Zwei-Spieler-Modus, bei dem ein weiterer menschlicher Leidensgenosse zum Pad greift, um statt einem der mitunter mitlaufenden und dabei zumeist recht clever agierenden KI-Kumpanen ins Feld zu ziehen, ist passabel umgesetzt, wertet die Action allerdings nicht großartig auf.
Dennoch: Wenn Game Republic die Präsentation und das technische Umfeld so interessant gestaltet hätte wie die Kampfmechanik, hätte die Auseinandersetzung von Perseus und seinem Göttervater Zeus zu einer richtig soliden Filmumsetzung werden können.